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Terror in Dschenin: Israel musste Initiative ergreifen

Terror-Hochburg: Bewaffnete Palästinenser feuern auf israelische Soldaten Dschenin
Terror-Hochburg: Bewaffnete Palästinenser feuern auf israelische Soldaten Dschenin (© Imago Images / ZUMA Wire)

Ein 2022 gestarteter Versuch der Palästinensischen Autonomiebehörde, gegen die Terrorgruppen in Dschenin vorzugehen, scheiterte schon im Ansatz.

Auch wenn die Operation in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch offiziell zu Ende ging, war die Arbeit von Mena-Watch in den vergangenen Tage doch hauptsächlich geprägt von der großen Anti-Terroraktion, mit der die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) versuchten, die Rolle der in der nördlichen Westbank gelegenen Stadt Dschenin als Terror-Hochburg zu beenden

Dschenin setzt sich aus der alten Stadt selbst und einem als Flüchtlingslager gegründeten Teil zusammen. Letzter besteht bis heute, weil die palästinensische Führung nicht an der Integration der 1948 im Zuge des arabischen Vernichtungskriegs gegen den neu gegründeten jüdischen Staat geflohenen und zu einem kleineren Teil vertriebenen Palästinenser interessiert ist, sondern diese – unter dem Beharren auf einem angeblichen »Recht auf Rückkehr« – als politische Manövriermasse gegen Israel benutzt. 

Im Lager Dschenin leben 18.000 Palästinenser dicht gedrängt auf einem Gebiet von etwa einem halben Quadratkilometer. Das 1953 errichtete und von der UNO verwaltete Lager wird von den Palästinensern oft als »Hauptstadt der Märtyrer« bezeichnet. Zwischen 2000 und 2003, während des als »Zweite Intifada« bekannt gewordenen Terrorkriegs gegen Israel, stammten mindestens 28 palästinensische Selbstmordattentäter aus dem Lager Dschenin.

Terrorhochburg

Das Flüchtlingslager wurde zu einer Hochburg des Terrors, insbesondere für diejenigen, die mit der Hamas, dem Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) und einer Reihe kleinerer lokaler Gruppierungen verbunden sind, den sogenannten Bataillonen, von denen sich das »Dschenin Bataillon« durch besonders grausame Taten hervorgetan hat. Der PIJ erhält direkte Unterstützung aus dem Iran, während andere Gruppierungen oft indirekte Hilfe erhalten

Die Beziehungen Teherans zu den palästinensischen Terrorgruppen werden, wie auch die Beziehungen zu anderen regionalen Stellvertreter-Milizen, etwa im Iran, im Jemen, oder im Libanon, vom Korps der Islamischen Revolutionsgarden überwacht. Irans oberster Führer, Ayatollah Ali Khamenei, erklärte 2014, »das Westjordanland sollte genauso bewaffnet werden wie der Gazastreifen«. Anfang Juni sagte er gegenüber einer PIJ-Delegation in Teheran, die »wachsende Macht« der palästinensischen Gruppen sei »der Schlüssel, um den zionistischen Feind in die Knie zu zwingen«.

Die Hamas und der Islamische Dschihad haben allein im heurigen Jahr Millionen an Euro an Terrorgruppen im Lager überwiesen, großteils aus dem Iran stammend, und die Ergebnisse sprechen für sich: im Jahr 2023 gingen bislang fünfzig Anschläge gegen Israelis von Dschenin aus. Seit September letzten Jahres sind neunzehn Terroristen nach Anschlägen in das Lager geflohen, unter anderem der Attentäter des Doppelschlags in Jerusalem vom November 2022.

Ein PIJ-Anführer, der im Mai bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen getötet wurde, hatte für die Terrorgruppe in Dschenin am Aufbau von Raketenkapazitäten gearbeitet. Der israelische Geheimdienst hat außerdem festgestellt, dass die Qualität der in Dschenin produzierten und verwendeten Sprengladungen (IED) gestiegen ist. So mussten die IDF kürzlich das erste Mal seit den frühen 2000ern Jahren einen Hubschrauber einsetzen, um durch IED verwundete Soldaten evakuieren zu können. Bei der heute zu Ende gegangenen Anti-Terroraktionen entdeckten israelische Soldaten auch Waffenlabore, Produktions- und Lagerstätten, unter anderem in einer Moschee. 

Autonomiebehörde tut nichts

Eine groß angelegte Sicherheitsoperation der Palästinensischen Autonomiebehörde, die eigentlich für die Entwaffnung und Zerschlagung der Terrorgruppen verantwortlich wäre, die 2022 gegen die Terrorgruppen vorgehen sollte, scheiterte bereits in der Anfangsphase, da die Moral der Terrorgruppen weitaus höher war. Der Leiter der Operation wurde daraufhin vom Führer der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, entlassen. 

Nun also hat Israel die Initiative ergriffen und in einer großen Aktion versucht, die Infrastruktur des Terrors in Dschenin zu zerschlagen und Terroristen dingfest zu machen. Sieht man sich allerdings die Bilder an, auf denen Kämpfer der Terrorgruppen nach dem Abzug der Israelis posieren und sich als Sieger feiern (lassen), ist zu befürchten, dass es nicht die letzte israelische Operation dieser Art gewesen sein wird, die notwendig ist, um den Terror in und aus Dschenin zu unterbinden.

Vergleichen sie hierzu auch das Interview unseres Chefredakteurs, Alexander Gruber, bei Puls 24: »Eigentlich wäre es die Aufgabe der Palästinensischen Autonomiebehörde«.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 28. Juni. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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