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Lawrow in Afrika: Russland versucht, seine Isolation zu durchbrechen 

Der Auftakt seiner Afrika-Reise führte Lawrow nach Südafrika
Der Auftakt seiner Afrika-Reise führte Lawrow nach Südafrika (© Imago Images / ITAR-TASS)

Die Afrikareise des russischen Außenministers ist die zweite innerhalb von sieben Monaten und spiegelt Moskaus intensive Bemühungen wider, den Westen auf dem Kontinent herauszufordern.

Anfang vergangener Woche begann der russische Außenminister Sergej Lawrow eine ausgedehnte Afrikareise, die ihn in zahlreiche Länder führen soll, darunter Südafrika, Marokko, Algerien, Eritrea, Angola, Mauretanien und Mali. Die russischen Behörden hatten im Vorfeld nicht alle Staaten offiziell bekannt gegeben, die der Außenminister auf seiner aktuellen Reise besuchen wird. Die wichtigste marokkanische Zeitung Hespress zitierte jedoch Quellen, wonach Lawrow während seiner Afrikatour, die bis Anfang Februar dauern wird, unter anderem Algerien, Marokko und Tunesien besuchen wird.

Lawrow hatte bereits im Juli 2022 eine Afrikareise unternommen, die ihn damals nach Ägypten, in den Kongo, nach Uganda und Äthiopien führte. Im vergangenen Mai besuchte er im Rahmen des wachsenden russischen Trends zum Aufbau von Allianzen mit afrikanischen Ländern Algerien, nachdem es Russland gelungen war, solide militärische Beziehungen zu Mali und der Zentralafrikanischen Republik zu etablieren. Erst unlängst entsandte Russland den Übergangsbehörden in Mali eine neue Waffenlieferung, darunter acht Militärflugzeuge und zwei Hubschrauber.

Konkurrenz zu Europa

Zu den andauernden Aktivitäten Moskaus in Afrika meinte die russische Expertin Irina Filatova, Professorin an der Higher School of Economics in Moskau, Russland versuche, »in Afrika Fuß zu fassen, indem es sich als Sicherheitsvermittler gegenüber dem Westen präsentiert und sich als Verteidiger Afrikas aufspielt«.

Der Forscher für internationale Beziehungen Ahmed Salahi erklärte, die aktuelle Reise des Außenministers stehe in Zusammenhang mit »zwei Themenfeldern: Das erste hängt mit Moskaus Versuch zusammen, seine Außenpolitik und den Umfang seiner Präsenz in der Welt neu zu ordnen, um mit China, den europäischen Ländern und Amerika in der Region konkurrieren« zu können. Der zweite Komplex stehe im Zusammenhang mit den Bemühungen Russlands, angesichts des Fortdauerns seines Kriegs in der Ukraine »die Beziehungen zu den afrikanischen Ländern neu zu beleben und die vom Westen verhängte Blockade zu durchbrechen«, von der Moskau denke, sie sei errichtet, »um seinen Einfluss in der Welt zu schwächen«.

Mohamed Benhamou, Leiter des marokkanischen Zentrums für Strategische Studien, ist der Ansicht, die Beziehungen Afrikas »zu den Weltmächten sind nach wie vor von überschwänglichem Wettbewerb geprägt«. So versuche Russland in seiner Konkurrenz mit den westlichen Staaten, »die zunehmende Verschlechterung des Images der französischen Präsenz in Afrika auszunutzen«.

Benhamou fügte hinzu, dass »Moskau versucht, sich den afrikanischen Beamten als Alternative zu Frankreich zu präsentieren« und sie zu überzeugen, sich bei der Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit auf die Dienste der russischen Söldnertruppe Wagner zu verlassen. »Das russische Modell, das sich als Alternative anbietet, weckt das Interesse vieler afrikanischer Länder, die dem Ansatz von Mali und Burkina Faso folgen könnten«, die vor Kurzem ihre Beziehungen zu Frankreich zugunsten von Moskau abgebrochen haben.

Der Politanalyst Ilan Berman schrieb in einem Artikel auf der amerikanischen Website Al-Hurra, Afrika sei für den Kreml zu einer strategischen Priorität und zu einem neuen Schlachtfeld in seinem Kampf gegen den Westen um Einfluss geworden. So habe sich »in den vergangenen Jahren die russische Präsenz auf dem gesamten Kontinent durch die Einrichtung neuer Militärstützpunkte, den Einsatz der Wagner-Gruppe in regionalen Konflikten in Mosambik, Mali, der Zentralafrikanischen Republik und Libyen sowie durch die Zunahme der Waffenverkäufe an verschiedene Regime ausgeweitet«.

Im Allgemeinen spiegeln Russlands intensive Schritte in Afrika den Versuch wider, die internationale Isolation zu durchbrechen, die Moskau seit dem Beginn seiner Invasion in der Ukraine im vergangenen Februar erfahren hat, sowie den Versuch, den Kreis seiner Verbündeten zu erweitern und mit westlichen Staaten um Einfluss in geopolitisch wichtigen afrikanischen Ländern zu konkurrieren.

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