Erweiterte Suche

Jemen: Israel noch abwartend gegenüber Huthi-Milizen

Mitglieder der Huthi-Milizen bei einer propalästinensischen Demonstration im Jemen
Mitglieder der Huthi-Milizen bei einer propalästinensischen Demonstration im Jemen (Imago Images / ZUMA Wire)

Neben der Hamas in Gaza und der Hisbollah in Syrien hat es Israel auch mit den mit dem Iran verbündeten Huthis im Jemen zu tun.

Seit längerer Zeit schon feuern sie immer wieder iranische Drohnen oder Raketen Richtung Israel ab, ohne jedoch viel Schaden anzurichten. Meistens werden die Geschoße schon über dem Roten Meer von den Abwehrraketen eines amerikanischen Flottenverbands oder von Israel selbst abgefangen. Vor Kurzem allerdings trafen sie den ägyptischen Ort Taba nahe der Grenze zu Israel und verletzten mindestens sechs Personen.

Die Huthis, die sich selbst Ansar Allah (Helfer Gottes) nennen, bilden die schiitische Bürgerkriegspartei im Jemen. Bis zur Revolution des Jahres 1962 herrschten schiitische Imane als Könige im Jemen, danach kam es zu einem achtjährigen Bürgerkrieg zwischen dem letzten Iman Muhammad al-Badr, der von Saudi-Arabien unterstützt wurde, und den von Ägypten favorisierten sunnitischen Republikanern. Als Großbritannien 1967 Aden, auch als Südjemen bezeichnet, räumte, kam hier eine marxistische Einheitspartei an die Macht.

Sowohl im Jemen als auch im Südjemen blieb die politische Lage instabil und es kam immer wieder zu Grenzzwischenfällen, bevor es 1990 zur Vereinigung beider Staaten in die Arabische Republik Jemen unter Präsident Ali Abdullah Saleh kam. Doch bereits 1994 brach wieder ein Bürgerkrieg aus, wobei Saudi-Arabien eine erneut geplante Abspaltung des Südjemens unterstützte, die allerdings scheiterte.

Als sich zur Zeit der Invasion der USA in den Irak im Jahr 2003 die schiitischen Ansar Allah radikalisierten und ihr Anführer Badr al-Din al-Huthi bei Auseinandersetzungen mit der Regierung ums Leben kam, wurde die Bewegung nach ihm umbenannt und ist heute allgemein unter dem Begriff »Huthi« bekannt. Auch unter den Sunniten kam es zu einer Radikalisierung unter dem Einfluss der Al-Qaida, die Gebiete im Südjemen unter ihre Kontrolle bringen konnte.

Im Jahr 2012 schließlich musste Präsident Ali Abdullah Saleh nach 34 Regierungsjahren zurücktreten. Sein von Saudi-Arabien unterstützter Nachfolger Mansur Hadi erwies sich als schwache Persönlichkeit und flüchtete nach Aden. 2015 verkündeten die vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen die Errichtung einer Übergangsregierung, woraufhin eine nicht wirklich erfolgreiche Militärintervention unter der Führung Saudi-Arabiens begann, die Hadis Regierung wieder zurück ins Amt bringen wollte.

Bedrohung für die Schifffahrt

Seit Beginn des aktuellen Gaza-Kriegs stören die Huthis durch Angriffe auf amerikanische und Israel zugeordnete Schiffe den Schiffsverkehr im Roten Meer und im Golf von Aden. So wurde am 19. November das Schiff Galaxy Leader gekapert und die fünfundzwanzig Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen. Tatsächlich hält der israelisch-britische Unternehmer Abraham Ungar einen Anteil am Eigentümerkonsortium des derzeit von einem japanischen Unternehmen gecharterten Schiffs. Inzwischen werden Schaulustige zu Besichtigungstouren auf dem Schiff eingeladen. 

Vor wenigen Tagen musste ein amerikanischer Zerstörer drei Handelsschiffen zu Hilfe kommen, die von den Huthis angegriffen wurden. Das Kriegsschiff als Teil eines US-Flottenverbands bemühte sich, die von den Huthis Richtung Israel abgeschossenen Drohnen noch vor Erreichen des israelischen Abwehrschilds abzufangen.

Trotz Bestehens der internationalen Task Force 153 zur Sicherung des Schiffsverkehrs im Roten Meer verhalten sich die USA defensiv und reagieren lediglich auf Angriffe. Offensichtlich wurde in der Vergangenheit auch von Jerusalem eine diesbezügliche Zurückhaltung erwartet, und zwar trotz der mehrmaligen Versuche, Drohnen oder Raketen in Richtung der im Süden Israels gelegenen Stadt Eilat abzuschießen. 

Dies wohl auch, um den Waffenstillstand zwischen den Huthis und Saudi-Arabien nicht zu gefährden, da Saudi-Arabien sich (noch) nicht offiziell mit Israel auf derselben Seite einer militärischen Auseinandersetzung wiederfinden möchte. Auch wenn Jerusalem den internationalen Bemühungen um eine Lösung der Krise noch eine Chance gibt, kann es die Blockade des Schiffsverkehrs im Roten Meer auf längere Sicht nicht zulassen, nicht zuletzt wegen der Erinnerung an die durch Ägypten errichtete Sperre der Straße von Tiran, der Zufahrt nach Eilat, unmittelbar vor dem Sechstagekrieg im Jahr 1967.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!