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Weniger als ein Viertel der Palästinenser lehnt Hamas-Angriff ab

Geringe Ablehnung des Hamas-Massakers unter Palästinensern: Markt in Rafah im südlichen Gaza am 26. März
Geringe Ablehnung des Hamas-Massakers unter Palästinensern: Markt in Rafah im südlichen Gaza am 26. März (© Imago Images / Xinhua)

Die Hamas ist im Gazastreifen nach einer aktuellen Umfrage populärer als die Ampelkoalition von Bundeskanzler Scholz in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung wünscht sich weiterhin die Hamas als Regierung der Küstenenklave.

Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Palestinian Center for Policy and Survey Research ist die übergroße Mehrheit der Palästinenser glücklich über die »Offensive der Hamas«, so die beschönigende Formulierung der Demoskopen, vom 7. Oktober vergangenen Jahres. 71 Prozent der Befragten gaben an, die Hamas habe richtig gehandelt, nur 23 Prozent lehnten sie ab.

52 Prozent der Bewohner des Gazastreifens gaben außerdem an, auch nach dem Ende des Kriegs eine Regierung durch die Hamas zu wollen, was ein Anstieg von vierzehn Prozentpunkten seit Dezember ist. Die Hamas ist somit im Gazastreifen populärer als die Ampelkoalition von Bundeskanzler Scholz in Deutschland.

Das sind schockierende Befunde. 1.200 Menschen wurden am 7. Oktober 2023 von Hamas-Terroristen und Zivilisten aus dem Gazastreifen brutal ermordet, verstümmelt, bei lebendigem Leib verbrannt, vergewaltigt und ihre Leichen geschändet. zweihundertvierzig Menschen wurden aus ihren Häusern in den Gazastreifen verschleppt, wo über hundertdreißig von ihnen immer noch irgendwo unter der Erde festgehalten und gepeinigt werden.

Viele Opfer mussten zuerst Folter, Verstümmelung und Mord an ihren Familienangehörigen ansehen, ehe sie selbst ermordet oder entführt wurden. Die Täter zwangen die Opfer, ihre Mobiltelefone zu entsperren, um die Grausamkeiten live auf Facebook und in anderen sozialen Medien zu übertragen – und all das geschah, wenn die Umfrage korrekt ist, mit großer Zustimmung der palästinensischen Bevölkerung.

Die Umfrage sei repräsentativ, betont das Palestinian Center for Policy and Survey Research.Das Institut gibt die Stichprobengröße mit 1.580 Erwachsenen an, von denen 830 persönlich im Westjordanland (an 83 Orten) und 750 im Gazastreifen (an 75 Orten) befragt wurden. Angesichts der Ungewissheit über die Bevölkerungsverteilung im Gazastreifen sei die Stichprobe in diesem Gebiet fast verdoppelt worden, um die Fehlermarge zu verringern. Sie liege bei +/- drei Prozent.

»Hamas begeht niemals Verbrechen«

Während die Unterstützung für das »Offensive der Hamas« genannte Massaker vom 7. Oktober so hoch sei wie vor drei Monaten, ist die Unterstützung im Westjordanland um elf Punkte gesunken, während sie im Gazastreifen um vierzehn Punkte gestiegen sei. Dies sei »überraschend«, so der Bericht.

Die Demoskopen wollten auch wissen, ob die Palästinenser den »Angriff« vom 7. Oktober als Kriegsverbrechen oder Gräueltaten bewerten. Das Ergebnis: »Wie wir schon in vergangenen Umfragen festgestellt haben, sind fast alle Palästinenser der Meinung, dass Israel Kriegsverbrechen begeht, während fast alle glauben, dass die Hamas im aktuellen Krieg keine Kriegsverbrechen begeht. Darüber hinaus glauben mehr als neunzig Prozent, dass die Hamas während ihrer Offensive am 7. Oktober keine Gräueltaten gegen israelische Zivilisten begangen hat.«

Die meisten Palästinenser hätten keine Bildaufnahmen der Gräueltaten gesehen und glaubten daher auch nicht, dass es diese gegeben habe: »Nur einer von fünf Palästinensern hat Videos gesehen, die von der Hamas begangene Gräueltaten zeigen. Nur ein Fünftel derjenigen, welche die Videos nicht gesehen haben, hatte Zugang zu solchen Videos, entschied sich aber, sie nicht anzusehen; der Rest berichtet, dass die Medien, die sie gesehen haben, diese Videos nicht gezeigt haben.«

Die Ergebnisse zeigten, so die Demoskopen, »dass diejenigen, welche die Videos gesehen haben, fast zehnmal häufiger der Meinung sind, dass Hamas-Männer am 7. Oktober Gräueltaten begangen haben«. Man sollte hieraus allerdings nicht schließen, dass diejenigen, welche die Massaker leugnen, dies aus Unkenntnis tun oder weil ihnen der Zugang zu Quellen fehle. Man würde bei einem Holocaustleugner auch nicht sagen, er sei bloß unzureichend informiert.

Die Gräueltaten des 7. Oktober zu leugnen ist eine bewusste Entscheidung, wie es auch eine bewusste Entscheidung ist, den Holocaust zu leugnen. Das Leugnen dient dazu, die Opfer zu verhöhnen, ihnen ihr Leid abzusprechen und sie schließlich zu Tätern zu machen, die kein Mitgefühl, sondern vielmehr Bestrafung verdienten.

