Keine westliche Menschenrechtsorganisation möchte offenbar etwas von palästinensischen Kindersoldaten wissen, sie wollen mit dem Thema nichts zu tun haben.
Ich schreibe an Amnesty International, Human Rights Watch, UNICEF und Terre des Hommes. Die Pressesprecherin von UNICEF Deutschland ist immerhin freundlich und zuvorkommend. Leider lägen ihr »hierzu keine Informationen vor«. Sie ermutigt mich aber: »Wenden Sie sich gerne einmal direkt an unsere internationalen Kolleg*innen, die Ihnen vielleicht besser weiterhelfen können: Ammar Ammar, Sprecher im UNICEF-Regionalbüro: aammar@unicef.org /+962 791 837 388, Jonathan Crickx, Sprecher von UNICEF in Palästina: jcrickx@unicef.org.«
Ein guter Hinweis. Das mache ich doch glatt. Leider gibt es von den Herren Ammar und Crickx keine Antwort, sie sind offenbar mit schwerer Menschenrechtsarbeit beschäftigt. Für missbrauchte palästinensische Kinder haben sie keine Zeit. Amnesty International in New York antwortet gleich gar nicht. Auch Human Rights Watch (HRW) will nichts sagen, schickt aber von New York aus zumindest eine Absage: »Hi Stefan, leider sind unsere Experten für diese Anfrage nicht verfügbar. Bitte zögere nicht, dich bei zukünftigen Anfragen erneut an uns zu wenden.« Gemeint ist wohl bei Themen, die sich als Waffen gegen Israel benutzen lassen. Denn palästinensische Kinder, scheint es, interessieren HRW nur dann, wenn sie dazu benutzt werden können, Israel schlecht aussehen zu lassen.
Terre des Hommes hingegen ist eine beim Thema Kindersoldaten sehr kompetente Organisation, die regelmäßig Daten und Fakten veröffentlicht, die in der Presse zitiert werden und einen eigenen Ansprechpartner für Journalisten, Ralf Willinger, als »Officer for Child Rights and Culture of Peace« beschäftigt.
Meine Frage »Welche Informationen hat Terre des Hommes über die Beteiligung palästinensischer bewaffneter Minderjähriger an Gefechten mit der israelischen Armee, insbesondere im Westjordanland?« beantwortete Willinger mit folgenden Worten: »Hallo Herr Frank, vielen Dank für Ihre Anfrage, dazu haben wir keine Informationen. Viel Erfolg, mit freundlichen Grüßen Ralf Willinger.« Na, da haben die palästinensischen Kinder eben Pech gehabt: Kindersoldaten sind zwar ein wichtiges Thema für die Organisation, aber offenbar nur dann, wenn es keine palästinensischen Kinder sind.
Alter für Hamas egal
Ich wende mich an die Pressestelle der israelischen Armee mit der Frage, wie verbreitet der Einsatz von Minderjährigen in den palästinensischen Terrorgruppen ist. Diese Frage wird von westlichen Journalisten offenbar nicht häufig gestellt, denn die Pressestelle hat zunächst keine Antwort darauf. Als ich meiner Enttäuschung Ausdruck gebe, hilft man mir dann aber doch. An einem Samstagabend werde ich per WhatsApp gefragt, ob ich eine halbe Stunde später Zeit zum Telefonieren hätte. Es meldet sich eine Dolmetscherin, welche die Einschätzung eines Hebräisch sprechenden Pressesprechers ins Englische übersetzt.
Pressesprecher »Itai« gibt mir zunächst ein Bild der Lage. Viele Waffen kämen derzeit ins Westjordanland, vor allem über die jordanische Grenze. Die Palästinensische Autonomiebehörde habe in den Flüchtlingslagern keinerlei Autorität. Die Jugendlichen seien frustriert. Die jetzige Generation jugendlicher Terroristen habe die »zweite Intifada« nicht erlebt. Teenager würden von Terrorgruppen aufgefordert, Mordanschläge auf Israelis durchzuführen, sich dabei mit dem Handy filmen zu lassen und das Video umgehend in den sozialen Medien zu veröffentlichen, wofür sie eine Belohnung erhielten. So wollen die Terrorgruppen eine Dynamik entfachen, um Nachahmer zu animieren.
