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Iranische Kamikaze-Drohnen für Russland

Unterirdische iranische Drohnenbasis
Unterirdische iranische Drohnenbasis (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die neuen Waffensysteme können auch für Israel in künftigen Konflikten zu einer großen Herausforderung werden.

Yaakov Lappin

Russland setzt in seinem Krieg gegen die Ukraine unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) aus iranischer Produktion ein. Obwohl es noch nicht möglich ist, ihre genaue operative Wirksamkeit zu bestimmen, könnten die Waffen in einem künftigen Konflikt eine erhebliche Herausforderung für das israelische Militär darstellen, befürchtet ein prominenter Drohnen- und Raketenexperte.

Laut Tal Inbar, ehemaliger Direktor des UAV-Forschungszentrums am israelischen Fisher-Institut für strategische Luft- und Raumfahrtstudien und Mitbegründer der Ilan-Ramon-Raumfahrtkonferenz, belegen die Aufnahmen aus der Ukraine den weit verbreiteten Einsatz der von den Russen als Geran-2 bezeichneten iranischen Selbstmorddrohne Shahed 136. »Aus den gesammelten Fotos von Teilen des Systems geht hervor, dass bislang etwa hundert UAV dieses Typs eingesetzt wurden«, sagte Inbar, von denen die ukrainische Luftabwehr eine beträchtliche Anzahl abgeschossen habe.

Am Montag und Dienstag wurden ukrainische Städte mit russischen Marschflugkörpern, ballistischen Raketen und Drohnen bombardiert, wobei offenbar auch die Shahed 136 zum Einsatz gekommen ist. Die Attacken waren Teil eines Großangriffs, den der Kreml als Vergeltung für die Bombardierung der Brücke von Kertsch, welche die Krim mit Russland verbindet, bezeichnete. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters: »Wir haben es mit Terroristen zu tun, mit Dutzenden von Raketen und iranischen Shaheds. Sie haben zwei Ziele: Energieanlagen im ganzen Land und Zivilpersonen.«

Im Juli machte der amerikanische Nationale Sicherheitsberater, Jake Sullivan, öffentlich, dass Russland »Hunderte« von Drohnen für den Krieg in der Ukraine von Teheran angefordert hat. Laut Inbar gibt es Hinweise, dass Moskau auch die iranische Drohne Mohajer 6 zum Einsatz bringt. »In diesem Stadium ist es nicht möglich, die operative Effektivität dieser Systeme zu bestimmen, da keine soliden Informationen vorliegen, die einen Angriff mit dem System in Verbindung bringen«, so Inbar. »Gleichzeitig«, schränkte er ein, »sind diese Systeme sehr präzise, und wenn sie nicht abgefangen werden, kann der Schaden, den sie verursachen, bei einer Reihe von Zielen erheblich sein«.

Schadenspotenzial für Israel

In einer Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 20. September 2021 sagte der ehemalige israelische Ministerpräsident Naftali Bennett: »Der Iran hat diese tödlichen Drohnen, die als Shahed 136 bezeichnet werden, bereits für Angriffe auf Saudi-Arabien, US-Stützpunkte im Irak und Frachtschiffe auf offener See eingesetzt.«

Dazu gehörte wahrscheinlich auch ein Angriff auf zwei Aramco-Ölanlagen in Saudi-Arabien am 14. September 2019. »Die Drohnenschwärme erreichten ihre Ziele in der Tiefe des saudi-arabischen Hinterlandes völlig überraschend und blieben von der Luftabwehr unentdeckt«, erläuterte Uzi Rubin, ein prominenter israelischer Luftabwehrexperte und Begründer des Arrow-Programms. »Daher wurde auch kein Versuch unternommen, sie abzufangen. Ihre Präzision war außergewöhnlich.«

Die Mohajer 6 ist in der Lage, Raketenangriffe und Überwachungsmissionen mit einer Reichweite von etwa zweihundert Kilometern durchzuführen.

Das Alma Center, eine Verteidigungsforschungsgruppe, die sich auf die Sicherheitsfragen an Israels nördlichen Grenzen spezialisiert hat, schätzte im Dezember 2021, dass die Hisbollah über mehr als zweitausend vom Iran hergestellte Drohnen verfügt. Tal Inbar sagte seinerseits, Israel sei sich der Bedrohung bewusst und warnte, dass »eine massive Aktivierung dieser Systeme, sollte sie eintreten, ein Ereignis mit beträchtlichem Schadenspotenzial darstellen wird«.

Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. (Übersetzung von Alexander Gruber.)

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