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Tunesiens Präsident: Sturm in Libyen zeugt von Israels Macht

Tunesiens Präsident Kais Saied mit PA-Chef Mahmoud Abbas
Tunesiens Präsident Kais Saied mit PA-Chef Mahmoud Abbas (© Imago Images / APAimages)

Dass der die Überschwemmungen auslösende Sturm den Namen des jüdischen Propheten Daniel trug, zeige laut Tunesiens Präsident den wachsenden Einfluss des Zionismus.

Der tunesische Staatschef Kais Saied behauptete, der massive Sturm, der die libysche Stadt Derna verwüstete, hänge irgendwie mit dem Zionismus zusammen, weil ihm der Name Daniel gegeben wurde.

In dem Gespräch, das am Dienstag in den sozialen Medien gepostet wurde, ist Saied mit einer Reihe von Kommentaren über den Sturm und dessen offiziellen Namen zu hören. Während Stürme nach dem Zufallsprinzip und unter Verwendung aufeinanderfolgender Buchstaben des Alphabets mit Frauen- und Männernamen bezeichnet werden, sah Saied im Namen Daniel einen Beweis für den »wachsenden Einfluss des Zionismus«.

»Haben sie sich nicht über die Namensgebung gewundert? Daniel ist ein hebräischer Prophet«, sagte Saied am Montag in einer Kabinettssitzung. »Die zionistische Bewegung ist eingedrungen, um den Verstand und das Denken anzugreifen.« Und in diesem »intellektuellen Koma« hätte sie erreicht, dass die hebräischen Namen immer wieder genannt würden, »von Abraham bis Daniel«. Er halte die Wahl eines hebräischen Namens für einen Sturm also nicht für zufällig meinte Saied verwies in Folge auf das Abraham-Abkommen, mit dem die Beziehungen zwischen Israel und einigen arabischen Ländern aufgenommen wurden.

Seit seinem Wahlkampf 2019 ist Saied ein entschiedener Gegner der anhaltenden Versuche, eine weitere Normalisierung zwischen Israel und anderen arabischen Staaten zu erreichen. »Normalisierung existiert für mich nicht als Konzept, es ist ein Akt des Hochverrats«, sagte Saied während der Kabinettssitzung. »Es geht nicht um die Juden, es geht um die internationale zionistische Bewegung.«

Zionistischer Einfluss?

Derna wurde durch den Sturm und von ihm hervorgerufenen Überschwemmungen verwüstet. Aktuell werden immer noch Leichen aus dem Meer geborgen und Tausende Menschen vermisst, die vermutlich ums Leben gekommen sind. Man geht davon aus, dass ein Viertel der Stadt zerstört ist. »Inmitten dieser humanitären Krise löste eine Erklärung des tunesischen Präsidenten Kais Saied eine Welle der Kritik aus, da er mit einem anderen Thema beschäftigt schien, das angesichts der Katastrophe nicht angemessen war«, zitiert die Jerusalem Post einen der Berichte: Der tunesische Staatschef habe sich über den Namen des Sturms ausgelassen, als ob der Name selbst etwas mit dem Ausmaß der Katastrophe zu tun hätte.

Viele Nutzer sozialer Medien haben auf die Kommentare reagiert, in dem sie etwa darauf hinwiesen, dass Daniel nicht nur ein Name ist, der mit einem Propheten und den Juden in Verbindung gebracht wird, sondern auch im Islam bekannt ist und im Irak und Iran Gräber und Pilgerstätten gibt, die mit ihm verbunden sind. Andere wiesen darauf hin, dass Tunesien unter Saied autoritärer geworden sei und sich die aktuellen Migrationsprobleme zwischen Europa und den nordafrikanischen Staaten auf Tunesien konzentrierten.

Außerdem wurden Bedenken dahingehend geäußert, als Saieds Äußerungen nur wenige Monate nach einem Anschlag in der Nähe der Synagoge in Djerba erfolgten und sich die Situation der jüdischen Gemeinde in Tunesien weiter verschlechtern könnte. Bereits vier Tage nach dem Anschlag hatte Saied Israel mit den Nazis verglichen und stieß damit in ein ähnliches Horn wie der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmoud Abbas, der jüngst ebenfalls durch neuerliche antisemitische Hetztiraden aufgefallen war. Kurz zuvor gab es auch eine Kontroverse in Libyen über ein Treffen zwischen der libyschen Außenministerin und dem israelischen Außenminister in Italien, nach dem die Ministerin aus ihrem Heimatland fliehen musste.

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