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Trotz großer Kollateralschäden: Fortgesetzter Kampf der Hisbollah gegen Israel

Schäden im Südlibanon nach einem durch die Hisbollah provozierten israelischen Luftschlag
Schäden im Südlibanon nach einem durch die Hisbollah provozierten israelischen Luftschlag (© Imago Images / Xinhua)

Nachdem ständige Angriffe von Hisbollah-Kämpfern aus ihren eigenen Dörfern heraus gegen Israel geführt werden, wurden viele Ortschaften im Südlibanon von den Bewohnern weitgehend verlassen.

Die Hisbollah, die sich nach dem 7. Oktober letzten Jahres als »unterstützende Front« im Hamas-Krieg gegen Israel positioniert hat, prahlt gerne mit ihren Operationen und dem Schaden, den sie Israel angeblich täglich zufügt und hält trotz der umfangreichen Zerstörungen, die ihre Operationen im Südlibanon angerichtet haben, an ihrer Mission fest, den Kampf fortzusetzen, solange der Konflikt im Gazastreifen andauert.

In den vergangenen fünf Monaten hat die Hisbollah nach eigenen Angaben rund 1.200 Operationen gegen Israel durchgeführt, die von Angriffen auf Militärstützpunkte bis hin zu Schusswechseln in besiedeltem Gebiet und auf offenem Gelände reichen. Dabei sind nach offiziellen Angaben der Terrororganisation bisher 241 ihrer Mitglieder gefallen. Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) gehen jedoch davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Opfer höher ist und setzen sie bei mehr als dreihundert an, was einen täglichen Durchschnitt von fast zwei Toten bedeuten würde.

Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah betonte in seiner jüngsten Ansprache, die Hisbollah unterscheide zwischen dem Tod von Zivilisten und dem ihrer eigenen Terroristen. »Wenn wir von toten Kämpfern sprechen, dann ist das natürlich. Wenn wir über Zivilisten sprechen, ist das für uns besonders prekär«, sagte Nasrallah, der behauptete, seine Gruppe dulde keine zivilen Opfer, und warnte: »Der Preis für das Blut von Zivilisten wird israelisches Blut sein.«

Während des gesamten Konflikts haben die IDF zahlreiche Einrichtungen der Hisbollah ins Visier genommen und dabei verschiedene Taktiken eingesetzt, darunter Luftschläge mit Flugzeugen und Drohnen sowie Artillerieangriffe. Die Offensive konzentrierte sich dabei auf Kommandoposten, militärische Einrichtungen, Munitionsdepots, Raketenabschussrampen, Überwachungsposten und andere Infrastruktur der Terrorgruppe.

Große Schäden

Die Angriffe hatten erhebliche Auswirkungen auf die Dörfer im Süden des Libanons, in denen die Hisbollah-Aktivisten wohnen und aus denen heraus sie auch operieren. Damit haben sie zivile Einrichtungen, einschließlich ihrer eigenen Häuser, zu strategischen Zielen gemacht, was dazu führte, dass diese Dörfer von den dort lebenden Zivilisten weitgehend verlassen wurden. Der libanesische Außenminister Abdallah Bou Habib schätzte im vergangenen Monat die Zahl der aus dem Südlibanon geflohenen Menschen auf hunderttausend.

Auch das wirtschaftliche Gefüge dieser Gebiete wurde schwer getroffen, da zahlreiche Einrichtungen und Betriebe wegen des Wegfalls von Arbeitskräften und der von der Hisbollah provozierten Kämpfe geschlossen werden mussten, und das in einer Zeit, in der der Libanon wegen der immer schlimmer werdenden Wirtschaftskrise ohnehin bereits am Abgrund steht.

Der bislang auf niedrigem Niveau schwelende Krieg zwischen Israel und der Hisbollah hat damit erhebliche materielle Schäden angerichtet, die unlängst auf bislang rund 1,2 Mrd. Dollar geschätzt wurden. Ein Mitglied des Zentralrats der gegen die Hisbollah gerichteten Partei der libanesischen Streitkräfte erklärte kürzlich, dass etwa 520 Häuser vollständig zerstört und 3.300 teilweise beschädigt worden seien.

Gesundheitseinrichtungen als Terror-Stützpunkte

Auch die Infrastruktur, darunter Stromleitungen, Straßen und landwirtschaftliche Flächen, sind zum Teil empfindlich getroffen und in Mitleidenschaft gezogen worden, ebenso die Landwirtschaft. Der Landwirtschaftsminister erklärte vor zwei Monaten, die israelischen Angriffe hätten 50.000 Olivenbäume verbrannt und Tausende Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche beschädigt. Dies betrifft jene Gebiete, in denen sich Hisbollah-Agenten verschanzen, um von hier aus Angriffe auf Israel zu verüben. Erst letzte Woche wurde ein Hisbollah-Kämpfer bei einem Angriff getötet, wobei die libanesische Nationale Nachrichtenagentur meldete, es habe sich um einen »Landarbeiter« gehandelt, der sich entschieden hatte, im Südlibanon zu bleiben und dort zu arbeiten.

Darüber hinaus beeinträchtigt der Krieg auch die Gesundheitseinrichtungen der Hisbollah. So wurde ein Zentrum der der Hisbollah nahestehenden »Islamischen Gesundheitsbehörde« vergangene Woche getroffen. Auch wenn in den libanesischen Medien oft anders dargestellt, handelt es sich beim medizinischen Personal tatsächlich um Hisbollah-Funktionäre. Seit Beginn des Kriegs wurden solche Einrichtungen der »Islamischen Gesundheitsbehörde« mehrfach angegriffen, was zu einer Reihe von Todesfällen geführt hat. Die Beerdigungen dieser Opfer wurde in der gleichen Weise wie jene für Hisbollah-Aktivisten durchgeführt, was belegt, wie eng sie mit der Terrororganisation verbunden waren.

Trotz der erheblichen Schäden, welche die Hisbollah erlitten hat, hat sich die Terrorgruppe nicht zurückgezogen oder ihre Aktivitäten eingestellt. In den vergangenen Tagen feuerte sie vielmehr erneut rund dreißig Raketen auf den Berg Hermon und gab kurz darauf ein ähnliches Sperrfeuer auf den Berg Meron in Israel ab, was bedeutet, dass die Scharmützel weitergehen werden.

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