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Libanesische Ex-Ministerin: Kinder zu Märtyrern zu erziehen, ist nicht meine Kultur

May Chidiac (mi.) bei der Verleihung des17. Courage In Journalism Awards der International Women's Media Foundation
May Chidiac (mi.) beim Courage In Journalism Awards 2006 der International Women's Media Foundation (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die libanesische Journalistin, auf die im Jahr 2005 ein Attentat verübt wurde, bei dem sie ihr linkes Bein und ihren linken Oberarm verloren hatte, geht mit der radikalen Indoktrinierung der Kindererziehung durch die Hisbollah hart ins Gericht.

Die libanesische Journalistin und ehemalige Ministerin für Verwaltungsentwicklung, May Chidiac, kritisierte in einem am 5. August auf dem Sender Al-Jadeed TV ausgestrahlten Interview die Hisbollah scharf und sagte, sie wolle nicht in einem Land leben, in dem Kinder zu Gewalt und Märtyrertum erzogen und ermutigt werden:

»Haben Sie die Kinder im Fernsehen gesehen? Sie wollen zu Märtyrern werden! Sie wollen sterben! Sie wollen getötet werden! Sie erziehen sie zum Weinen, zum Sterben, zum endlosen Jammern. Nein! Ich akzeptiere diese Kultur für Kinder nicht. Wenn ihr eure Rituale am Grab durchführen wollt – gut, wie auch immer. Aber lasst diese Kinder ihre Kindheit leben.

Diese Kultur passt nicht zu mir. Ich möchte nicht, dass meine Kinder, meine Neffen oder Ihre Kinder vor dem Fernseher aufwachsen, wo sie aufgehetzt werden und [diese Art von] Erziehung erfahren. Sie setzen ihnen [schiitische Stirnbänder] auf und stacheln sie an, in den Krieg zu ziehen, in die Schlacht. [Sie sagen, dass] jeder ein Feind ist, dass wir uns an allen rächen sollten … Wir haben die Nase voll davon.«

Sie selbst, sagte Chidiac unter Bezug auf das 2005 von der Hisbollah durchgeführte Attentat auf sie, sei »Opfer dieser kriminellen Ideologie«, doch hege sie keine Rache- und Mordgelüste:

»Ich will mich nicht [an meinen Angreifern] rächen, indem ich sie umbringe. Ich möchte mich an ihnen mit einer Sache rächen: mit Frieden. Bringt ihnen bei, wie man mit Liebe lebt. Wendet nicht diese Methoden an, mit denen wir zum gegenseitigen Tod aufrufen.«

Es sei unvorstellbar, so Chidiac in dem von MEMRI übersetzten Interview, Kinder in diesem Sinne zu erziehen, sie zu Mördern zu erziehen, die nichts mehr begehren als den Märtyrertod:

»Wir alle haben im Fernsehen [Aufnahmen von] Schulkindern gesehen … Diese Kultur ist nicht libanesisch. Vielleicht ist sie iranisch, ich weiß es nicht … Wir haben Schulkinder gesehen, die kleine Särge trugen. Sie bringen ihnen in der Schule bei, ihre eigenen Särge zu tragen!«

Auf das Nachhaken des Interviewers, dass diese Erzieher das »Märtyrertum« als eine »religiöse Angelegenheit betrachten« und dem »israelischen Feind« mit diesem »Märtyrertum entgegentreten wollen«, antwortete die ehemalige Ministerin kurz und knapp:

»Das ist nicht meine Kultur. Ich will es auf den Punkt bringen. Sie können mich so viel verfluchen, wie Sie wollen. Das ist nicht meine Kultur.«

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