Erweiterte Suche

Hamas-Unterlagen dokumentieren Falschmeldungen über Raketenfehlgänge

Elf Prozent der seit dem 7. Oktober auf Israel abgefeuerten Hamas-Raketen sind in Gaza selbst niedergegangen
Elf Prozent der seit dem 7. Oktober auf Israel abgefeuerten Hamas-Raketen sind in Gaza selbst niedergegangen (© Imago Images / Xinhua)

Ein offizielles Hamas-Dokument, das vom israelischen Militär sichergestellt wurde, beweist, dass viele Opfer im Gazastreifen direkt auf fehlgeschlagene Raketenabschüsse der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads zurückzuführen sind.

Avichai Adraee, der arabische Sprecher der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF), enthüllte am Samstag ein von israelischen Soldaten im Gazastreifen sichergestelltes, offizielles Hamas-Dokument, in dem unverschlüsselt von Opfern infolge fehlgeschlagener Raketenabschüsse im Gazastreifen die Rede ist, wobei diese Information vor der eigenen Wählerschaft verheimlicht und stattdessen Israel die Schuld an den Todesfällen gegeben wird. 

Das Dokument legt auch die enge Zusammenarbeit zwischen der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) bei der Verschleierung dieser Fakten und bei der Auswahl von Raketenabschussgebieten, die in aller Regel zwar weit von den Häusern der Hamas-Führung entfernt, aber in unmittelbarer Nähe der Behausungen der Bürger des Gazastreifens liegen, offen.

Die aufgedeckten Papiere stammen aus der Zeit der israelischen Operation Guardian of the Walls im Jahr 2020 und der Operation Breaking Dawn gegen den PIJ im Jahr 2022 und wurden von den Al-Qassam-Brigaden der Hamas herausgegeben und von hochrangigen Mitgliedern der Miliz unterzeichnet. 

Aus einem der Dokumente geht hervor, dass die Hamas 2022 versucht hat, Mitglieder anderer Milizen im Gazastreifen, namentlich der zum PIJ gehörenden al-Quds-Brigaden, davon zu überzeugen, die Verantwortung für die katastrophalen Folgen misslungener Raketenabschüsse – euphemistisch als »lokale Raketen« bezeichnet – zu übernehmen. Der PIJ antwortete jedoch mit der Bitte, diese fehlgeschlagenen Raketenabschüsse und ihre Folgen zu verbergen, um dem »Image des Widerstands« nicht zu schaden. Ein anderes Dokument enthält eine Empfehlung der Hamas, den Abschuss von Raketen durch den PIJ speziell in der Nähe von Häusern der Hamas-Führung zu verbieten, da man eine Wiederholung solcher Vorfälle befürchtete. Allerdings wird darin nicht erwähnt, dass der Abschuss in der Nähe von Häusern anderer Bewohner des Gazastreifens verhindert werden sollte.

Schließlich wurden auch Hamas-Berichte aufgedeckt, in denen Namen von Opfern aus dem Gazastreifen durch misslungene Raketenabschüsse genannt werden, die wiederum von der Hamas in ihren Opferstatistiken angeblicher israelischer Luftangriffe einberechnet wurden. Mit anderen Worten: Die Hamas zählte die Opfer fehlgeschlagener PIJ-Raketen als Opfer israelischer Angriffe und bewies damit einmal mehr die unrichtigen Aussagen ihrer Propagandaberichterstattung.

Diese Dokumente belegen das Ausmaß der Kontrolle der Hamas über andere Milizen im Gazastreifen und deren Koordinierung untereinander. Damit widerlegen sie den in der Vergangenheit oft verbreiteten Eindruck, einige vermeintlich »widerspenstige Gruppierungen« würden von Gaza »aus eigenem Antrieb« gegen Israel vorgehen, und beweisen einmal mehr, wie sehr die Hamas diese Gruppierungen tatsächlich kontrolliert.

Elf Prozent Eigenbeschuss 

Die Dokumente zeigen »deutlich, dass die terroristischen Organisationen im Gazastreifen zusammenarbeiten, um das Ausmaß der Zerstörung und der Tötung durch fehlgeschlagene und auf die Einwohner niedergehende Raketenabschüsse zu verbergen, während sie sich bemühen, die Hamas-Terroristen zu schützen und dabei die Gefahr für die Zivilbevölkerung ignorieren«, so Adraee in seiner Erklärung.

Die Materialien »beweisen, dass die Terrororganisationen im Gazastreifen lügen und fehlgeschlagene Raketenabschüsse, die den Tod von Zivilisten im Gazastreifen zur Folge hatten, verheimlichen. Die Hamas war sich der hohen Zahl fehlgeschlagener Abschüsse des Islamischen Dschihads und der damit verbundenen Gefahr für die Häuser in der Umgebung der Abschussorte bewusst.« Sie habe sich sogar an den PIJ gewandt, »indem sie diesen aufforderte, keine Abschussrampen in der Nähe ihrer Mitglieder zu errichten, um diese nicht zu gefährden«, so Adraee weiter.

Unter anderem tauchen in den Dokumenten etwa die Namen von sieben Menschen auf, die von einer sogenannten »lokalen Rakete« in der Nähe der Imad ‘Aql Moschee in Jabalia tödlich getroffen wurden. Obwohl die Hamas diese Tötungen in ihren internen Memos selbst anführt, steht in dem vom Gesundheitsministerium im Gazastreifen herausgegebenen Bericht, sie seien durch einen israelischen Angriff getötet worden.

»Die IDF beschlagnahmten viele weitere Dokumente, die darauf hindeuten, dass die Terrororganisationen von den tragischen Folgen der fehlgeschlagenen Raketenabschüsse wussten, aber die Vorgehensweise ist klar: die Informationen verbergen und Israel beschuldigen«, fasst Adraee den Inhalt der Dokumente zusammen. Der arabische IDF-Sprecher fügte hinzu, dass auch während des gegenwärtigen Kriegs eine hohe Zahl fehlgeschlagener Raketenabschüsse durch die Hamas und den Palästinensischen Islamischen Dschihad zu verzeichnen sei: so schlugen elf Prozent der Angriffe in Richtung Israel seit dem 7. Oktober 2023 auf dem Gebiet des Gazastreifens selbst ein. Bereits zwei Wochen nach dem Hamas-Massaker machte das eine Gesamtzahl von 450 in Gaza niedergegangener Hamas-Raketen aus.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!