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Ein Journalist im Bayerischen Rundfunk macht Propaganda gegen Israel

Kontrollzwang oder Sicherheitsbedürfnis? Überwachungskamera in Israel
Kontrollzwang oder Sicherheitsbedürfnis? Überwachungskamera in Israel (© Imago Images / MiS)

Die Beiträge des Bayerischen Rundfunks sind oftmals antiisraelisch ausgerichtet und lassen bewusst wesentliche Zusammenhänge zum tieferen Verständnis des Konflikts mit den Palästinensern aus.

Unter den Anstalten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland tut sich kaum eine so häufig mit manipulativen Beiträgen gegen Israel hervor wie der Bayerische Rundfunk (BR). Da wird dann etwa bei der Berichterstattung über den Mord an einem 15-jährigen Juden die israelische Regierung als bedrohlich und auf Rache sinnend dargestellt, die Täter und ihre Motive hingegen bleiben unerwähnt. 

Ein Fachmann für reißerische, einseitige Präsentation ist BR-Korrespondent Jan-Christoph Kitzler. Ihm verdankt die Welt ein Interview mit einem PLO-Funktionär, in dem dieser sagen durfte, in Israel werde »Wahlkampf mit palästinensischem Blut« betrieben, was es dann auch zu einer fetten Schlagzeile schaffte. Die antisemitische Ritualmordlegende wird offenbar auch nach zweitausend Jahren nicht langweilig. 

Im Januar 2023 behauptete Kitzler in einem Kommentar, im israelischen Kabinett säßen lauter »rechtsextreme und ultrareligiöse Pyromanen«. Ein Pyromane ist jemand, der zwanghaft Brände legt. Wieder einmal »Weltbrandstifter Juda«? Warum machen die Juden so etwas? Kitzlers Antwort: »Vor allem aus radikal jüdischen Motiven.« Das Motto der israelischen Regierung laute: »Freie Fahrt für alles, was jüdisch ist.« Und wenn die Hamas oder der Islamische Dschihad Juden ermorden, ist das für Kitzler »Widerstand gegen die Besatzungsmacht«. 

Feindbild »gläubige Juden«

Kitzler arbeitet seit 2013 beim Bayerischen Rundfunk und war lange Zeit Korrespondent in Rom. Von dort berichtete er laut Deutschlandfunk »nicht nur über die harten politischen Themen, sondern auch über das Dolce Vita, das viele Deutsche mit Italien verbinden«. Also womöglich nicht nur »Wie die Camorra Giftmüll zu Geld macht«, sondern vielleicht auch »Warum man nach elf Uhr keinen Cappuccino trinkt«.

Leider ist Kitzler nicht in Rom geblieben, sondern seit November 2022 in Tel Aviv. Dort erkannte er schnell, was von ihm erwartet wird: Stimmung gegen jene Israelis zu machen, die sich nicht an die von Kitzler vorgeschriebenen Laufwege halten. 

Seit es keine Ghettos mehr gibt, laufen die Juden ja überall herum. Sogar auf dem Tempelberg. Würde nur Kitzler dort spazieren und seinen Gedanken nachhängen, gäbe es gewiss keine Gewaltspirale. So, wie es nie einen Stau gegeben hat, wenn Kitzler einmal nachts allein auf der Autobahn gefahren war. Kitzler also ist nicht das Problem. Die Juden aber, die müssen immer gleich in Strömen auftreten. Sie kämen in »immer größeren … Besucherströmen«, berichtete Kitzler außer Atem. »Immer mehr gläubige Juden wollen auch auf den Tempelberg. Vor allem Extremisten haben dort immer wieder provoziert.« 

Welcher Provokationen gläubige Juden sich schuldig gemacht hatten, verriet der Journalist nicht. Juden provozieren die Antisemiten halt durch ihre bloße Existenz. Andererseits: sich mit Eisenstangen und Sprengkörpern in der Al-Aqsa-Moschee zu verbarrikadieren ist ein so untadeliges Benehmen, dass Kitzler es in seinem Bericht nicht erwähnte. 

Ströme von Juden – diese Vorstellung hatte sich in Kitzlers Kopf so verfestigt, dass er, wohl versehentlich, die Falschmeldung verbreitete, der Tempelberg werde während der »letzten zehn Tagen des Ramadan für nicht-jüdische Besucher komplett gesperrt«. Richtig war selbstverständlich: Er wurde, wie üblich, für Nichtmuslime gesperrt. tagesschau.de korrigierte den aberwitzigen Fehler erst nach vielen Stunden.

Kitzler in Hebron

Kürzlich veröffentlichte Kitzler auf tagesschau.de einen Beitrag mit dem Titel »Palästinensische Gebiete: ›Red Wolf‹ – Israels Hightech-Besatzung«. Es ging um die Stadt Hebron südlich von Jerusalem. Dort setzen die israelischen Behörden eine Gesichtserkennungssoftware ein, wie sie etwa auch von Fluggesellschaften wie der deutschen Lufthansa benutzt wird. Oder von der Wiener Polizei zur Aufklärung von Straftaten. Dies wird nicht skandalisiert, aber wenn es um Israel geht, ist natürlich alles anders, getreu dem Leitsatz: Wenn Juden und Nichtjuden das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.

