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Die Hamas kann kein Teil der Nachkriegsordnung sein

Solidaritätsdemonstration mit der Hamas in Washington
Solidaritätsdemonstration mit der Hamas in Washington (© Imago Images / Sipa USA)

Trotz gegenteiliger Behauptungen verschiedener Politiker und Intellektueller bleibt die Hamas islamistisch, völkermörderisch und antisemitisch.

Paul Schneider

Drei Wochen nach dem Massaker vom 7. Oktober veröffentlichte der ehemalige Premierminister der Palästinensischen Autonomiebehörde Salam Fayyad in Foreign Affairs einen Artikel, in dem er verschiedene Optionen für den auf den Krieg zwischen Israel und der Hamas folgenden »Tag danach« beschrieb.

»Der erste Schritt muss die sofortige und bedingungslose Erweiterung der PLO sein, um alle wichtigen Fraktionen und politischen Kräfte, einschließlich der Hamas und des Palästinensischen Islamischen Dschihads, einzubeziehen«, schrieb Fayyad und erklärte unter Hinweis auf die Popularität der Hamas: »Es ist unmöglich zu erkennen, wie die PLO als Teil eines Versuchs zur Wiederaufnahme des Friedensprozesses glaubwürdig eine Verpflichtung zur Gewaltlosigkeit eingehen kann, wenn die Hamas und ähnlich ausgerichtete Gruppierungen nicht in ihr vertreten sind.«

Einige Wochen später äußerte sich auch der Senior Fellow am Middle East Institute in Washington, Khaled Elgindy, in Foreign Affairs zum »Tag danach«. Wie Fayyad plädierte auch er für die »Bildung einer einheitlichen und geschlossenen palästinensischen politischen Führung«. Elgindy fügte hinzu, Israel und die Vereinigten Staaten müssten »sich von der völlig unrealistischen Vorstellung verabschieden, dass die Hamas dauerhaft aus der palästinensischen Politik ausgeschlossen werden kann«.

Abgesehen davon, dass beide Autoren von der leider nicht gänzlich unwahrscheinlichen Annahme ausgehen, dass die Hamas den Konflikt überleben wird, liegen Fayyad und Elgindy schlichtweg falsch. Die Hamas darf in der palästinensischen Nachkriegspolitik ebenso wenig eine Rolle spielen, wie die Nationalsozialisten in der deutschen Nachkriegspolitik nach 1945 eine Rolle hätten spielen dürfen.

Der Judenhass der Muslimbruderschaft

Als Ableger der Muslimbruderschaft wird die Hamas vom genozidalen Antisemitismus des Sayyid Qutb (1906–1966), dem führenden Ideologen der Bruderschaft und zentralen Mitbegründer des politischen Islam, geleitet. Qutb trat der Bruderschaft 1949 nach dem Tod ihres Gründers Hassan al-Banna bei. In seinem Pamphlet Unser Kampf mit den Juden von 1950 begann Qutb, den europäischen Antisemitismus im Stil der Nationalsozialisten zu islamisieren.

Wie die Wissenschaftlerin Evin Ismail in ihrer Studie The Antisemitic Origins of Islamist Violence schreibt, »war Qutb einer der ersten islamistischen Theoretiker, der für einen permanenten Dschihad eintrat, bis der Islamismus sich globalisiert und die einzige politisch-religiöse Legitimität verkörpert«. Insbesondere, so analysiert sie, »rechtfertigte Qutb Gewalt, beschäftigte sich mit dem Dschihad und änderte dessen religiöse Bedeutung von einer defensiven zu einer offensiven Aufgabe«, die »einen Religionskrieg zwischen Muslimen und dem Rest der Welt« bedeute.

In Unser Kampf mit den Juden beschuldigte Qutb die Juden des »kosmischen, satanischen Bösen« und zitierte in Anlehnung an die NS-Ideologie wiederholt die berühmt-berüchtigte, antisemitische Fälschung Die Protokolle der Weisen von Zion. Qutb behauptete, die Juden würden sich verschwören, um den Islam zu zerstören und im Verborgenen die Welt zu beherrschen.

