Die israelischen Maßnahmen haben die Aktivitäten in Nablus empfindlich gestört und damit den Druck auf die Bewaffneten erhöht, von denen sich nun einige der Autonomiebehörde ergaben.
Die Entscheidung einer Reihe palästinensischer Kämpfer der »Höhle der Löwen«, sich den Sicherheitskräften der Palästinensischen Autonomiebehörde zu stellen, ist das Ergebnis des immensen Drucks, den Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) auf die Terrorgruppe ausüben. Einige Beobachter gehen so weit, darin einen ersten Schritt zur Auflösung der bewaffneten Gruppe zu sehen, die Israel und der PA in jüngster Zeit viel Kopfzerbrechen bereitet hat.
Mahmoud al-Bana, einer der obersten Befehlshaber der Gruppe, stellte sich am Mittwochabend den palästinensischen Sicherheitskräften, nachdem er Anfang der Woche bei einer israelischen Razzia in der Bombenfabrik der Organisation verletzt worden war. Seitdem haben sich mindestens vier weitere bewaffnete Mitglieder der Terrorgruppe den PA-Kräften gestellt. Sie befinden sich nun in Schutzhaft, um zu verhindern, dass sie von den Israelischen Verteidigungskräften (IDF) gefangen genommen oder von Militanten als Verräter getötet werden.
Obwohl die »Höhle der Löwen« versucht hat, die Bedeutung dieses Schrittes herunterzuspielen, glauben Beobachter, dass der Countdown für die Auflösung der bewaffneten Gruppe begonnen hat.
Allerdings bleibt abzuwarten, ob weitere Mitglieder die Gruppe verlassen werden und die PA in der Lage sein wird, Hunderte von Kämpfern in der Region Dschenin davon zu überzeugen, ihre Waffen niederzulegen.
Auf jeden Fall bedeutet die Kapitulation einiger Kämpfer nicht, dass die Gruppierung unmittelbar von der Bildfläche verschwinden wird. Wie Khaled Abu Toameh in seiner Analyse für die Jerusalem Post schreibt, könnte es Tage oder Wochen dauern, bis die verbleibenden Mitglieder davon überzeugt sind, dem Beispiel der Kämpfer zu folgen, die bereit waren, sich der PA zu stellen.
In den vergangenen Tagen haben die in Nablus verschanzten Kämpfer zu spüren bekommen, wie entschlossen die israelischen Sicherheitskräfte sind, gegen sie vorzugehen. Die Gruppe verlor zwei ihrer Top-Kommandeure – Tamer al-Kilani, der bei einer Explosion getötet wurde, und Wadi al-Houh, der von israelischen Truppen bei einer Razzia in einer Bombenfabrik der »Höhle der Löwen« in der Nähe von Nablus erschossen wurde.
Einen Tag nach der Razzia verhafteten die IDF drei Palästinenser, die verdächtigt werden, Mitglieder der Terrorgruppe zu sein, die sich zu einer Reihe von Angriffen auf israelische Soldaten und Zivilisten in der Gegend von Nablus bekannt hat. Weitere Verdächtige wurden bereits in den vergangenen Wochen von israelischen Sicherheitskräften festgenommen.
Zusätzlich zu den Razzien und Verhaftungen haben die IDF eine Abriegelung von Nablus und den umliegenden Städten und Dörfern verhängt, um Angriffe der Kämpfer zu vereiteln. Die vor zwei Wochen in Kraft getretene Abriegelung hat die lokale Wirtschaft schwer beeinträchtigt und die Bewegungsfreiheit von Zehntausenden von Palästinensern in der Stadt und ihrer Umgebung eingeschränkt.
Die israelischen Maßnahmen haben die Wirtschaftstätigkeit in der Region Nablus empfindlich gestört und den Druck nicht nur auf die Bewaffneten, sondern auch auf viele Einwohner erhöht, deren Lebensunterhalt dadurch stark beeinträchtigt wurde, wie Toameh in seiner Analyse festhält. Dies wiederum habe den Druck der palästinensischen Öffentlichkeit auf die PA erhöht, eine Lösung für die Krise zu finden.
In den vergangenen Wochen haben hochrangige palästinensische Beamte eine Reihe von Treffen mit den Kämpfern abgehalten, um sie dazu zu bewegen, ihre Waffen niederzulegen und sich den palästinensischen Sicherheitskräften zu ergeben – ein Ansinnen, dem allerdings nur eine kleine Anzahl der Bewaffneten nachgekommen ist. Dies – wie die Präsenz der Kämpfer in Nablus überhaupt – wird als Zeichen dafür gewertet, dass die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) die Kontrolle über die Situation verloren hat.
Die Palästinensische Autonomiebehörde bot den Kämpfern an, sich den palästinensischen Sicherheitskräften anzuschließen. Dieses Angebot ähnelt einem Deal, den die PA nach der zweiten Intifada mit bewaffneten Mitgliedern der Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden, dem bewaffneten Flügel der regierenden Fatah-Fraktion, geschlossen hat.
Quellen in Nablus erklärten am Donnerstag, dass die PA nach der Tötung von al-Kilani und al-Houh den Druck auf die »Höhle der Löwen« erhöht habe, auch weil sie von Israel und den USA dazu gedrängt worden war. Auch die Familien einiger der Kämpfer sollen sie angefleht haben, sich den palästinensischen Sicherheitskräften zu stellen. Die israelischen Behörden haben diesen Familienmitgliedern vor Kurzem die Erlaubnis entzogen, in Israel zu arbeiten, ein Schritt, der den Druck auf die »Höhle der Löwen« noch einmal verstärkt hat.