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Fatah-Sprecher: Hamas hetzt Öffentlichkeit gegen jordanische Regierung auf

Fatah-Sprecher Jamal Nazzal mit dem SPD-Politiker Lars Klingbeil auf dem SPE-Kongress in Berlin
Fatah-Sprecher Jamal Nazzal mit dem SPD-Politiker Lars Klingbeil auf dem SPE-Kongress in Berlin (Imago Images / Mike Schmidt)

Nachdem unlängst ein jordanischer Ex-Minister die Hamas-Führung beschuldigte, Jordanien destabilisieren und die Bevölkerung gegen die Regierung aufhetzen zu wollen, stößt nun ein Fatah-Funktionär ins selbe Horn.

Der Fatah-Sprecher und Mitglied des Revolutionsrats Jamal Nazzal sagte in einem am 3. April ausgestrahlten Interview mit dem saudischen Al-Arabiya Network, sowohl in Jordanien als auch im Westjordanland zeige sich nicht nur die Vorgehensweise der Muslimbruderschaft, deren palästinensischer Ableger die Hamas ist, wie unter einem Brennglas, sondern auch die des Irans.

Im Einklang mit dem, was der Iran in Libyen, Syrien, im Irak, Jemen oder in jedem anderen arabischen Land tue, wo er ebenfalls versuche, »sich einzunisten und eine Sicherheitspräsenz zu schaffen, die wie eine Milbe am Körper des Staates nagt, bis dieser zusammenbricht, versucht der Iran auch in Palästina Gruppen anzuheuern, die ihm zu Diensten sind«. Oberflächlich betrachtet, so Nazzal weiter, möge es vielleicht so aussehen, als ob der Iran mit seinen Aktivitäten versuche, »die Aufmerksamkeit des israelischen Militärs von Palästina abzulenken, aber Tatsache ist, dass diese iranische Sicherheitspräsenz letztendlich den palästinensischen Staat zu Fall bringen wird«.

»Die iranischen Fingerabdrücke auf der palästinensischen Realität sind zerstörerisch«, sagte der Fatah-Sprecher, der erklärte, dass der Iran die Ressourcen und die Situation des palästinensischen Volks ausnutze, indem er sich wie ein Kuckuck verhalte, der seine Eier in die Nester anderer Vögel legt: »Wenn sein Küken aus dem Ei schlüpft, vertreibt es alle anderen Küken, tötet sie und lebt dann auf Kosten seiner Eltern; eine widerliche Ausbeutung der Ressourcen der Palästinenser und ihrer Situation, die diese ausbeuterische und abweisende Logik nicht tolerieren kann.«

Darüber hinaus erklärte er, dass Teheran selbst kein Risiko eingehen wolle, weswegen es Israel auch gelungen sei, »den Iran zum Sandsack« zu machen. Israel mache mit dem Iran, was es will und bombardiere ihn in Syrien, in Teheran, im Libanon, in Gaza und auch an anderen Orten. Der Iran hat aus eigenen Gründen – er will seine Interessen nicht gefährden – beschlossen, Israel bis zum letzten Tropfen arabischen Blutes zu bekämpfen. Der Iran vergießt in seinem Kampf gegen Israel nicht das Blut seines Volks, denn er hält unser Blut für so wertlos wie Wasser.«

Hamas sind Ketzer auf Seiten des Iran

Die Hamas, so schloss Nazzal seine Ausführungen, unterstütze diese iranischen Versuche, indem sie daran arbeite, die Fatah und die Palästinensische Autonomiebehörde in der jordanischen Bevölkerung zu untergraben. »Es gibt in den jordanischen Medieninfluencer, die sich die Freiheit nehmen, die Fatah und die Palästinensische Autonomiebehörde anzugreifen, um ihrem Ärger Luft zu machen. Diese Praxis hat für Jordanien bittere und Unglück bringende Früchte getragen, denn sie hat ein günstiges Klima für die Muslimbruderschaft und die Hamas geschaffen.«

Was in Jordanien geschehe, sei kurz im Kern die Geschichte der Muslimbruderschaft mit dem Königreich. Diejenigen, die in Jordanien Kritik an der Fatah und der Palästinensischen Autonomiebehörde zuließen, »haben ungewollt eine Ideologie genährt, welche die Muslimbruderschaft unterstützt, eine mörderische, salafistische, charidschitische Organisation, mit der nicht zu spaßen ist. Was die Hamas versucht, ist die Öffentlichkeit gegen die jordanischen Behörden zu mobilisieren.«

Die Charidschiten, auf die der Fatah-Sprecher sich dabei bezog, waren eine religiös-politische Oppositionsbewegung des frühen Islams, die im Mittelalter untergangen war. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erfuhr der Begriff eine neue Bedeutung im politischen Diskurs vor allem Ägyptens, wo radikalen islamischen Gruppierungen, welche die Legitimität des Staates in Zweifel ziehen und Regierung und Gesellschaft als ungläubig ablehnen, von Vertretern des Staates vorgeworfen wird, häretischen charidschitischen Lehren zu folgen. Als moderne Charidschiten gelten hierbei insbesondere Islamisten wie Sayyid Qutb, der einer der zentralen Ideologen der Muslimbruderschaft war.

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