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Iran beschuldigt Israel der Sabotage von Gaspipelines

Explosion der Gaspipeline im Iran am 14. Februar
Explosion der Gaspipeline im Iran am 14. Februar (Quelle: JNS)

Bei den Gasleitungen handelt es sich um zwei bedeutende Pipelines, die von Süden nach Norden verlaufen und große Provinzen des Landes versorgen. Angesichts der Komplexität und des Umfangs der Zerstörung könne nur Israel dafür verantwortlich gemacht werden, so die offizielle iranische Stellungnahme.

Zwei westliche Beamte und ein iranischer Militärstratege, der mit dem Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC) in Verbindung steht, haben Israel beschuldigt, hinter den Anschlägen auf zwei große Erdgaspipelines im Iran in der vergangenen Woche zu stecken, berichtete die New York Times (NYT). 

Am 14. Februar gegen ein Uhr waren mehrere Stellen entlang zweier Pipelines in den iranischen Provinzen Fars und Chahar Mahal Bakhtiari gesprengt worden, was iranische Beamte sofort als Sabotage bezeichneten. Während Jerusalem es ablehnte, sich zu dem Anschlag zu äußern, sagte der IRGC-Militärstratege dem Artikel zufolge, der Iran mache angesichts der Komplexität und des Umfangs der Operation Israel dafür verantwortlich. Er fügte hinzu, mit ziemlicher Sicherheit seien Kollaborateure innerhalb des Irans daran beteiligt gewesen, auszuspionieren, wie und wo der Anschlag durchzuführen sei.

Die Explosionen bedeuteten eine Eskalation im Schattenkrieg zwischen dem Iran und Israel, so die NYT. Während Israel seit Langem militärische und nukleare Anlagen des Irans ins Visier nimmt, hat es durch die Sprengung der Energieinfrastruktur nun die Gasversorgung von Millionen Zivilisten unterbrochen. Israel wird allerdings auch beschuldigt, bereits in der Vergangenheit Cyberangriffe auf die iranische Zivilbevölkerung verübt zu haben, darunter einer auf das iranische Kraftstoffverteilungssystem im Oktober 2021, der die 4.300 Tankstellen der Islamischen Republik lahmlegte.

Große Auswirkungen

»Der Plan des Feindes war es, mitten im Winter den Gasfluss in mehreren wichtigen Städten und Provinzen unseres Landes vollständig zu unterbrechen«, sagte der iranische Ölminister Javad Owji am Freitag vor der Presse. »Abgesehen von einigen Dörfern, die sich in der Nähe der Gasleitungen befanden, war keine Provinz betroffen«, fügte er hinzu.

Energieexperten schätzten jedoch, dass die Angriffe auf die über tausend Kilometer langen Pipelines, die täglich 56 Millionen Kubikmeter Erdgas in Großstädte wie Teheran und Isfahan befördern, fünfzehn Prozent der täglichen Erdgasproduktion des Irans beeinträchtigt haben, wie die New York Times schrieb.

Lokale Gouverneure und Beamte der staatlichen Gasgesellschaft sprachen von weitreichenden Ausfällen in fünf Provinzen. Regierungsgebäude blieben geschlossen, und Energieexperten warnten die Menschen über soziale Medien, sich in kälteren Gebieten warm anzuziehen.

»Das Ausmaß der Auswirkungen war sehr groß, da es sich um zwei bedeutende Pipelines handelt, die von Süden nach Norden verlaufen«, sagte der leitende Energieanalyst des Daten- und Analyseunternehmens Kpler, Homayoun Falakshahi, gegenüber der Times. »Wir haben so etwas in diesem Ausmaß und Umfang noch nie gesehen.« Die Explosionen zeigten, wie anfällig das Land für Angriffe auf seine Infrastruktur sei: So verfüge der Iran über 40.000 Kilometer Erdgasleitungen und es sei »sehr schwierig, dieses ausgedehnte Netz von Pipelines zu schützen, wenn man nicht Milliarden in neue Technologien investiert«, analysierte Falakshahi, nach dem es Tage dauern werde, um den Schaden zu beheben.

Keine offene Konfrontation

Der Iran führt über Terrorgruppen wie die Hamas, den Palästinensischen Islamischen Dschihad und die Hisbollah einen Stellvertreterkrieg gegen Israel. Auch die Huthi-Milizen im Jemen sind in jüngster Zeit in diesem Krieg aktiv geworden, indem sie Marschflugkörper auf Israel abfeuerten und israelische und internationale Schiffe ins Visier nahmen. Im Vorfeld der Angriffe auf Israel am 7. Oktober letzten Jahres bildete der Iran außerdem bis zu 500 Terroristen aus, die der Hamas und dem Palästinensischen Islamischen Dschihad im Gazastreifen angehören.

Die Islamische Republik hat bislang jedoch darauf geachtet, die in der Region stationierten israelischen und amerikanischen Streitkräfte nicht direkt anzugreifen. Die Washington Post berichtete am Sonntag, der Iran sei zwar bestrebt, die Interessen der USA und Israels im Nahen Osten zu torpedieren, hüte sich aber davor, eine direkte Konfrontation zu provozieren. So habe er die Hisbollah und andere Terrorgruppen im Stillen zur Zurückhaltung gegenüber den US-Streitkräften gedrängt, so die Zeitung unter Berufung auf libanesische und irakische Beamte.

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