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WELTjournal spezial, ORF2. Über Israel und die Siedlungen.

Synagoge in Hebron
Synagoge in Hebron (© Imago Images / IPON)

Ich habe gewusst, dass es schlimm wird. Es wurde schlimmer.

Nur ein kleines Beispiel: Da trauen sich doch glatt 600 Juden in der „arabischen Stadt“ (O-Ton ORF) Hebron zu leben, berichtet man. Diese „arabische Stadt“ ist eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Menschheit. Juden lebten hier seit Jahrtausenden – bis 1929 Araber 67 Juden ermordet und in der Folge die anderen aus der Stadt vertrieben haben.

Nach dem Sechstagekrieg sind 1968 ein paar wieder nach Hebron zurückgekehrt. Schön ist die kleine Synagoge geworden, die sie inzwischen wiederaufgebaut haben, nachdem die Araber einen Schafstall daraus gemacht hatten, ich habe sie voriges Jahr besucht. Das jüdische Viertel in der Altstadt macht gerade einmal 2% der Fläche aus. Voll das Friedenshindernis. Da ist man ja geradezu gezwungen, von Apartheid zu sprechen. Und einen armen palästinensischen Bauern zu zeigen, dem angeblich alle Olivenbäume gehören, soweit das Auge reicht.

„Wir waren zuerst da – soll das ernsthaft ein Argument sein?“ Fragt jemand auf Facebook. Nun, das ernsthafte Thema ist, dass es ganz selbstverständlich als Provokation und Tabubruch dargestellt wird, wenn eine Stadt, in der tausende Jahre lang Juden gelebt haben, nicht mehr 100% „judenrein“ ist.

Das ernsthafte Thema ist, dass ausschließlich Übergriffe von „Siedlern“ in epischer Länge dokumentiert werden. Dass ausgebrannte Schulbusse, in denen israelische Kinder nach palästinensischen Bombenanschlägen hilflos verbrannt sind, nur als Untermalung ohne Kommentar gezeigt werden. Wer die Geschichte nicht kennt, weiß nicht einmal, wer die Täter und wer die Opfer sind. Nur bei den Siedlern ist alles klar. Die werden als Rassisten, religiöse Irre und Kolonialisten vorgeführt, die dann auch von linken israelischen Kommentatoren entsprechend eingeordnet werden dürfen. Andere Siedler kommen nicht einmal ins Bild, und die arabisch-palästinensische Seite wird entweder gar nicht oder nur aus palästinensischer Opferperspektive präsentiert. 

Kein Wort davon, dass die Palästinenser mit weltweiten Terroranschlägen ihr Narrativ ins Zentrum der Weltöffentlichkeit gerückt haben. Kein Wort davon, dass der Sicherheitszaun, der nur zu einem kleinen Teil aus einer Mauer besteht, als Schutz vor Terroristen errichtet worden ist – und seither die Zahl der Anschläge dramatisch zurückgegangen ist. Kein Wort davon, dass Ägypten seine Grenze zu Gaza aus denselben Gründen gerade mit einer Mauer sichert, 6 Meter hoch und 5 Meter tief in die Erde hinein, das erste Teilstück soll im Juni fertig werden.

Kein Wort davon, dass palästinensische Terroristen in Itamar schon Jahre vor dem Mord an der Familie Fogel eine andere Mutter und und drei ihrer Kinder ermordet hatten, die Familie Shabo. Stattdessen stellt man es so dar, als hätten die Siedler am meisten von den Morden profitiert. So sind sie, die Juden, schlagen sogar aus einem Anschlag gegen sie noch Profit.

Kein Wort von den Schändungen jüdischer Kultur und religiöser Stätten in der Zeit der jordanischen Besatzung der Westbank und Jerusalems. Kein Wort darüber, dass die Palästinenser, wenn sie von Befreiung reden, nicht die Westbank meinen, sondern ganz „Palästina“ vom Jordan bis zum Mittelmeer. Man hätte den zahnlosen Bauern mit seinen Olivenbäumen nur fragen müssen, er wäre die Antwort nicht schuldig geblieben.

Kein Wort über die Schwierigkeiten, Eigentumsrechte festzustellen, weil es kein einheitliches Grundbuch gibt, sondern nur die Aufzeichnungen und Überlieferungen aus der osmanischen Herrschaft und der britischen Mandatszeit. Kein Wort über die Prozesse beim Obersten Gericht in Israel, in denen strittige Eigentumsrechte geklärt werden. Kein Wort über die Häuser, die nach entsprechenden Urteilen zurecht auch wieder abgerissen werden.

Kein Wort vom Zusammenleben in Siedlungen wie Efrat, wo es keine Zäune gibt, und die Sicherheitskontrollen für die palästinensischen Arbeiter in 30 Sekunden erledigt sind.

Kein Wort darüber, dass viele Siedlungen deshalb oben auf den Hügeln liegen, weil dieses Land nicht fruchtbar war, weil dort nie Olivenbäume wuchsen, es nie jemand bewirtschaftet hat und nie jemand in Besitz genommen hatte – öffentliches Land in Staatsbesitz. Konkret zuvor im Eigentum des Osmanischen Reichs, danach in jenem der Britischen Mandatsbehörde, danach in jenem Jordaniens, das dieses Gebiet 19 Jahre lang völkerrechtswidrig besetzt hatte (was keinen gestört hat, der sich damals „Araber“ nannte und erst durch Arafat zum „Palästinenser“ geworden ist).

Keines dieser Länder erhebt Anspruch darauf, weshalb diese Gebiete eben nicht „besetzt“, sondern „umstritten“ sind. Stattdessen lässt man einen Israeli über „aggressive Architektur mit roten Dächern“ faseln.

Man könnte die Verzerrungen und Einseitigkeiten noch endlos fortführen. Ich werde das hier nicht tun, weil es offensichtlich sinnlos ist. Fakten haben gegen Narrative ohnehin kaum Chancen. Jeder, der die Sendung gesehen hat oder in der Mediathek anschaut, kann sich sich selbst ein Bild machen. Wer die Fakten kennt, wird den Unterschied zwischen Dokumentation und Propaganda erkennen. Und wer ess nicht besser wissen will, soll glauben, was er möchte.

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