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Wie Russland seinen Einfluss in Nord- und Westafrika ausweiten will

Russlands Außenminister Sergej Lawrow zu Besuch bei seinem algerischen Amtskollegen Ramtane Lamamra
Russlands Außenminister Sergej Lawrow zu Besuch bei seinem algerischen Amtskollegen Ramtane Lamamra (© Imago Images / ITAR-TASS)

Mit seiner Präsenz in Mali und seinen engen Beziehungen zu Algerien versucht Russland, seinen Einfluss in Nord- und Westafrika auf Kosten der westlichen Mächte – insbesondere Frankreichs und der Vereinigten Staaten – auszuweiten.

Zwei Monate nachdem in der Nähe der algerischen Grenze stattfindenden Militärmanöver »African Lion« zwischen der amerikanischen und der marokkanischen Armee wird Algerien im kommenden November zum ersten Mal Gastgeber der russischen »Desert Shield«-Übung in einem Militärgebiet an der Grenze zu Marokko sein.

Botschaft an die USA …

Das russische Verteidigungsministerium teilte kürzlich in einer Erklärung mit, dass die Militärübungen »Desert Shield 2022« im November in Algerien stattfinden werden, während das Land zwei Anlässe begeht: zum einen den sechzigsten Jahrestag seiner Unabhängigkeit von Frankreich und zum anderen sechs Jahrzehnte der strategischen Zusammenarbeit mit Russland. Nach Angaben Moskaus werden etwa 200 Angehörige der Streitkräfte beider Länder an dem Manöver teilnehmen, mit dem die Interoperabilität der Einheiten bei der Terrorismusbekämpfung verbessert werden soll.

Algerien unterhält enge Beziehungen zu Russland und ist der größte Verbündete des russischen Präsidenten Wladimir Putin in der Region. Das Land ist auch einer der wichtigsten Importeure von Waffen aus Moskau, wobei die Einfuhr russischer Waffen zwischen 2016 und 2020 im Vergleich zum Zeitraum 2011 bis 2015 um 64 Prozent gestiegen ist.

Darüber hinaus unterstützte Algerien Russland bei den Vereinten Nationen und stimmte im April 2022 mit Nein gegen den Ausschluss Russlands aus dem UN-Menschenrechtsrat.

Beobachter sind der Ansicht, dass die Militärübungen zwischen Algerien und Russland eine Botschaft an die USA und ihre Verbündeten in der Region sind, da sie kurz nach den Militärübungen zwischen Marokko und den Vereinigten Staaten und nach dem Abzug der französischen Streitkräfte aus Mali stattfinden.

… und an Frankreich

Rachid Lazraq, Juraprofessor an der Universität Tofail in Marokko, sagte in diesem Zusammenhang, Algerien versuche, »im Rahmen der Veränderungen, die die Welt erlebt, einen Platz in den großen Allianzen zu finden, die sich gerade bilden«. In dem Interview mit der amerikanischen Website Al-Hurra erklärte er, Algerien sende durch die Ausrichtung des Manövers die Botschaft an Washington und die westlichen Mächte, dass es bereit ist, in Verhandlungen einzutreten und an der Machtverteilung in der Region mitzuarbeiten, indem es sich als eine wichtige Figur in Nordafrika präsentiert.

Der Afrikawissenschaftler Fathi Boullaras erklärte, Moskau gelinge es seit Jahren, auf Kosten der europäischen Mächte, insbesondere Frankreichs, ein breites Netz von Beziehungen zu afrikanischen Ländern aufzubauen. »Die russische Präsenz in Afrika beschränkt sich nicht nur auf die militärische Seite, sondern erstreckt sich auch auf andere Bereiche wie die Landwirtschaft und die Nutzung der Kernenergie für friedliche Zwecke.«

Weiter erklärte Boullaras, Europa befürchte, »dass Russland das Versagen der französischen Armee in der Sahelzone und in Afrika südlich der Sahara ausnutzen wird, um das Vakuum zu füllen, indem es die wachsende Feindseligkeit gegenüber den französischen Streitkräften ausnutzt, antiwestliche Rhetorik fördert und die Europäer beschuldigt, Afrikas Reichtümer zu plündern«.

Vor Kurzem hat sich die französische Armee nach Streitigkeiten mit der malischen Regierung aus Mali zurückgezogen, während die russische Präsenz in dem afrikanischen Land durch die mit dem Kreml verbundene Sicherheitsfirma Wagner verstärkt wurde.

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