Evin Ismail merkt in diesem Zusammenhang an, dass »Qutbs Vermächtnis heute in der antisemitischen Hamas-Charta weiterlebt, die von Qutbs Überzeugungen inspiriert ist«. Auch der deutsche Politikwissenschaftler und Historiker Matthias Küntzel charakterisiert die 1988 erlassene Hamas-Charta als »zentrales Dokument des islamischen Antisemitismus«. Im Mai 2017, so Küntzel, »veröffentlichte die Hamas zwar eine moderatere Grundsatzerklärung. Hamas-Vertreter haben jedoch klargestellt, dass die Charta von 1988 damit nicht verworfen worden ist.« Der Anschlag vom 7. Oktober 2023 bestätigt dies.

Die Hamas-Charta

Die Hamas-Charta zitiert an prominenter Stelle einen bekannten, auf Mohammed zurückgeführten Hadith, in dem es heißt: »Der Tag des Jüngsten Gerichts wird nicht eintreten, bis die Muslime die Juden bekämpfen und töten, sodass die Juden sich hinter Steinen und Bäume verstecken. Die Steine oder Bäume sagen jedoch: O, Muslim! O, Diener Gottes, ein Jude versteckt sich hinter mir. Komm und töte ihn!‹« Damit wird, wie Küntzel festhält, »die Auferstehung oder Errettung der Muslime hier von der Ermordung der Juden abhängig gemacht«.

Wie der Historiker weiter ausführt, schlummerte dieser Hadith jahrhundertelang mehr oder weniger vor sich hin und wurde in den Moscheen kaum erwähnt. Allerdings »wurde er aus der Vergessenheit geholt und zum ersten Mal einem Massenpublikum präsentiert«, nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren und begonnen hatten, ihre Ideologie in die arabische Welt zu exportieren. »In der Folgezeit – und besonders nach dem Sechstagekrieg – wurde er zu einem der am häufigsten zitierten Hadithe überhaupt.«

Wie der syrisch-deutsche Wissenschaftler Bassam Tibi darlegt, »zeigt die Hamas, wie Qutbs Ideen in politisches Handeln umgesetzt werden«. Hamas-Mitglieder seien »Sayyid Qutbs Scharfrichter«, und die Terrorgruppe bezeichnet sich selbst als »die bewaffnete Hand der Muslimbruderschaft« sowie als »Speerspitze« im Krieg gegen den Zionismus. Ihr Ziel ist die Vernichtung Israels und sie verkündet, dass diejenigen, die Friedensverhandlungen anstreben, sich des »großen Verrats« schuldig machen.

»In der Vergangenheit«, so Tibi abschließend, »konnte Israel den Konflikt mit der säkularen PLO verhandeln und sogar die Osloer Verträge schließen, die leider zum Scheitern gebracht wurden. So etwas könnte sich mit der Hamas niemals wiederholen, denn die offenen Fragen sind für diese Islamisten einfach nicht verhandelbar, da sie als göttlich erklärt werden.« Die Vorstellung, die Hamas könnte der PLO beitreten und mit nichtreligiösen Parteien wie der Fatah zusammenarbeiten, ist also nichts als eine naive Fantasie.

Wie Professor As’ad Ghanem in seinem Buch Palestinian Politics After Arafat schreibt, sieht die Hamas ihre »Beziehung zu Israel als Nullsummenspiel, was bedeutet, dass es letztlich nur einen Gewinner geben kann. Nach dieser Logik hat der Prozess des Dialogs und der Verhandlungen keine Priorität, da sie nicht daran glaubt, dass mit friedlichen Mitteln die legitimen Rechte der Palästinenser erreicht werden können.«

Die Hamas, schreibt Ghanem weiter, »betrachtet das gesamte [ehemalige] Mandatsgebiet Palästina als islamischen Waqf [Eigentum]. Folglich erkennt sie Israel nicht an und ist nicht bereit, es als eine Tatsache auf muslimischem Boden zu akzeptieren.« Außerdem unterstütze der palästinensische Ableger der Muslimbruderschaft »den bewaffneten Kampf überall, auch gegen israelische Bürger innerhalb der Grünen Linie«, also im israelischen Kernland.

Politiker und Wissenschaftler wie die eingangs zitierten Salam Fayyad und Khaled Elgindy agieren jedoch so, als sei der völkermörderische Hass der Hamas lediglich harmlose Rhetorik und die Hamas eine normale politische Partei. Es besteht kein Zweifel, dass sie es besser wissen, was es umso schlimmer macht.

Paul Schneider ist Rechtsanwalt, Autor und Mitglied des Verwaltungsrats des American Jewish International Relations Institute (AJIRI), einer Unterorganisation von B’nai B’rith International. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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