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Wenn palästinensischer Nationalismus zu Antisemitismus wird 

Palästinensischer Nationalismus, der den jüdischen Staat vernichten möchte, ist Antisemitismus
Palästinensischer Nationalismus, der den jüdischen Staat vernichten möchte, ist Antisemitismus (Quelle: JNS)

Es ist an der Zeit, dass der Antizionismus, der sich als palästinensischer Nationalismus tarnt, aufhört, so zu tun, als sei er etwas anderes als Antisemitismus.

Uri Pilichowski 

Der Artikel 9 der Charta der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) könnte schändlicher nicht sein. Dort heißt es: 

»Der bewaffnete Kampf ist der einzige Weg zur Befreiung Palästinas. Dies ist die umfassende Strategie und nicht nur eine taktische Phase. Das palästinensisch-arabische Volk bekräftigt seine absolute Entschlossenheit und seinen festen Entschluss, seinen bewaffneten Kampf fortzusetzen und für eine bewaffnete Volksrevolution zur Befreiung seines Landes und seiner Rückkehr dorthin zu arbeiten. Die Befreiung Palästinas ist aus arabischer Sicht eine nationale Pflicht, die darauf abzielt, die zionistische und imperialistische Aggression gegen das arabische Heimatland abzuwehren und den Zionismus in Palästina zu beseitigen.«

Diese Worte sind ein Schlag ins Gesicht für jeden Zionisten: Den Zionismus als »imperialistische Aggression gegen das arabische Heimatland« zu bezeichnen und für seine Beseitigung einzutreten, lehnt das Recht auf nationale Selbstbestimmung für Juden ebenso ab wie den seit 1948 existierenden einzigen jüdischen Staat, die beide das Wesen des Zionismus ausmachen.

Oft wird die 1964 verfasste und 1968 überarbeitete PLO-Charta als ein nationalistisches Dokument interpretiert, das den Wunsch der Palästinenser nach einem befreiten Heimatland zum Ausdruck bringt. Dieser Lesart gemäß sei die »nationale Pflicht« der Palästinenser, den Zionismus aus dem »arabischen Heimatland« zu vertreiben, einfach der Ausdruck des Wunsches eines Volkes nach Freiheit und Selbstbestimmung. 

Die zahlreichen, sich gegen den Zionismus richtenden Klauseln der Charta seien somit vergleichbar mit den Grundsätzen der frühen Zionisten selbst: Diesen ging es nicht darum, die nationalen Hoffnungen der Palästinenser zu zerstören, sondern vielmehr darum, eine eigene nationale Heimstatt zu schaffen. Die Palästinenser, so behaupten die Vertreter dieser Lesart, verfolgten lediglich dasselbe Ziel.

Wunsch nach Befreiung?

Die palästinensischen Behauptungen, die PLO-Charta sei durch die Streichung aller israelfeindlichen Klauseln geändert worden, sind ebenfalls Gegenstand von Diskussionen. Obwohl der ehemalige US-Präsident Bill Clinton in den 1990er Jahren den Palästinensern öffentlich für die Entfernung dieser Klauseln dankte, erklären viele palästinensische Führer, diese seien nie wirklich aus der Charta gestrichen worden. Das bedeutet, dass die heutige Palästinensische Autonomiebehörde ebenso wie die Gründer der PLO damals in Opposition zum Zionismus steht. Es bedeutet auch, dass die palästinensischen Führer den »bewaffneten Kampf« nicht nur als akzeptabel, sondern als lobenswert ansehen: als »umfassende Strategie« und nicht nur als eine »taktische Phase«.

Dies wirft eine Frage auf: Ist der Widerstand gegen den Zionismus und den jüdischen Staat Ausdruck des palästinensischen Nationalismus oder eine Form des Antisemitismus? Ist der palästinensische Terrorismus ein »bewaffneter Kampf«, der nicht auf Hass, sondern auf dem Wunsch nach Befreiung beruht?

Sind Antizionisten »nur« gegen jüdische nationale Bestrebungen auf ihrem eigenen Land, insbesondere wenn dieses Land als »palästinensisch« angesehen wird, oder hegen sie einen perversen Hass auf das jüdische Volk und nur auf das jüdische Volk?

Heute glauben viele Menschen in der ganzen Welt, es sei nichts Schlimmes, die Grundsätze des Zionismus anzuzweifeln und damit dem jüdischen Volk die Rechte zu verweigern, die alle anderen Völker genießen. Werden diese Menschen mit dem Vorwurf des Antisemitismus konfrontiert, wehren sie sich vehement und verteidigen ihren Antizionismus mit der Behauptung, es gehe ihnen um die Befreiung der Palästinenser und nicht um die Juden.

Jüngste Umfragen haben jedoch gezeigt, dass 93 Prozent der Palästinenser antisemitische Ansichten vertreten und über 80 Prozent den »gewaltsamen Widerstand« gegen Israel und die Israelis unterstützen. Die Führung der Palästinensischen Autonomiebehörde fördert den palästinensischen Terrorismus durch ihr »Pay-to-slay« (»Bezahlung für Mord«) genanntes Programm der Märtyrerrenten und durch ihr Bildungssystem.

Außerdem richtet sich der palästinensische Terrorismus oft nicht nur gegen Israelis, sondern gegen Juden im Allgemeinen. Richtet sich solcher Hass und solche Gewalt gegen ganze Gruppen von Menschen, nicht nur gegen Nationen mit einer bestimmten Politik, handelt es sich einfach um klassischen Rassismus – in diesem Fall um Antisemitismus. Behaupten Palästinenser, gegen die israelische »Besatzung« des Westjordanlands zu sein, aber kein Problem damit zu haben, Juden auf der ganzen Welt anzugreifen, haben sie die Grenze zwischen palästinensischem Nationalismus und Judenhass überschritten.

Eher antisemitisch als nationalistisch

Der palästinensische Nationalismus ist natürlich nicht per se heimtückisch, aber die Ideologien und Methoden, die er im vergangenen Jahrhundert angenommen hat – darunter die offene Kollaboration mit dem Nationalsozialismus– waren eher antisemitisch als nationalistisch. Definieren Palästinenser als Ziel ihrer Bewegung die Zerstörung des Staates Israel und der Millionen dort lebenden Juden, anstatt einen palästinensischen Staat an der Seite des jüdischen Staats Israel gründen zu wollen, wird deutlich, dass sie mehr daran interessiert sind, Juden zu verletzen und zu töten, als ihre nationalen Bestrebungen zu verwirklichen.

Im Zionismus gibt es nichts, das die Idee eines palästinensischen Staates negiert. Einige der größten Zionisten Israels, darunter verschiedene Premierminister, haben die Idee eines solchen palästinensischen Staates unterstützt. Es gibt keinen zwingenden Grund für palästinensische Nationalisten, die Ersetzung oder Zerstörung des jüdischen Staates zu fordern, anstatt einer friedlichen Koexistenz zuzustimmen.

Es ist eindeutig an der Zeit, dass der Antizionismus, der sich als palästinensischer Nationalismus tarnt, aufhört, so zu tun, als sei er etwas anderes als Antisemitismus. Das muss ein Ende haben.

Rabbi Uri Pilichowski ist leitender Pädagoge an zahlreichen Bildungseinrichtungen, Autor von drei Büchern und unterrichtet in der ganzen Welt Tora, Zionismus und Israel-Studien. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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