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Israelische Ex-Geisel am Flughafen von Amsterdam schikaniert

Der Amsterdamer Flughafen Schiphol
Der Amsterdamer Flughafen Schiphol (Imago Images / TT)

Nicht zum ersten Mal wurden auf dem Amsterdamer Flughafen Menschen mit israelischer Staatsbürgerschaft drangsaliert. Diesmal traf es zwei Frauen, die in ihrer Not den israelischen Botschafter einschalteten.

Zwei israelische Frauen, von denen eine die Verschleppung in den Gazastreifen am 7. Oktober und anschließende Gefangenschaft überlebt hat, haben Beschwerde gegen einen aus Pakistan stammenden Angestellten des niederländischen Flughafens Amsterdam-Schiphol eingereicht, der sie wegen ihrer Staatsangehörigkeit vor den Augen anderer Passagiere beschimpft und erniedrigt haben soll. Der israelische Botschafter in den Niederlanden, Modi Ephraim, bestätigte den Sachverhalt gegenüber der niederländischen Tageszeitung De Telegraaf. Auch er wird beim Flughafen Amsterdam-Schiphol eine offizielle Beschwerde einreichen.

Laut der israelischen Website Ynet News, die über den Vorfall zuerst berichtet hatte, ereignete sich der Vorfall vergangenen Freitagvormittag. Die Israelis, die anonym bleiben wollen, waren während der Abfertigung von dem örtlichem El-Al-Personal zum beschleunigten Sicherheitskontrollpunkt geleitet worden. Als sie diesen erreichten, soll der Sicherheitsbeamte, der auch der Schichtleiter war, den Reisepass der ehemaligen israelischen Geisel geprüft und darauf bestanden haben, dass sie kein Recht auf beschleunigte Kontrolle habe. Widerspruchslos hätten die beiden Frauen sich in die reguläre Warteschlange begeben. Wäre der Flughafenmitarbeiter nun zufrieden gewesen, hätte alles einen gewöhnlichen Lauf genommen. Doch er hatte einen anderen Plan.

Wie YNet News berichtet, rief der Mitarbeiter die beiden Frauen »seltsamerweise zurück und erklärte, dass sie die Schnellspur benutzen könnten, warnte die israelische Begleiterin jedoch vor einer Geldstrafe von 350 Euro, wenn sie nicht dazu berechtigt seien. Daraufhin öffnete er die Schranke und forderte sie auf, sich in die Warteschlange für die Schnellabfertigung zu begeben.

Als sie gerade die Handgepäckkontrolle hätten durchlaufen wollen, seien sie von demselben Kontrolleur »aggressiv« aus der Schlange herausgezogen worden. »Als der Sicherheitsbeamte uns anhielt, stellte er uns absichtlich vor Dutzende von Fluggästen und schrie uns an, wir würden Betrug begehen. Er sagte immer wieder Israelis‹ und ›Ich weiß nicht, was sie euch in Israel erzählt haben‹, als ob wir ein schreckliches Verbrechen begangen hätten«, erzählte die Begleiterin gegenüber Ynet.

An dieser Stelle habe sie ihm mitgeteilt, dass sie den israelischen Botschafter anrufen werde. Nach anfänglicher Skepsis soll sich das Verhalten des Mannes geändert haben, als er erkannt habe, dass sie tatsächlich mit dem Botschafter Modi Ephraim gesprochen habe. Die beiden Frauen wurden mit der Begründung freigelassen, dass sie »die Rechnung wegen Betrugs bei El Al« zu begleichen hätten. Der Botschafter kontaktierte unterdessen den Sicherheitsbeauftragten der Fluglinie, damit er den beiden Frauen zu Hilfe käme.

Vor dessen Eintreffen fragte die eine der beiden Frauen den Beamten, wo sie denn sich denn nun anstellen sollten und wurde zurück an den Anfang der Sicherheitskontrolle geschickt. Dort angekommen, soll ein anderer Mitarbeiter geschrien haben: »Was machen Sie hier?« Die Begleiterin sagt, sie habe klargestellt, dass sie die Kontrolle ohne Schreie oder Unterbrechungen durchführen wolle und vor Konsequenzen gewarnt, falls dies nicht geschehe. Der Angestellte erlaubte den beiden Frauen, die Kontrolle zu durchlaufen. Der Schichtleiter verschwand.

