„Es wird davon ausgegangen, dass sich zehntausende Menschen in syrischen Regierungsgefängnissen befinden. Ihre Angehörigen und Anwälte berichten, dass sie häufig gefoltert werden und ihnen ein fairer Prozess und der Kontakt zu ihren Familien vorenthalten wird. Ihre Angehörigen bleiben im Ungewissen. Über Jahre hinweg verausgaben sie sich auch finanziell, denn die Sicherheitskräfte schicken sie bei ihren Bestrebungen zu ermitteln, wo ihre Lieben sind, ja, ob sie noch leben, von Pontius zu Pilatus. Nun berichten Aktivisten und Angehörige inhaftierter Syrer, die Behörden hätten stillschweigend die Standesamtsregister aktualisiert, um Gefangene als verstorben zu verzeichnen. Dabei würden Todesfälle bis ins Jahr 2013 zurückdatiert.
Nachdem sich dies herumsprach, sind die Angehörigen inhaftierter Syrer in die Standesämter geströmt, um zu fragen, ob die Gefangenen noch leben. Im Fall von rund 400 Gefangenen sei die Antwort negativ ausgefallen, so Fadel Abdul Ghany, der dem Syrischen Network for Human Rights (SNHW) vorsteht. Das SNHR geht davon aus, dass 80.000 Syrer vom Regime festgesetzt wurden, ohne dass über ihren Verbleib etwas bekannt ist. ‚Bislang hat das Regime keinerlei Angaben zu den Inhaftierten gemacht und hat sie auch nicht für tot erklärt‘, so Adbul Ghany im Gespräch mit AFP. ‚Nun tut es das, doch auf eine barbarische Weise.‘ Zunächst seien die Standesamtsregister in der Provinz Hama aktualisiert worden, dann in Homs, der Hauptstadt Damaskus, Latakia und Hasakeh. Noch immer träfen neue Namen in den Standesämtern ein. In den sieben Jahren, in denen er den Syrienkonflikt beobachtet habe, so Abdul Ghany, habe er noch nie erlebt, dass Familien auf diese Weise vom Schicksal der Inhaftierten erfahren hätten. ‚Üblicherweise bringt man die Todesurkunde aufs Standesamt und informiert es vom Tod eines Angehörigen, nicht umgekehrt.‘“ (Bericht auf AL-Monitor: „After painful search, Syrians learn detained relatives are long dead“)