Dabei kann man sich die Form des Antisemitismus oder der Israelfeindlichkeit aussuchen, sie sind alle vertreten: Mal gibt es ein Video, in dem Corbyn das Vorgehen Israels im Westjordanland mit dem Nazideutschlands gleichsetzt. Dies allein – die zynische Verkehrung der Tragödie des jüdischen Volks, um die Juden als Nazis zu bezeichnen – sollte ausreichen, um die Gemeinheit des Anführers der Labour Party zu belegen.
Dann stellte sich heraus, dass Corbyn im Oktober 2014 einen Kranz am Grab der Schuldigen am Massaker von München niedergelegt hat. Das entsprechende Foto fand rasend schnelle Verbreitung und löste weltweit Empörung aus. Zwei Tage später wurde es nochmals zirkuliert, diesmal begleitet von spöttischen Kommentaren über Corbyns Erklärungsversuche: Ich erinnere mich nicht, ich war nicht dort, ich war dort, habe aber keinen Kranz niedergelegt, ich habe doch einen Kranz niedergelegt, und dann, ‚Ich war zugegen, als der Kranz niedergelegt wurde, glaube aber nicht, dass ich daran beteiligt war‘.
Niemand hat ihm das abgekauft.
Laut einer britischen Umfrage gehen 44 Prozent der Briten davon aus, dass Corbyn an der Niederlegung des Kranzes an den Terroristengräbern beteiligt war, und 38 Prozent meinen, Corbyn stehe Terrorgruppen zu nahe. Von denen, die bei den Wahlen im letzten Jahr Corbyn wählten, erklärten dreizehn Prozent, sie hielten wegen der Kranzniederlegung nun weniger von ihm. (…)
Wir verlangen, dass die Labour Party ihr Haus in Ordnung bringt. Innenminister Sajid Javid erklärte diese Woche, Corbyn habe sich als führender Politiker disqualifiziert. Dem stimmen wir zu. Corbyn muss abgelöst werden. Es ist an der Zeit, dass die Labour Party klar Position bezieht. Es wäre eine Tragödie, würde die Labour Party als Partei von Antisemiten bekannt.“ (Editorial der Jerusalem Post: „Oust Corbyn“)