Der Iran hat damit begonnen, für die Produktion von Atomwaffen notwendiges angereichertes Uranmetall herzustellen, für das das Land keinen „glaubwürdigen zivilen Bedarf“ habe.
Francois Murphy / Humeyra Pamuk / Arshad Mohammed, Reuters
Die UN-Atomaufsicht (IAEO) machte am Dienstag öffentlich, dass der Iran den Prozess zur Herstellung von angereichertem Uranmetall begonnen habe, was dem Land dazu dienen könnte, eine Atomwaffe zu entwickeln. Die drei am Atomdeal von 2015 beteiligten europäischen Länder reagierten mit einer Erklärung, dass Irans Schritt die Gespräche über die Wiederbelebung des Abkommen bedrohe.
Irans Schritt, der von der Internationalen Atomenergiebehörde offengelegt wurde – und von dem Teheran erklärt, er diene der Entwicklung von Brennstoff für einen Forschungsreaktor – zog auch Kritik aus den Vereinigten Staaten nach sich, wo er als „unglücklicher Rückschritt“ bezeichnet wurde.
US-amerikanische und europäische Beamte machten deutlich, dass die Entscheidung Teherans die indirekten amerikanisch-iranischen Gespräche erschweren und möglicherweise zum Scheitern bringen könnten. Diese Gespräche zielen darauf ab, beide Nationen wieder in Übereinstimmung mit dem Abkommen von 2015 zu bringen, das vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump aufgegeben wurde.
Das Abkommen legte Beschränkungen für das iranische Atomprogramm fest, um es Teheran im Gegenzug für die Aufhebung der Wirtschaftssanktionen zu erschweren, spaltbares Material für Atomwaffen zu entwickeln. Nachdem Trump sich zurückgezogen hatte, begann der Iran, viele der auferlegten Beschränkungen zu verletzen.
Teheran hat in diesem Jahr bereits eine kleine Menge an Uranmetall produziert, das allerdings nicht angereichert wurde. Bereits das war jedoch ein Verstoß gegen das Abkommen, das alle Arbeiten an Uranmetall verbietet, da es zur Herstellung des Kerns einer Atombombe verwendet werden kann. (…) Ein von Reuters eingesehener IAEO-Bericht erklärte, die Agentur habe bestätigt, dass der Iran nun Schritte unternommen habe, auch den Prozess der Herstellung von angereichertem Uranmetall zu beginnen.
Großbritannien, Frankreich und Deutschland äußerten am Dienstag „große Besorgnis“ bezüglich der Entscheidung des Irans, mit der er erneut gegen das Atomabkommen verstößt, das offiziell Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) heißt. „Der Iran hat keinen glaubwürdigen zivilen Bedarf für die Erforschung und Produktion von Uranmetall, das eine wichtiger Komponente für die Entwicklung von Atomwaffen ist“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
„Mit seinen jüngsten Schritten bedroht der Iran einen erfolgreichen Abschluss der Wiener Gespräche trotz der in den bislang sechs Verhandlungsrunden erzielten Fortschritte“, sagten sie und forderten Teheran auf, zu den Gesprächen in der österreichischen Hauptstadt zurückzukehren, die im April begonnen hatten und am 20. Juni vertagt wurden. Bislang wurde kein Termin für eine nächste Runde festgelegt.
(Aus dem Artikel „Iran takes steps to make enriched uranium metal; U.S., Europe powers dismayed“, der bei Rueters erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)