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Gaza-Krieg: Hamas erleidet schwere Verluste

Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte dringen tiefer nach Gaza vor und fügen der Hamas schwere Verluste zu
Die israelischen Verteidigungsstreitkräfte dringen tiefer nach Gaza vor und fügen der Hamas schwere Verluste zu (Quelle: JNS)

Etwa zehn von vierundzwanzig Hamas-Bataillonen und ihre jeweiligen Kommandoebenen sollen massiv angeschlagen sein. Die Terrorarmee hat Schwierigkeiten, die Befehle ihrer Anführer umzusetzen.

Yaakov Lappin

Mehr als zehn Bataillone mit jeweils etwa tausend Mann haben seit Beginn des Kriegs erhebliche Verluste erlitten, teilte ein ranghoher Offizier der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) am Montag mit. Deren Kommandeure waren es auch, welche die Terroristen zum Massaker vom 7. Oktober im Süden Israels abkommandierten, bei denen etwa 1.200 Menschen ermordet und bis zu 240 Personen entführt wurden.

»Mehr als zehn von den vierundzwanzig Bataillonen der Hamas haben erhebliche Verluste erlitten. In einigen davon haben wir Hunderte von Hamas-Terroristen ausgeschaltet«, sagte die Quelle, die schätzte, dass insgesamt Tausende von Terroristen getötet worden seien. Die meisten der fraglichen Bataillone befinden sich im nördlichen Gazastreifen.

Auch eine sehr hohe Zahl von Hamas-Kommandeuren sei getötet worden, wobei die Zahl in einigen Bataillonen mehr als fünfzig Prozent betragen soll. Solche Verluste »können in einem Krieg nicht ersetzt werden«, sagte der israelische Offizier.

In der Hamas-Brigade für den nördlichen Gazastreifen hätten zwei Bataillone mehr als die Hälfte ihrer Kommandeure und in der Brigade für Gaza-Stadt sogar vier Bataillone mehr als fünfzig Prozent ihrer Kommandeure verloren, so die Quelle. »In der Hamas sind Führung und Kontrolle ein zentraler Punkt. Muhammed Deif ist seit vielen Jahren der Anführer der Hamas-Armee, und als Anführer und Kommandeur sind seine Befehle wichtig. Im letzten Monat haben wir Deif nicht mehr dabei gesehen, in der Öffentlichkeit Ankündigungen zu machen, wie er es zuvorgetan hatte«, sagte der Militärbeamte.

Als Resultat der israelischen Erfolge habe die Terrororganisation in vielen Fällen keine Feldkommandeure mehr, welche die Terroristen vor Ort befehligen könnten, was ihre Fähigkeit zu Gegenangriffen beeinträchtige. »Dies nimmt der Hamas aktuell die Fähigkeit zu kämpfen, aber auch die Fähigkeit, nach dem Krieg ihre militärische Macht wiederherzustellen. Wir werden nicht akzeptieren, dass die Hamas ihre militärische Macht behält.«

Wie der Offizier erklärte, sollen auch die Hamas-Führer getötet werden. »Wir schneiden das Feld von der Hamas-Führung ab. Yahya Sinwar [Chef der Organisation in Gaza] kann reden und Befehle erteilen, aber es gibt niemanden, der diese Befehle annimmt und nach seinen Anweisungen handelt.« Die Hamas-Aktivisten seien geschult darin, bei Sichtkontakt sofort auf IDF-Soldaten zu schießen, was zwar taktisch unklug sein kann, aber keine Kommando- und Kontrollfähigkeiten erfordere.

Unterirdisches Terrornetzwerk

Das wichtigste Raketenarsenal der Hamas hat sich im nördlichen Gazastreifen konzentriert, wobei die Zahl der auf Israel abgefeuerten Raketen langsam zurückgehe, so der Insider. Die Hamas hat jedoch immer noch Feuerkraft, und »wenn wir diese zunichtemachen wollen, müssen wir in den Süden des Gazastreifens gehen. Wir werden alles tun, was zum Erreichen dieses Ziels befohlen wird«.