Ich frage Itai, wie viele bewaffnete Kinder und Jugendliche es im Westjordanland gebe, die für Terrorgruppen kämpfen. Itai kann keine Zahlen nennen, meint aber, das Phänomen sei »verbreitet« wie zum Beispiel bei der Terrorgruppe Lions’ Den (Höhle der Löwen) mit vielen Teenager unter achtzehn Jahren. Der Hamas sei das Alter »egal«.
Ob auch die Palästinensische Autonomiebehörde Minderjährige für Terroranschläge finanziell entschädige, weiß Itai nicht, auf jeden Fall aber die Hamas. Wie David Bedein erklärt, habe die Palästinensische Autonomiebehörde ein Gesetz, das jeden inhaftierten Terroristen und seine Familie auch über das Ende der Haftzeit hinaus belohne. Das gelte für jeden Palästinenser, unabhängig vom Alter.
Kindesmissbrauch nach Dschihad-Art
Wo sind bei diesem »Kindesmissbrauch nach Dschihad-Art« die Menschenrechtsgruppen?, fragte der arabisch-israelische Journalist Khaled Abu Toameh vor Jahren. Er sprach von der »Ausbeutung von Kindern« und »der wachsenden Radikalisierung, die unter den Palästinensern stattfindet«: »In einer Gesellschaft, in der es ein Verbrechen ist, mit Juden Kaffee zu trinken, kann man leicht erkennen, welche Richtung die Palästinenser einschlagen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis viele dieser Kinder, die an den ›militärischen‹ Kundgebungen des Islamischen Dschihads und der Hamas teilnehmen und das Gift ihrer Anführer aufnehmen, beginnen, Juden zu töten und hoffen, Israel durch einen islamischen Staat zu ersetzen.«
Den Kindern werde beigebracht, so Toameh, dass es in dem Konflikt mit Israel nicht um eine Siedlung oder einen illegalen Außenposten oder Grenzen oder Checkpoints geht, sondern um die bloße Existenz Israels. »Was will die Welt unternehmen, um diesen Kindesmissbrauch zu bekämpfen? Vielleicht haben UNICEF und andere internationale Behörden momentan keine Zeit, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen, weil sie damit beschäftigt sind, die nächste Resolution zu planen, mit der sie Israel verurteilen«, schrieb Toameh in einem Artikel im November 2016. Nichts ist seither besser geworden. Viele, die damals als Zwölf-, Dreizehn- oder Vierzehnjährige an den Terrorausbildungen in den »Sommerlagern« teilgenommen haben, sind heute vielleicht schon tot.
Friedenshindernis UNRWA
Die UNRWA wäre durch ihre bloße Existenz ein Friedenshindernis, da sie – fern davon, ein echtes Flüchtlingshilfswerk wie UNHCR zu sein – Millionen Palästinenser als permanente »Flüchtlinge« alimentiert, von denen die meisten dort leben, wo schon ihre Eltern und Großeltern geboren wurden. Die »Flüchtlinge« werden zu einer Kaste gemacht und die Zugehörigkeit zu ihr vererbt. Wie die Zahl der palästinensischen »Flüchtlinge« – des Kriegs von 1948 (!) wohlgemerkt – anschwillt, ist atemberaubend. Noch im Oktober 2021 gab die UNRWA auf ihrer Website »ca. fünf Millionen« Flüchtlinge an; jetzt, zwei Jahre später, sind es 5,9 Millionen. Und sie alle sollen nach dem Willen der UNRWA irgendwann in das Gebiet des Staates Israel in den Grenzen von 1949 »zurückkehren«. Die Zerstörung Israels ist die Mission der UNRWA.
All diesen Pseudoflüchtlingen wird in UNRWA-Schulen beigebracht, Israel mit der Waffe in der Hand als zukünftige »Märtyrer« bekämpfen zu müssen. Ein Foto, das dieser Tage im Gazastreifen aufgenommen wurde, illustriert die Lage: Es zeigt mit Sand gefüllte Säcke mit aufgedrucktem UNRWA-Logo, die von der Hamas zum Bau ihrer Tunnel, die sich über Hunderte Kilometer erstrecken und Milliarden Euro gekostet haben müssen, benutzt wurden. Doch nicht die Säcke sind das Problem, sondern die Gelder, die über das Vehikel UNRWA in Indoktrination und Terrorismus fließen. Die weltweite Anti-Israel-Lobby wird dafür sorgen, dass dies so bleibt und der Nachschub an »Märtyrern« nicht versiegen wird.