Erweiterte Suche

Wohin mit den gefangenen IS-Kämpfer in Syrien?

Ehemalige IS-Kämpfer im Hasakah-Gefängnis in Syrien
Ehemalige IS-Kämpfer im Hasakah-Gefängnis in Syrien (Quelle: Twitter Wladimir van Wilgenburg)

Die US-geführte Koalition gegen den Islamischen Staat hat bislang keine zufriedenstellende Lösung gefunden, wie mit den ehemaligen Kämpfern des Kalifats verfahren werden soll.

Katie Bo Williams, Defense One

Die US-geführte Koalition gegen den Islamischen Staat finanziert die großangelegte Erweiterung eines großen Gefangenenlagers im Nordosten Syriens. Diese Maßnahme soll die Wahrscheinlichkeit von Ausbrüchen verringert, signalisiert aber zugleich, dass keine bessere Lösung in Sicht ist, um mit gefangenen ausländischen und lokalen Kämpfern umzugehen.

Laut dem britischen Generalmajor Kevin Copsey, dem stellvertretenden Kommandeur der Koalition für Strategie wird sich im Zuge des Ausbaus die Größe der derzeitigen Einrichtung in Hasakah verdoppeln, die momentan aus drei umgebauten Schulgebäuden besteht, in denen etwa 5.000 Gefangene untergebracht sind. Die Behelfsgefängnisse werden von Amerikas kurdischen Partnern, den von der Koalition unterstützten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF), betrieben. Die internationale Koalition hat im Laufe der Jahre finanzielle Mittel und Unterstützung angeboten, um die Sicherheit in der Anlage zu erhöhen.

Ein Sprecher des britischen Verteidigungsministeriums bestätigte, dass das Vereinigte Königreich den Hasakah-Ausbau finanziert, den Copsey als „eine ziemlich bedeutende Erweiterung“ bezeichnete. Nach der Fertigstellung wird die jetzt überfüllte und desolate Einrichtung den Standards des Roten Kreuzes entsprechen, sagte er.

Militärbeamte haben seit dem Fall des ISIS-Kalifats im Jahr 2017 gewarnt, dass die SDF nicht in der Lage sein würden, die Gefängnisse auf unbestimmte Zeit aufrechtzuerhalten, und dass erfahrene Kämpfer aus den baufälligen Einrichtungen ausbrechen und auf das Schlachtfeld zurückkehren könnten. Aber die Koalition scheint keine bessere Lösung zu haben, als Hasakah auszubauen, das überfüllt ist und intern de facto von den Insassen betrieben wird. (…)

Mit Gefängnissen wie Hasakah hat Präsident Biden ein Problem geerbt, das schon seinen Vorgänger plagte. Hochrangige Beamte haben sich jahrelang mit der Frage beschäftigt, was sie mit den rund 12.000 Gefangenen in SDF-Gewahrsam machen sollen, mit wenig Erfolg. Die meisten der Gefangenen stammen entweder aus dem Irak oder aus Syrien, aber etwa 2.000 sind sogenannte „ausländische Kämpfer“ und bilden die Gruppe, die laut US-Beamten das größte Problem darstellt.

Amerika hat wenig Erfolg gehabt, seine europäischen Verbündeten – einschließlich Großbritannien – zu überreden, diese Kämpfer zurückzunehmen und vor ihre eigenen Gerichte zu stellen. Großbritannien hat britischen IS-Kämpfern die Staatsbürgerschaft entzogen, weswegen die Vereinigten Staaten im Oktober zwei in Großbritannien geborene IS-Kämpfer vor ihren eigenen Gerichten angeklagt haben. (…)

Doch auch die einheimischen Kämpfer sind eine Herausforderung. Die Organisation, die sie festhält – die SDF – ist keine international anerkannte Regierung, was ein offizielles Gerichtssystem unmöglich macht. Einige von ihnen wurden vor irakischen Gerichten angeklagt, aber diese improvisierten Prozesse wurden wegen Mängeln bei der Rechtsstaatlichkeit kritisiert.  (…)

Ein separates, aber nicht weniger beunruhigendes Problem sind die etwa 65.000 Frauen und Kinder, die in einem Vertriebenenlager namens al-Hol im Nordosten Syriens festgehalten werden. Die humanitären Bedingungen in al-Hol sind katastrophal, und die Militärs sind äußerst besorgt über die Radikalisierung der dort Eingeschlossenen. Besonders besorgniserregend, sind die IS-Frauen, die daran arbeiten, Netzwerke aufzubauen und die gewalttätige Ideologie der Gruppe im Lager weiter zu verbreiten.

(Aus dem Artikel „Coalition Plans To Expand Giant ISIS Prison In Syria“, der bei Defense One erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)

Twitter

Mit dem Laden des Tweets akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von Twitter.
Mehr erfahren

Inhalt laden

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!