Der Offizier beschrieb die Hamas als »schlimmer als der IS« und erklärte, die Terrororganisation habe in den vergangenen Jahren ihre militärische Macht unter dem Deckmantel einer lokalen Regierung, der zivilen und humanitären Hilfe, darunter auch derjenigen, die sie von Israel erhalten hat, ausgebaut. »Die Hamas hat die Zivilbevölkerung immer wieder als menschliche Schutzschilde benutzt, um Angriffe auf israelische Zivilisten auszuführen«, erläuterte der Offizier und nannte die Krankenhäuser Al-Shifa und Rantisi als Paradebeispiele. »Sie tun dies, weil sie wissen, dass es für uns schwierig ist, sie dort anzugreifen.«

Israel habe mehr als eine Million Bürger des Gazastreifens in den Süden evakuiert, »um Schaden von ihnen abzuwenden. Die Hamas versucht, sie daran zu hindern. Unser Operationsplan sieht vor, die Hamas durch Bodenmanöver und Luftangriffe auszuschalten. Unsere Streitkräfte umzingeln Gaza-Stadt, um die Erfolge weiter voranzutreiben Wo immer wir hinkommen, nimmt der Raketenbeschuss auf die Zivilbevölkerung ab und wir schränken die Möglichkeiten der Hamas ein, Tunnel zu benutzen«, die absichtlich unter zivilen Häusern, Schulen und Krankenhäusern gegraben wurden.

Im Al-Shifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt gibt es viele Hinweise auf einen massiven unterirdischen Terrorkomplex, der über das Krankenhaus hinaus in die gesamte Umgebung reicht und von dem aus viele Hamas-Kommandeure versuchten, die Kontrolle über ihre Einheiten auszuüben, so die Quelle. »Der unterirdische Komplex in Gaza spielt eine bedeutende Rolle in der operativen Vision der Hamas. Wenn wir ihn einnehmen, schalten wir einen wichtigen Teil ihre Pläne aus.«

Verratene Tunnel-Standorte

Ebenfalls am Montag gaben die IDF bekannt, dass ihre Military Intelligence Unit 504, zu der auch Vernehmungsbeamte gehören, zu Beginn des Kriegs eine temporäre Einrichtung im Süden Israels eröffnet hatten, um Verhöre von Hamas-Gefangenen in Echtzeit durchzuführen, was innerhalb weniger Tage »zu einer permanenten Einrichtung für Verhöre« geworden sei: »Seit Kriegsbeginn wurden dreihundert Terroristen verschiedener Organisationen im Gazastreifen verhört. Dabei wurden die Standorte von unterirdischen Tunneln, Lagerhäusern und Waffen genannt sowie die Operationsmethoden des Feindes und seine Assimilationsbemühungen in der Zivilbevölkerung aufgedeckt.«

Während des gesamten Kriegs operiert die Einheit 504 »mit einer Vielzahl von Instrumenten und Methoden, um drei Hauptziele zu erreichen: Unterstützung der Bodenoperation, Sammlung von Informationen zur Bestätigung von Zielen und Leitung der Bemühungen zur Evakuierung der palästinensischen Zivilbevölkerung in den Süden des Gazastreifens«, heißt es weiter. Im Rahmen der Evakuierung der Zivilbevölkerung unterstützte die Einheit die Streitkräfte dabei, mehr als 30.000 Telefonanrufe zu tätigen, über neun Millionen Sprach- und zehn Millionen Textnachrichten zu versenden sowie etwa vier Millionen Flugblätter aus der Luft und auf dem Boden zu verteilen, um die Bevölkerung zur Evakuierung aufzufordern. Diese Bemühungen ermöglichen es den IDF, die Infrastruktur der Hamas im jeweiligen Gebiet umfassend zu treffen.

»Auf Grundlage präziser Informationen, die von der Einheit zur Verfügung gestellt werden konnten, wurden mehr als dreihundert neu entdeckte feindliche Ziele im Gazastreifen bestätigt und mehr als hundert Ziele im Rahmen der Zielerstellung angegriffen«, so das Militär. Die vielen hundert verhafteten Terroristen lieferten Israel eine Reihe von Informationen, die einen verändernden Faktor darstellen, so der IDF-Beamte.

Ein hochrangiger Beamter der Einheit 504 fügte hinzu, man habe »Tausende von Anrufen aus dem Gazastreifen erhalten, und zwar in einem Ausmaß, wie es die Einheit noch nie erlebt hat. Es ist offensichtlich, dass die Bewohner des Gazastreifens mit dem barbarischen Verhalten der Hamas nicht zufrieden sind. Die Zivilisten vor Ort verstehen, dass die Hamas den Bewohnern eine Katastrophe beschert, von der sie sich nur schwer erholen werden.«

Yaakov Lappin ist Korrespondent und Analyst für militärische Angelegenheiten in Israel. Er ist hausinterner Analyst am MirYam-Institut, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Alma-Forschungs- und Bildungszentrum und am Begin-Sadat-Zentrum für strategische Studien an der Bar-Ilan-Universität sowie Autor von Virtual Caliphate – Exposing the Islamist State on the Internet. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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