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Soleimani-Statue in Stadion: Saudische Fußballmannschaft weigert sich, im Iran zu spielen

Wegen Soleimani-Statue: Iranische Sepahan-Fans warteten vergeblich auf Match gegen saudischen Rivalen Al Ittihad
Wegen Soleimani-Statue: Iranische Sepahan-Fans warteten vergeblich auf Match gegen saudischen Rivalen Al Ittihad © Imago Images / ZUMA Wire)

Eine saudische Fußballmannschaft weigerte sich, ein Spiel im Iran zu bestreiten, weil am Spielfeldrand Statuen des 2020 getöteten Revolutionsgarden-Generals Soleimani aufgestellt waren.

Der saudische Verein Al Ittihad sollte in der asiatischen Champions League gegen den iranischen Verein Sepahan spielen, eines von mehreren Spielen, die durch die diplomatische Annäherung zwischen den langjährigen Rivalen im Nahen Osten ermöglicht wurden. Wie der saudische Fernsehsender Al Ekhbariya TV berichtete, traten die Saudis nicht an, weil im Stadion politische Spruchbänder und Büsten von General Qasem Soleimani aufgestellt waren, der die iranische Eliteeinheit Quds Force befehligte, bevor er im Januar 2020 bei einem US-Drohnenangriff im benachbarten Irak getötet wurde.

Die Quds-Truppe ist eine von fünf Abteilungen des iranischen Korps der Islamischen Revolutionsgarden und für die Auslandseinsätze der – von den USA als terroristisch eingestuften – Organisation zuständig. Im Zuge dessen hatte Soleimani eine Schlüsselrolle bei der Bewaffnung, Ausbildung und Führung bewaffneter Gruppen und Stellvertreterorganisationen in der Region inne, darunter auch die Kämpfer der Huthi-Milizen im Jemen. Saudi-Arabien befindet sich seit 2015 im Krieg mit den vom Iran unterstützten Rebellen im Jemen.

Drei Büsten von Soleimani waren am Ausgang des Tunnels aufgestellt worden, der von den Kabinen der Teams auf das Spielfeld führt. Rund dreißig Minuten, nachdem das Spiel eigentlich hätte beginnen sollen, verließ die saudi-arabische Meistermannschaft, die mit Stars wie N’Golo Kante und Fabinho, die im Sommer vom FC Chelsea bzw. vom FC Liverpool verpflichtet worden waren, antreten wollte, das Naghsh-e-Jahan-Stadion, in dem schätzungsweise 60.000 Fans auf das Match warteten. In den sozialen Medien kursieren Videos, in denen wütende iranische Fans zu sehen sind, die skandieren, dass die Politik aus dem Fußball herausgehalten werden sollte. Iranische Medien berichteten, die Soleimani-Büsten seien dort vor drei Jahren aufgestellt worden, und Al Ittihad habe am Sonntag ohne Probleme im Stadion trainiert.

Der Sender Al Ekhbariya zeigte später Aufnahmen der saudischen Mannschaft auf dem Flughafen von Isfahan und berichtete, sie sei auf dem Heimweg.

Die Liga erklärte, das Spiel der Gruppe C sei »aufgrund unerwarteter und unvorhergesehener Umstände« abgesagt worden, ohne dies näher zu erläutern. »Die AFC bekräftigt ihr Engagement, die Sicherheit der Spieler, Offiziellen, Zuschauer und aller Beteiligten zu gewährleisten. Die Angelegenheit wird nun an die zuständigen Ausschüsse weitergeleitet«, hieß es in einer Erklärung. Von Saudi-Arabien und dem Iran gab es keine offiziellen Stellungnahmen.

Irans herrschende Kleriker und ihre Anhänger feiern Soleimani wegen seiner führenden Rolle bei Militäroperationen gegen die Vereinigten Staaten, den Islamischer Staat und andere wirkliche und vermeintliche Feinde der Islamischen Republik als Helden. Der Iran hat nach seiner Tötung Raketensalven auf US-Stützpunkte im Irak abgefeuert und geschworen, weitere Maßnahmen zu ergreifen, um seinen Tod zu rächen. Neben den Aufständischen im Jemen unterstützte Soleimani auch schiitische Milizen im Irak, die libanesische Terrorgruppe Hisbollah sowie Kämpfer in Syrien und den Palästinensergebieten.

Das Fußballturnier, an dem vierzig Mannschaften aus ganz Asien teilnehmen, ist das erste seit 2015, bei dem saudi-arabische und iranische Teams Heim- und Auswärtsspiele auf dem Boden des jeweils anderen Landes austragen. Nachdem die diplomatischen Beziehungen zwischen Teheran und Riad 2016 abgebrochen wurden, fanden die Spiele in der Regel an neutralen Orten statt.

Neue Eskalation

Die beiden Länder, die in den verschiedenen Konflikten der Region lange Zeit auf der jeweils gegnerischen Seite auftraten, haben Anfang des Jahres auf Vermittlung Chinas ihre diplomatischen Beziehungen wieder aufgenommen. Dies weckte die leise Hoffnung, der verheerende Krieg im Jemen, der sich in den letzten Jahren abgeschwächt hat, könnte endlich zu Ende gehen. Doch die Spannungen nahmen vergangene Woche wieder zu, nachdem bei einem Huthi-Angriff vier aus Bahrain, einem engen Verbündeten Saudi-Arabiens, stammende Soldaten getötet wurden, die an der südlichen Grenze Saudi-Arabiens zum Jemen patrouillierten. 

Der Krieg im Jemen begann 2014, als die Huthis von ihrer Hochburg im Norden des Landes in andere Regionen vorstießen und die Hauptstadt Sanaa sowie weite Teile des Nordens einnahmen. Eine von Saudi-Arabien angeführte Koalition griff 2015 ein und versuchte, die international anerkannte Regierung wieder an die Macht zu bringen.

Die Kämpfe entwickelten sich bald zu einem festgefahrenen Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran und verursachten Hunger und Elend im Jemen, der schon vor dem Konflikt das ärmste Land der arabischen Welt war. Der Krieg hat mehr als 150.000 Menschen das Leben gekostet und eine der schlimmsten humanitären Katastrophen der Welt ausgelöst, der weitere Zehntausende zum Opfer fielen.

Letzten Monat empfing Saudi-Arabien eine Huthi-Delegation zu Friedensgesprächen und erklärte, die Verhandlungen hätten »positive Ergebnisse« gebracht. Ein von den Vereinten Nationen vermittelter Waffenstillstand, der im April 2022 in Kraft trat, brachte die Gewalt weitgehend zum Stillstand, die relative Ruhe hielt auch nach seinem Auslaufen im vergangenen Oktober an.

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