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Wie will die Türkei den Abzug der radikalen Islamisten aus Idlib erreichen?

Wie will die Türkei den Abzug der radikalen Islamisten aus Idlib erreichen?„Die große Frage ist nun, wie Ankara Moskau davon überzeugen kann, dass die radikalen Gruppen in Idlib der Einrichtung der demilitarisierten Zone zustimmen und ihre schweren Waffen abgeben werden. (…) Eine mögliche Antwort besteht darin, dass Ankara seine militärische Macht und seinen gehörigen Einfluss auf die bewaffneten Aufständischen einsetzen wird. Die intensivierten militärischen Vorbereitungen der Türkei in Idlib dienen lediglich defensiven Zwecken. Die zwölf von der Türkei eingerichteten Beobachtungsposten haben nur die Funktion, Idlib von den südlich von Aleppo stationierten proiranischen Milizen und den von regierungstreuen Streitkräften kontrollierten Milizen im Südosten zu trennen.

Den militärischen Fähigkeiten Ankaras in Idlib sind zudem Grenzen gesetzt. Insbesondere fehlt ihnen die Kontrolle über den Luftraum. Dass diese Frage bei dem Gipfel in Sotschi nicht behandelt wurde, demonstriert die Grenzen des russischen Vertrauens Ankara gegenüber. Moskau unterstützt zwar die Bemühungen Ankaras um Demilitarisierung, lehnt den Vorschlag einer Flugverbotszone aber ab und will seine Kontrolle über den Luftraum über Idlib wahren. Sollten die Auseinandersetzungen in und um Idlib eskalieren, und türkische Truppen dabei ins Kreuzfeuer geraten, wären sie demnach auf Moskau angewiesen, um aus der Luft unterstützt oder evakuiert zu werden. Es wird interessant sein zu beobachten, wie Ankara die radikalen Gruppen in Idlib, allen voran Hayat Tahrir al-Scham (HTS), zur Zustimmung zu der Putin-Erdogan-Vereinbarung zu bewegen sucht. Ankara hat offenbar die folgenden drei Optionen auf den Tisch gelegt:

  • Wenn sie in Idlib verbleiben wollen, müssen sie ihre Waffen aufgeben und ihre Kämpfer demobilisieren.
  • Wenn sie ihre Waffen nicht aufgeben wollen, müsse sie Idlib verlassen.
  • Jene, die sich weigern, ihre Waffen aufzugeben, gleichwohl aber in Idlib bleiben wollen, müssten sich dann der von der Türkei unterstützten Nationalen Befreiungsfront im Jarablus/al-Rai/al-Bab-Dreieck anschließen.

Sollte es Gruppen geben, die alle drei Optionen zurückweisen, müsste Ankara Russland die erforderlichen geheimdienstlichen Informationen und logistischen Voraussetzungen bereitstellen, um gezielt militärisch gegen sie vorzugehen. Das ganze scheint also darauf hinauszulaufen, dass es nun anstelle einer Blitzoffensive gegen Idlib eine aus gelegentlichen gezielten Angriffen bestehende acht- bis zehnmonatige Operation geben wird, während der zugleich weiter verhandelt wird. Für Ankara bestehen dabei zwei signifikante Risiken. Das erste betriff die Sicherheit der türkischen Truppen die um Idlib herum stationiert sind. Das zweite und vermutlich gewichtigere besteht in der Möglichkeit, dass die radikalen Gruppen, die Ankara seine Vermittlungsversuche übelnehmen, die Türkei mit Terroranschlägen in der Türkei selbst abzustrafen versuchen.“ (Metin Gurcan: „Russia gives Turkey one last month for solution in Syria“)

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