Jemen: Hälfte der Bevölkerung leidet an Nahrungsmittelknappheit

Protestaktion im Jemen gegen den Hunger im Land
Protestaktion im Jemen gegen den Hunger im Land (© Imago Images / Xinhua)

Der jahrelange Krieg im Jemen kommt in der westlichen Aufmerksamkeit nicht mehr vor, obwohl die Bevölkerung im größten Elend lebt und ein Ende nicht abzusehen ist.

Vergessen ist seit Langem der Konflikt im Jemen, dabei leidet die Bevölkerung seit Jahren unter diesem Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit schafft der Jemen es dann doch wieder einmal in die Medien, und zwar immer mit den selben Horrormeldungen über Leid, Unterernährung und dem Elend, in dem die unzähligen Binnenvertrieben im Land leben müssen.

Nach Angaben des World Food Programme (WFP) meldeten 49 Prozent der jemenitischen Haushalte, in diesem Monat nicht genügend Nahrungsmittel zur Verfügung gehabt zu haben: »Die Agentur hob hervor, dass die Lebensmittelkosten im Jahr 2022 in den von der Regierung kontrollierten Gebieten um 21 Prozent und in den von den Huthi-Milizen gehaltenen um 18 Prozent gestiegen sind.« 

Vor einigen Tagen erklärte die Exekutivdirektorin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), Catherine Russel, »dass mehr als 11.000 Kinder in dem Krieg gestorben oder verletzt worden seien. Bei dieser Zahl handle es sich um eine Schätzung, denn die genaue Zahl ist wahrscheinlich viel höher‹, betonte Russel«, so WFP.

UNICEF wies darauf hin, dass mehr als 23,4 Mio. Jemeniten und damit drei Viertel der Bevölkerung Hilfe und Schutz benötigen und 17,8 Mio. keinen Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Hygienedienstleistungen haben. Schätzungen zufolge sind 2,2 Mio. Kinder unterernährt, darunter fast 540.000 Kinder unter fünf Jahren, die an schwerer akuter Unterernährung leiden.

Anderen Zahlen der Vereinten Nationen zufolge wurden seit 2015 rund 375.000 Menschen, das sind 1,25 Prozent der Gesamtbevölkerung, durch Kriegsgewalt getötet. Noch mehr Menschen sind im Jemen an Hunger oder Krankheiten gestorben.

Das Büro der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten bezeichnet die Lage im Jemen weiterhin als die schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt, die durch den russischen Einmarsch in der Ukraine und die daraus resultierende Getreideknappheit noch verschärft wird. Bis zum Ausbruch des Ukraine-Kriegs importierte der Jemen fast die Hälfte seines Getreides aus Russland und der Ukraine.

An der Vorherrschaft der vom Iran unterstützten Huthis dürfte sich in naher Zukunft wenig ändern, so Jens Heibach, wissenschaftliche Mitarbeiter am Deutschen Institut für Globale und Regionale Studien in Hamburg und Experte für den Jemen, Jens Heibach. »Sie haben ihre Macht im Norden gefestigt und daran wird sich so schnell nichts ändern. Alles, was die von Saudi-Arabien geführte Koalition getan hat, hat letztlich nur zu einer weiteren Ausdehnung der Macht der Huthis geführt.«

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