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Wie soll ein Krieg gegen die Hamas ohne Opfer geführt werden?

Wie soll ein Krieg ohne Opfer gegen eine Terror-Armee geführt werden, die sich tief in städtischem Gebiet verschanzt?
Wie soll ein Krieg ohne Opfer gegen eine Terror-Armee geführt werden, die sich tief in städtischem Gebiet verschanzt? (Imago Images / ZUMA Wire)

Immer häufiger melden sich Stimmen zu Wort, die Israel vorwerfen, dass der Krieg gegen die Hamas Opfer fordert. Wie es anders zu machen wäre, verraten aber auch sie nicht.

Der Krieg Israels gegen die Hamas im Gazastreifen dauert bereits fast zweieinhalb Monate an. Immer mehr Beobachter beginnen, ihre anfänglich zum Ausdruck gebrachte Solidarität mit der Selbstverteidigung des jüdischen Staates gegen eine genozidale Terrorgruppe zu revidieren.

Eine dieser Stimme ist Robert Treichler. Unmittelbar nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober hatte er sich, wie er sich im österreichischen Wochenmagazin profil am vergangenen Wochenende erinnert, dafür ausgesprochen, dass die Hamas »ausgeschaltet« werden müsse. »Niemand, der bei klarem Verstand ist, kann bestreiten, dass Israel das Recht dazu hat.« Doch angesichts der Geschehnisse seither fragt er: »Stimmt das noch?« Ja, sagt er, aber …

Irgendetwas hat sich also doch geändert und Treichler erklärt auch, was: Als der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu verkündete, die Hamas auszulöschen, »nahm man an, Armee und Geheimdienste hätten ausreichend gute Informationen, um dies zu bewerkstelligen«, doch mittlerweile »muss das bezweifelt werden«.

Treichler schildert sodann die zivilen Opfer und das Elend unter den Palästinensern. Zwar versuche die israelische Armee, zivile Opfer zu vermeiden, aber »die Maßnahmen zum Schutz der Palästinenser reichen nicht aus«. Immerhin sei schon von über 15.500 Toden die Rede.

Treichler macht hier, was immer öfter zu bemerken ist: Die Opferzahlen, die vom Hamas-geführten »Gesundheitsministerium« bekannt gegeben werden, werden immer häufiger völlig unhinterfragt übernommen. Dabei müsste doch zumindest darauf hingewiesen werden, dass zu diesen angeblich »zivilen Opfern« auch all jene über 7.000 Hamas-Terroristen gezählt werden, die seit dem 7. Oktober getötet worden sollen.

Naive Erwartungen

Jedenfalls mehren sich, wie Treichler ausführt, auch in den USA die Stimmen jener, die sich gegen die Art der israelischen Kriegsführung aussprechen. Und damit hat er Recht: Zuletzt hat Außenminister Antony Blinken erneut Israel aufgerufen, mehr zum Schutz der Palästinenser zu tun. Es bestehe eine »Kluft zwischen der Absicht, Zivilisten zu schützen, und den tatsächlichen Ergebnissen, die wir vor Ort sehen«.

Zu gerne wüsste man von Blinken und vielen anderen, die sich gleichlautend äußern, wie der Krieg gegen eine sich hinter der Zivilbevölkerung versteckende Terrorgruppe denn geführt werden könne, ohne zahlreiche Opfer zu fordern. Wer auch nur eine Ahnung von der Performance amerikanischer Streitkräfte in ähnlichen Situationen hat, etwa bei den Kämpfen um die Stadt Falludscha im Irak, dem drängt sich jedenfalls nicht unbedingt der Eindruck auf, dass die Amerikaner herausgefunden hätten, wie das geforderte sorgsamere Vorgehen aussehen sollte.

Ähnliches trifft auch auf Treichler zu: Er meint noch immer, die Hamas müsse »ausgeschaltet« werden, aber wie das funktionieren könnte, ohne eine solche Opfer- und Zerstörungsbilanz zu bewirken, kann auch er nicht sagen. Er selbst hat vor fast zehn Wochen offenbar gedacht, der Krieg sei eine relativ einfache, schnelle und wenig Opfer fordernde Angelegenheit. Und jetzt, da das nicht eingetreten ist, macht er Israel zum Vorwurf, seine, Treichlers naive Erwartungen nicht erfüllt zu haben. In Israel hat übrigens niemand gedacht, der Krieg gegen die Hamas könne schnell und ohne viel Leid zu Ende gehen.

Bei all dem Elend, das der Krieg ohne Zweifel für die Zivilbevölkerung bedeutet: Wer zu wissen glaubt, wie die Hamas anders ausgeschaltet werden kann, wird sicher auch in Israel gerne gehört. Konkrete und realistische Vorschläge dazu sind aber leider von den vielen Mahnern nicht zu vernehmen.

Dies ist ein Auszug aus unserem Newsletter vom 13. Dezember. Wenn Sie den nächsten Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich an!

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