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Taliban-Richter: »Für Schwule gibt es nur die Todesstrafe«

Checkpoint der Taliban in Afghanistan
Checkpoint der Taliban in Afghanistan (© Imago Images / Xinhua)

Mit der Rückkehr der Taliban an die Macht verschlechterte sich die ohnehin schon schwere Situation für Homo-, Bi- und Transsexuelle (LGBT) in Afghanistan noch einmal drastisch.

Nicht nur bekräftigten die islamistischen Kämpfer die bereits vor ihrer Machtübernahme geltende Kriminalisierung gleichgeschlechtlicher Beziehungen, einige ihrer Führer schworen darüber hinaus, eine besonders harte Linie gegen LGBT-Rechte einzunehmen.

Ein Taliban-Sprecher sagte im Oktober gegenüber Reuters, LGBT, sei gegen das islamische Sharia-Recht. Ein Richter der Gruppierung sagt kurz vor dem Fall von Kabul im August gegenüber der deutschen Zeitung Bild:

»Für Schwule gibt es nur zwei Strafen: Entweder Steinigung oder er muss hinter einer Mauer stehen, die auf ihn fällt. Die Mauer muss 2,5 Meter bis drei Meter hoch sein.«

Ein vom Taliban-Ministerium für Laster und Tugend herausgegebenes Handbuch aus dem Jahr 2020 erklärt, religiöse Führer sollten gleichgeschlechtliche Beziehungen verbieten und »schwere Anschuldigungen« von Homosexualität sollten zur Urteilsfindung und Bestrafung an die jeweiligen Bezirksleiter des Ministeriums weitergeleitet werden.

Entgegen ihren Versprechungen, die Einhaltung der Menschenrechte zu respektieren, haben die Taliban seit Ihrer Machtergreifung zu Praktiken wie Rachemord, systematischer Diskriminierung von Frauen und Mädchen, massiver Einschränkung der Medien- und der Meinungsfreiheit sowie illegaler Landenteignung gegriffen. In diesem Zusammenhang kam es auch immer wieder zu Gewaltakten gegen LGBT-Personen, die allesamt straffrei blieben.

Ein schwuler Mann erzählte, wie er an einem Checkpoint von den Taliban festgenommen worden sei, wobei ihn die Kämpfer schlugen, gruppenvergewaltigten und ihm zu verstehen gaben: »Von jetzt an werden wir Dich finden, wann immer wir wollen. Und wir werden mit Dir machen, was auch immer wir wollen.«

Eine lesbische Frau berichtete, dass ihre männlichen Verwandten sich den Taliban angeschlossen hatten und ihr drohten, sie wegen ihrer sexuellen Orientierung umzubringen.

Diese zwei Beispiele, die für viele stehen, sind Sinnbild dafür, dass die meisten LGBT-Personen in Afghanistan hoffen, das Land verlassen zu können, um woanders Schutz vor der Verfolgung zu finden. Menschenrechtsorganisation erklären, dass sie von Hunderten LGBT-Personen kontaktiert worden seien, die auf der Suche nach internationalem Schutz und Fluchtmöglichkeiten waren.

Allerdings gibt es bislang nicht viele Berichte über erfolgreiche Flucht von LGBT-Personen aus dem Land.

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