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Hamas-Serverzentrum unter UNRWA-Zentrale: Einen Tunnel baut man nicht in vier Monaten

Mein Name ist Hase: UNRWA-Chef Lazzarini will von nicht gewusst haben
Mein Name ist Hase: UNRWA-Chef Lazzarini will von nicht gewusst haben (©Imago Images / Xinhua)

Israel widerspricht den Behauptungen des UNRWA-Chefs Philippe Lazzarini, das Palästinenser-Hilfswerk habe nichts von einem Hamas-Zentrum unter dem Gaza-Hauptquartier gewusst.

Der Leiter des UN-Palästinenser-Hilfswerks (UNRWA), Philippe Lazzarini, hat am Wochenende bestritten, etwas von einem Hamas-Datenzentrum gewusst zu haben, das israelische Truppen unter dem UNRWA-Hauptquartier in Gaza gefunden hatten. Das israelische Militär und Außenminister Israel Katz haben seine Behauptung jedoch sofort in Zweifel gezogen.

In einem Tweet kurz nach Bekanntwerden der Existenz des unterirdischen Datenzentrums schrieb Lazzarini, seine Organisation »hat nicht gewusst, was sich unter ihrem Hauptquartier in Gaza befindet«. Die Vorwürfe, schrieb er weiter, »verdienen eine unabhängige Untersuchung, die derzeit nicht möglich ist, da Gaza ein aktives Kriegsgebiet ist«. Israel habe die »UNRWA auch nicht offiziell über den angeblichen Tunnel informiert«.

Die Tatsache, dass die Hamas vor den Augen der UNRWA ein Rechenzentrum – inklusive Elektrizitätsraum, industriellen Batteriespeichern und Wohnräumen für die im Zentrum tätigen Terroristen – betreiben konnte, verstärkt die Besorgnis über das Ausmaß der Terror-Verbindungen der UN-Behörde, die bereits die Vorwürfe prüft, dass mindestens ein Dutzend Mitarbeiter direkt am Hamas-Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren

»Oh doch, Sie wussten es«, twitterte denn auch Israels Koordinator für Regierungsaktivitäten in den Gebieten (COGAT) am Samstagabend in einer Reaktion auf Lazzarini, nachdem dieser auf Unwissenheit plädiert hatte. In seinem Tweet hatte Lazzarini erklärt, die UNRWA-Mitarbeiter hätten das Hauptquartier am 12. Oktober verlassen, als Israels Militäraktion gegen die Hamas im Gazastreifen an Fahrt aufnahm. »Wir haben das Gelände seit unserem Abzug nicht mehr benutzt und wissen auch nichts von irgendwelchen Aktivitäten, die dort stattgefunden haben könnten«, behauptete der UNRWA-Chef.

Das UNRWA sei »eine Organisation für menschliche Entwicklung und humanitäre Hilfe, die weder über das militärische und sicherheitstechnische Fachwissen noch über die Fähigkeit verfügt, militärische Inspektionen dessen durchzuführen, was sich auf ihrem Gelände befindet oder befinden könnte«, schrieb Lazzarini. Jeder früheren »verdächtigen« Aktivität sei umgehend nachgegangen und all das sei »konsequent in den Jahresberichten dargestellt worden, die der UN-Generalversammlung vorgelegt und danach öffentlich gemacht wurden«.

Lazzarini sagt die Unwahrheit

In seiner Antwort auf Lazzarini schrieb COGAT, UNRWA-Beamte seien sehr wohl über die Nutzung des Gaza-Hauptquartiers durch die Hamas informiert worden. Außerdem habe das in Frage stehende Datenzentrum bereits existiert, bevor die Mitarbeiter der UNO-Agentur den Komplex Mitte Oktober wegen des Kriegs evakuiert hätten. 

»Einen Tunnel zu graben, dauert länger als vier Monate. Wir haben hochrangige UNO-Vertreter eingeladen, sich ein Bild zu machen, und bei früheren Treffen mit Ihnen und anderen UNO-Vertretern haben wir darauf hingewiesen, dass die Hamas das UNRWA-Hauptquartier nutzt«, hieß es in dem COGART-Tweet. »Sie haben sich entschieden, die Fakten zu ignorieren, um sie später gänzlich zu leugnen.«

Auch Israels Außenminister Israel Katz wies Lazzarinis Behauptung, er habe nichts von der Existenz der Hamas-Einrichtung gewusst, »nicht nur als absurd« zurück, sondern bezeichnete ihn »auch als Affront gegen den gesunden Menschenverstand«. Anschließend forderte Katz erneut den Rücktritt des UNRWA-Chefs. »Sein sofortiger Rücktritt ist unabdingbar«, schrieb Israels Außenminister in einem Tweet. Die Entdeckung des Hamas-Serverzentrums zeige erneut die »tiefe Verstrickung« des UNRWA mit der Hamas.

Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Gilad Erdan, erklärte, Lazzarini habe in der Vergangenheit ein israelisches Ersuchen abgelehnt, UNRWA-Einrichtungen im Gazastreifen zu durchsuchen, nachdem ihm Beweise für die Nutzung von UNRWA-Schulen durch die Hamas vorgelegt worden waren. Erdan warf Lazzarini vor, stets alles zu tun, um solche Vorwürfe zu ignorieren.

Von der Hamas genutzt

Die israelische Verteidigungsstreitkräfte und der Sicherheitsdienst Shin Bet erklärten, das unterirdische Datenzentrum sei aufgrund von Verhören gefangenen genommener Hamas-Terroristen entdeckt worden, nachdem bei Militäroperationen in Gaza-Stadt in den vergangenen Wochen ein Tunnelschacht in der Nähe einer UNRWA-Schule gefunden worden sei. »Dieser Schacht führte zu einem unterirdischen Terrortunnel, der dem militärischen Nachrichtendienst der Hamas als wichtiger Aktivposten diente und unter dem Gebäude verlief, das als UNRWA-Hauptsitz im Gazastreifen dient«, heißt es in einer Erklärung.

Die »elektrische Infrastruktur« im siebenhundert Meter langen und achtzehn Meter unter der Erde gelegenen Tunnel war direkt mit dem Hauptquartier des Hilfswerks verbunden, »was darauf hindeute, dass die UNRWA-Einrichtung den Tunnel mit Strom versorgten«, hieß es weiter. Auf dem UNO-Gelände selbst gefundene Dokumente und ein Waffenlager »bestätigten, dass die Büros auch von Hamas-Terroristen genutzt wurden.«

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