Die Autoren weiter: »Aus den Ergebnissen geht jedoch klar hervor, dass die Unterstützung für die Offensive nicht gleichbedeutend ist mit der Unterstützung für die Hamas.« Wenn aber siebzig Prozent die »Offensive« gutheißen und rund die Hälfte will, dass die Hamas den Gazastreifen regiert, dann kann man mutmaßen, dass es zwischen den beiden Gruppen eine große Schnittmenge gibt. Diejenigen, welche die Massaker rechtfertigen, aber sich ein Ende der Herrschaft der Hamas vorstellen können, sind wahrscheinlich Anhänger der Fatah, die sich die Rückkehr der Palästinensischen Autonomiebehörde wünschen.

Terror lohnt sich immer

Folgende Beobachtung verdient Beachtung: »Die Ergebnisse zeigen (…), dass drei Viertel der Palästinenser der Meinung sind, dass die Offensive das palästinensisch-israelische Problem in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt hat, nachdem es jahrelang auf regionaler und internationaler Ebene vernachlässigt wurde.«

Das zeigt, dass die Politik einiger westlicher Staaten nachgerade zu weiteren Massakern ermuntert: Wenn EU-Staaten wie Spanien, Slowenien und Irland oder EU-Chefdiplomat Josep Borrell als Reaktion auf die Massaker vom 7. Oktober die »Anerkennung« eines Staates »Palästina« in Aussicht stellen, tragen diese Regierungen zu etwaigen künftigen Massakern und Kriegen bei, indem sie solche Gräueltaten absichtlich honorieren.

Die palästinensische und generell die arabische Öffentlichkeit werden seit fünfzig Jahren von westeuropäischen Regierungen konditioniert, dass sich Terror und Krieg für sie immer lohnen. Dies begann damit, dass die Außenminister der damaligen EWG am 6. November 1973 als Reaktion auf den arabischen Überfall auf Israel am 7. Oktober 1973 und den folgenden OPEC-Boykott eine gemeinsame Erklärung verabschiedeten, die nur Forderungen an Israel enthielt: die Rückgabe aller im Sechs-Tage-Krieg von ägyptischer und jordanischer Besatzung befreiten Gebiete an die Besatzer und die Achtung der »legitimen Rechte der Palästinenser«.

Die EWG übernahm damals das Programm der Arabischen Liga. Diese europäische Politik, jedes Blutbad an Israelis zu belohnen, indem anschließend Israel – und nicht die arabischen Aggressoren – zum Adressaten von Forderungen, Warnungen und Mahnungen gemacht wird, ist einer der wichtigsten Gründe, warum der arabisch-israelische Konflikt unlösbar scheint. Solange Europa von den Palästinensern nicht Friedfertigkeit einfordert, sondern sie dafür belohnt, Juden zu töten, haben sie wenig Veranlassung, friedlich zu sein, sondern sehen sich von der ausländischen Öffentlichkeit in ihrem Glauben bestätigt, dass Terror der richtige Weg sei, um ihre Ziele durchzusetzen. Das zeigt auch die vorliegende Umfrage.

Keine Zweifel am Sieg der Hamas

Damit korrespondiert ein anderes ihrer Ergebnisse: 64 Prozent der Palästinenser sind der Meinung, dass die Hamas den Krieg gegen Israel gewinnen werde: Im Westjordanland sind es 69 Prozent, im Gazastreifen 56 Prozent.

Man sollte diese Menschen nicht für dumm halten; ganz sicher werden die meisten von ihnen nicht annehmen, dass die Hamas die israelische Armee im Kampf besiegen und anschließend in Israel einmarschieren wird. Der erwartete »Sieg« ist wohl einer, den die Hamas mithilfe des Westens nachträglich auf dem diplomatischen Parkett erreichen könnte: Der Westen werde, so denken wahrscheinlich viele Palästinenser, Druck auf Israel ausüben, damit es keine Offensive der israelischen Armee in Rafah gibt, die Hamas folglich überlebt und anschließend ihr Überleben und ihre Fähigkeit, weitere Massaker zu verüben, als »Sieg« feiern kann – samt Siegesparaden in den Straßen Gazas nach einem etwaigen Rückzug der israelischen Armee.

Auch hier hat das Handeln westlicher Regierungen direkten Einfluss auf das Denken der Palästinenser und das Handeln der Terrororganisationen. Wenn die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock sagt, es dürfe keine Offensive auf Rafah geben – wo die Hamas einen Großteil ihrer verbliebenen Kräfte konzentriert hat, wo sich mutmaßlich Hamas-Chef Yahya Sinwar aufhält und wohin wahrscheinlich auch viele der israelischen Geiseln verschleppt wurden –, dann sagt sie damit, dass Deutschland und die EU mit der Zerstörung der Hamas nicht einverstanden sind. Ein ähnliches Signal gab jüngst auch die US-Regierung mit ihrer Enthaltung bei der Resolution im UN-Sicherheitsrat, die unter anderem die Einstellung der Gefechte forderte.

Diese westliche Politik bestätigt diejenigen, die meinen, Terror lohne sich und an den Sieg über Israel glauben. Solange das so ist, kann es keinen Frieden geben. Auch in Europa hätte es keinen Frieden gegeben, wären die Alliierten Ende 1944 vor den deutschen Grenzen stehen geblieben und hätten das NS-Regime geschont. Spätestens im April 1945 hat niemand mehr an einen Sieg Deutschlands geglaubt, nicht einmal Hitler selbst.

Wenn Mena-Watch irgendwann in der Zukunft an dieser Stelle über eine Umfrage berichten wird, die besagt, dass die Palästinenser ihre Illusionen verloren haben und nicht mehr an einen Sieg der Hamas glauben oder daran, dass sich Terror auszahlt, dann – und wirklich erst dann – ist Frieden zwischen Israelis und Palästinensern denkbar. Jeder, der ernsthaft Frieden will, muss alles dafür tun, damit Israel einen Sieg über den palästinensischen Terror erzielt, den wirklich niemand mehr in Zweifel ziehen kann.

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