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Weltbank in Gesprächen über Verdoppelung des Türkei-Engagements

Laut Angaben der Zentralbank soll die Inflation in der Türkei im Jahr 2024 erstmals wieder zurückgehen
Laut Angaben der Zentralbank soll die Inflation in der Türkei im Jahr 2024 erstmals wieder zurückgehen (© Imago Images / ZUMA Wire)

Um die größte nicht auf Erdöl gestützte Wirtschaft des Nahen Ostens zu stabilisieren, befindet sich die Weltbank in Gesprächen über eine mögliche Verdoppelung ihres Engagements in der Türkei auf 35 Mrd. Dollar.

Zusätzlich zu den bereits bestehenden Programmen in Höhe von 17 Mrd. Dollar soll es in den Gesprächen um eine weitere Zusage in Höhe von 18 Mrd. Dollar für Projekte in den nächsten drei Jahren gehen, wie Quellen mit direkten Kenntnissen der Angelegenheit berichten. Die Finanzierung würde sowohl direkte Kredite an die Regierung als auch Unterstützung für den privaten Sektor umfassen.

Das türkische Schatzamt und das Finanzministerium lehnten ebenso wie die Weltbank eine Stellungnahme zu den Gesprächen ab. Nichtsdestotrotz verringerte die türkische Lira in einer Reaktion auf die Nachrichten ihre Verluste, und auch die Credit-Default-Swaps fielen, während der Bankenindex um bis zu vier Prozent anstieg.

Eine Einigung wäre ein Vertrauensbeweis für die neu eingesetzte Regierung und die Wirtschaftspolitik von Schatz- und Finanzminister Mehmet Simsek und Zentralbankgouverneurin Hafize Gaye Erkan. Seit ihrer Ernennung im Juni hat die Türkei damit begonnen, die jahrelange unkonventionelle, auf Wachstum und Zinssenkung um jeden Preis ausgerichtete Wirtschaftspolitik von Präsident Recep Tayyip Erdogan rückgängig zu machen. Simsek und Erkan leiten die Bemühungen, die galoppierende Inflation einzudämmen und die fast eine Billion Dollar schwere Wirtschaft auf einen nachhaltigeren Weg zu bringen.

Die Weltbank geht davon aus, dass zwei Drittel der angedachten 18 Mrd. Dollar über Direktinvestitionen und Garantien in den türkischen Privatsektor fließen werden, hieß es. Ein Teil der Mittel werde für kurzfristige Garantien für die Handelsfinanzierung und die Unterstützung der türkischen Exporteure verwendet.

Wiederaufbau nach dem Erdbeben

Das derzeit diskutierte Programm unterstreicht die Unterstützung der Weltbank für die Bemühungen der türkischen Politiker um die Wiederherstellung der makroökonomischen Stabilität des Landes, wie es in einem Dokumentenentwurf der Finanzorganisation heißt. Zuvor hatten sich Simsek und Erkan im Juli in Indien mit dem Präsidenten des in Washington ansässigen Kreditgebers, Ajay Banga, getroffen, wie türkische Staatsmedien damals berichteten.

Ein Teil der neu bereitgestellten Mittel würde wahrscheinlich für den Wiederaufbau der Gebiete verwendet, die im heurigen Februar durch zwei schwere Erdbeben im Südosten der Türkei verwüstet wurden, bei denen mehr als 50.000 Menschen ums Leben kamen.

Die türkische Regierung hat sich verpflichtet, innerhalb eines Jahres etwa 200.000 Wohneinheiten für die Überlebenden zu errichten; die Kosten für den Wiederaufbau werden auf etwa 100 Mrd. Dollar geschätzt. Die Weltbank hat bereits ein Darlehen in Höhe von 980 Mio. Dollar für den Wiederaufbau gewährt, das Teil ihrer bestehenden Zuweisung von 17 Mrd. Dollar ist.

Nach den Erdbeben weitete sich das Leistungsbilanzdefizit der Türkei auf etwa sechs Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, da die Exporteure in den betroffenen Gebieten unter Ausfällen litten und die extrem niedrigen Kreditkosten Importe förderten.

Erdogan unternahm im Juli eine Reise in die Golfregion und kehrte mit der Zusage von Investitionen in der Höhe von mehreren zehn Milliarden Dollar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien zurück. Die Vereinbarung mit der Weltbank wäre die größte externe Finanzierungsquelle seit Erdogans Besuch in den Erdölstaaten des Persischen Golfs.

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