Nicht das erste Mal

Weil die Begleiterin neben der israelischen auch die niederländische Staatsbürgerschaft besitzt, reichte sie als niederländische Staatsbürgerin Beschwerde beim Flughafen ein wegen Belästigung und willkürlichen Festhaltens aufgrund ihrer israelischen Staatsbürgerschaft. Sie sagt: »Ich bin fast wöchentlich auf Flughäfen und habe noch nie so eine erniedrigende Erfahrung gemacht. Es war klar, dass er es auf uns abgesehen hatte, nachdem er unsere israelischen Pässe gesehen hatte und ausrastete. Wir fühlten uns angegriffen, gedemütigt und erniedrigt. Er hatte diesen sadistischen Blick in seinen Augen. Erst als wir uns weigerten, uns zu rühren, als wir uns wehrten und ich den israelischen Botschafter anrief, wurde ihm klar, dass es dieses Mal nicht so leicht werden würde.«

Laut Ynet berichteten Quellen am Flughafen, dies sei nicht das erste Mal gewesen, dass Israelis gegen jenen Mitarbeiter Beschwerde wegen Belästigung und Festhaltens wegen ihrer israelischen Staatsbürgerschaft einreichten. Die israelische Botschaft in den Niederlanden erklärte, sie sei sich des Vorfalls bewusst und mit mehreren ähnlichen Vorfällen in letzter Zeit vertraut. Die Botschaft beabsichtige daher, das Problem mit den Behörden umfassend zu besprechen, um eine Wiederholung solcher Szenen zu verhindern sicherzustellen.

Der Vorfall ähnelt auf erschreckende Weise den Schikanen, die zwei Überlebende des Massakers beim Supernova-Festival am 7. Oktober 2023 rund zwei Wochen zuvor am Flughafen Manchester erdulden mussten. Die beiden Brüder sollen über Stunden hinweg von der Einwanderungsbehörde grundlos festgehalten worden sein, nachdem ein Beamter sie nach ihrer Religionszugehörigkeit gefragt hatte und sie geantwortet hatten, israelische Juden und Überlebende des 7. Oktober zu sein. Daraufhin sollen zwei Beamte sie angeschrien, bedroht und gesagt haben: »Wir müssen sicherstellen, dass Sie nicht hier das tun, das Sie mit den Menschen in Gaza machen.«

Vor einigen Jahren hatte in Deutschland der Fall der Fluglinie Kuwait Airlines Aufsehen erregt, die sich geweigert hatte, einen in Deutschland lebenden Israeli an Bord zu lassen und sich dabei auf die kuwaitische Gesetzeslage berufen hatte.

Ein anderer Fall, über den Mena-Watch im Mai 2022 berichtet hatte, betraf die deutsche Lufthansa: Diese hatte chassidischen Juden aus New York in Frankfurt am Main den Anschlussflug nach Budapest verweigert mit der Begründung, chassidische Juden an Bord eines früheren Flugs hätten gegen die damals noch geltende Pflicht des Tragens von FFP-2-Masken verstoßen. Alle, die äußerlich durch Kleidung und Schläfenlocken als chassidische Juden zu erkennen gewesen waren, wurden also für das angebliche Fehlverhalten anderer chassidischer Juden – die auch nicht Teil einer etwaigen gemeinsamen Reisegruppe waren – bestraft. Später entschuldigte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr dafür.

Was genau in der von der israelischen Botschaft nun eingereichten Beschwerde steht, wollte der Sprecher der Botschaft laut De Telegraaf aus Datenschutzgründen nicht sagen, betonte aber, »das, was passiert ist, ist inakzeptabel. Vor allem in Anbetracht des Traumas, das die entführte Person bereits erlitten hatte, ist dies besonders ärgerlich.«

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