Seit Wochen attackiert der Iran vermehrt amerikanische Stützpunkte im Nahen Osten. Aus den Angriffen kann rasch ein regelrechter Krieg werden.
Die USA und der Iran befinden sich im Krieg. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hat das iranische Regime über seine Handlangertruppen im Nahen Osten allein seit dem 17. Oktober 27-mal amerikanische Militärbasen angegriffen.
Wie Brigadegeneral Pat Ryder am Dienstag bei einer Pressekonferenz mitteilte, wurden sechzehn dieser Angriffe im Irak und elf in Syrien verübt, bei denen mindestens vierundzwanzig Soldaten verletzt wurden. Der schwerste ereignete sich am 18. Oktober auf die al-Tanf-Garnison im Südosten Syriens, wo laut NBC News mindestens zwanzig Soldaten »leichte Verletzungen« erlitten. Die Washington Post berichtete unter Berufung auf eine anonyme Quelle im Militär, dass der Stützpunkt mit Drohnen angegriffen worden sei. Die Zeitung merkte kritisch an, dass die Biden-Regierung die Öffentlichkeit nach dem Angriff mehrere Tage lang nicht über die verletzten Soldaten informiert habe.
Die Zahlen der Angriffe und der Verletzten beziehen sich auf den Stichtag 31. Oktober. Laut Ryder sei bei den Attacken der letzten Tage »nichts getroffen« worden; es habe seines Wissens nach »keine Verletzten und keine Beschädigungen der Infrastruktur« gegeben. Wie Ryder erklärte, sei der Iran der Urheber aller Angriffe: »Wir wissen, dass diese Gruppen von der iranischen Regierung finanziert, ausgebildet und unterstützt werden, und wir machen die iranische Regierung dafür verantwortlich.«
Schon bei der Pressekonferenz in der Vorwoche hatte er das iranische Regime und das Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) verantwortlich gemacht: »Wir wissen, dass die Gruppen, die diese Angriffe durchführen, von den IRGC und dem iranischen Regime unterstützt werden.« Ryder erwarte, dass der Iran und seine Stellvertreterarmeen eine »weitere erhebliche Eskalation gegen die US-Streitkräfte und das Personal in der gesamten Region in der sehr nahen Zukunft« planten. Die USA seien auf diese Eskalation vorbereitet, »sowohl in Bezug auf die Verteidigung unserer Streitkräfte als auch auf eine entschlossene Reaktion darauf«. Ryder fügte hinzu:
»Und ich möchte noch einmal betonen, was ich vorhin gesagt habe, nämlich, dass wir uns immer das Recht vorbehalten, uns zu verteidigen und niemals zögern werden, Maßnahmen zu ergreifen, wenn dies zum Schutz unserer Streitkräfte und unserer Interessen im Ausland erforderlich ist.«
USA werden reagieren
Auch der amerikanische Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte den Iran am Dienstag während einer Senatsanhörung, dass die USA auf weitere Angriffe auf das US-Militär in der Region reagieren würden. Austin nahm gemeinsam mit Außenminister Anthony Blinken an einer Anhörung teil, bei der es um den Antrag von Präsident Joe Biden auf zusätzliche Hilfsgelder in Höhe von 105 Milliarden Dollar für Israel, die Ukraine und andere nationale Sicherheitsfragen ging.
Auf die Frage der republikanischen Senatorin und stellvertretenden Ausschussvorsitzende Susan Collins, was das Ministerium unternehme, um Angriffe auf amerikanische Truppen zu verhindern, betonte Austin, der Schutz und die Sicherheit der Truppen und Zivilisten seien für ihn und den Präsidenten von »größter Bedeutung« und verwies darauf, dass die USA weitere Kräfte in die Region verlegt hätten: »Wir haben uns klar ausgedrückt. Der Präsident hat sich klar ausgedrückt, und ich habe mich hier klar ausgedrückt: Wenn das nicht aufhört, dann werden wir reagieren. Wir behalten uns also das Recht vor, zu reagieren. Wir haben die Fähigkeit, das zu tun. Und wir werden zu einem Zeitpunkt und an einem Ort unserer Wahl reagieren.«
Am Freitag wird Außenminister Anthony Blinken in Israel eintreffen. Ebenfalls für Freitag, 15 Uhr Ortszeit, ist eine Rede von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah angekündigt, in der mit Nasrallah-typischen wüsten Drohungen zu rechnen ist.
Zuspitzung im Persischen Golf
Mit der USS Gerald R. Ford und ihren Begleitschiffen liegt ein starker Marineverband in der Nähe Zyperns vor Ort, der bislang möglicherweise dazu beigetragen hat, dass Nasrallah seinen großspurigen Worten keine Taten folgen ließ.
Im August hatte er gedroht, im Kriegsfall zwischen der Hisbollah und Israel werde es »kein Israel« mehr geben und das Land »in die Steinzeit« zurückkehren. Seit dem 7. Oktober gibt es an der israelisch-libanesischen Grenze permanent Scharmützel, bei denen Mitglieder der Hisbollah immer wieder Panzerabwehrraketen auf israelische Soldaten und Fahrzeuge abfeuern. Israel antwortet mit dem Ausschalten dieser Teams und Angriffen auf die Terrorinfrastruktur der Hisbollah. Dabei wurden nach Angaben der Hisbollah bereits fünfzig ihrer Mitglieder getötet. Geht es in diesem Tempo weiter, wird die Organisation bis Jahresende zweihundert Männer verloren haben, obwohl beide Seiten noch gar keinen wirklichen Krieg führen.
Nach der USS Ford ist diese Woche ein weiterer amerikanischer Flugzeugträger in der Region eingetroffen. Die USS Dwight D. Eisenhower war am 14. Oktober von ihrem Hafen Norfolk, Virginia, abgefahren und hatte Anfang dieser Woche die Straße von Gibraltar passiert. Laut einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums wird sie allerdings nicht im Mittelmeer bleiben, sondern in den Persischen Golf verlegt werden. Es wird das erste Mal seit August 2021 sein, dass sich ein amerikanischer Flugzeugträger dort befinden wird.
Das müsste in den nächsten Tagen zu einem Showdown führen: Sollten der Iran und seine Terrorverbände – hier sind außer Hamas und Hisbollah vor allem die jemenitischen Huthi-Milizen zu nennen, die seit Dienstag versuchen, die israelische Stadt Eilat mit Raketen anzugreifen – die USS Eisenhower ungestört den Suezkanal, das Rote Meer und die Straße von Hormus passieren lassen, statt sie mit allem anzugreifen, das in ihren Arsenalen ist, sind sie vor ihren Anhängern als Papiertiger entlarvt. Attackieren sie den Flugzeugträger aber, werden die USA mit Bomben- und Raketenangriffen auf das iranische Regime und die IRGC reagieren. Dass die Vereinigten Staaten darauf vorbereitet sind, hat Verteidigungsminister Austin in aller Deutlichkeit formuliert.