Der Beitrag von BR-Korrespondent Kitzler am 18. Mai auf tagesschau.de war nicht der einzige zu dem Thema:

  • Am 1. Mai hatte die New York Times über den Einsatz von Kameras und Gesichtserkennungssoftware in Hebron berichtet.
  • Am 7. Mai informierte der mit der Muslimbruderschaft verbundene katarische Medienkonzern Al-Jazeera darüber.
  • Am 15. Mai gab es einen solchen Artikel auf Daily Sabah, dem englischsprachigen Sprachrohr des türkischen Präsidenten Erdogan.

Alle Beiträge sind Teil einer Kampagne der Anti-Israel-Abteilung von Amnesty International (AI). Diese hatte einen »Bericht« über den Einsatz der Gesichtserkennungssoftware in Hebron veröffentlicht. Er trug den hochseriösen Titel »Automatisierte Apartheid«.

Die Zuträger des Reports waren, wie bei AI üblich, BDS-Gruppen und Terrorunterstützer. In den Danksagungen als Nummer eins genannt wurde Marwa Fatafta. Marwa Fatafta präsentiert sich auf Twitter als »palästinensische Feministin made in Saudi« und »Analystin« von Al-Shabaka. Al-Shabaka ist nach eigener Darstellung ein »palästinensisches Politiknetzwerk«. Es verherrlicht den »bewaffneten Kampf« gegen Israel »in Dschenin und Nablus« und preist die Hamas als »Säule des palästinensischen Kampfes«. Die vom Iran finanzierte dschihadistische Terrororganisation Islamischer Dschihad wird von Al-Shabaka als »Widerstand« verklärt

Marwa Fatafta selbst lobt in einer Online-Broschüre die frühe PLO: »In ihren Anfangsjahren stand die PLO an der Spitze der nationalen Befreiungsbewegung und schaffte es, die palästinensischen Widerstandsgruppen nach der Niederlage von 1967 unter ein Dach zu bringen. Außerdem schuf sie Gemeinschaftsstrukturen und Vereinigungen in Flüchtlingslagern, Gemeinschaftsorganisationen in der palästinensischen Diaspora und wichtige Entwicklungseinrichtungen.«

Ziel der PLO war immer die Vernichtung Israels durch den »bewaffneten Kampf«, sprich, durch Terroranschlägeund Massaker an Zivilisten. Dadurch, dass die PLO angeblich »den Kampf für die Befreiung von ganz Palästina« aufgegeben und sich, Fatafta zufolge, der Zwei-Staaten-Lösung verschrieben habe, sei sie »impotent« geworden, klagt sie. Fatafta wünscht sich ausdrücklich eine Welt ohne Israel. Und sie arbeitet für Amnesty International. Offenbar kein Widerspruch.

Nahrungskette des Antisemitismus

Zu den weiteren Quellen von Amnesty International gehören die BDS-Gruppen 

  • Israeli Committee Against House Demolitions, deren Gründer und Direktor Jeff Halper sagt, Israel sei nicht nur mit Südafrikas früherem Apartheidregime zu vergleichen, sondern übertreffe dieses »bei Weitem«;
  • Who Profitsdie behauptet, die Kriege zwischen der Hamas und Israel seit 2014 hätten dazu gedient, »Marketingchancen« für Israels Raketenabwehrsystem Iron Dome zu eröffnen;
  • Breaking the Silence, die von Geldgebern in Europa dafür bezahlt wird, dass sie versucht, mit falschen oder nicht zu überprüfenden Behauptungen die israelische Armee bei ihrem ausländischen Zielpublikum zu dämonisieren;
  • und 7amleh, eine Organisation, die Facebook dazu bringen will, antisemitische Hassreden grundsätzlich nicht zu löschen, sofern statt »Juden« das Wort »Zionisten« verwendet wird. 2020 lobte 7amleh Ghassan Kanafani, der in der blutigsten Ära der PFLP Anfang der 1970er Jahre Sprecher der Terrororganisation war, als »herausragende palästinensische Persönlichkeit«. 7amleh setzte sich zudem dafür ein, dass die PFLP-Terroristin Leila Khaled von YouTube, Zoom und Facebook nicht daran gehindert wird, auf diesen Kanälen Propaganda zu verbreiten.

Gruppen und Individuen also, die mit Terrororganisationen wie der PFLP oder dem Islamischen Dschihad sympathisieren, versorgen Amnesty International mit Input. AI macht daraus einen »Bericht« und schickt ihn, mit dem Blauen Engel der etablierten Menschenrechtsorganisation versehen, an die Presse. Die New York Times, Al-Jazeera, Daily Sabah und die ARD tragen den Inhalt dann zu den Endverbrauchern. Man kann von einer Nahrungskette sprechen.

Fehlender Kontext

Zwischen den verschiedenen Berichten zu Hebron gibt es Unterschiede, die durchaus bedeutsam sind. Die New York Times machte schon in der Überschrift kenntlich, dass sich die Autoren in ihrem Beitrag auf die Veröffentlichung einer Drittpartei stützen (»Gesichtserkennung treibe ›automatisierte Apartheid‹ an, sagt ein Bericht«). Al-Jazeera und Daily Sabah erwähnen den Amnesty-Bericht im Vorspann. Kitzler und die deutsche ARD haben von allen vieren die niedrigsten journalistischen Standards: Der AI-Bericht wird hier erst im achten Absatz beiläufig erwähnt. Kitzler will es so wirken lassen, als sei er eigenständig auf das Thema gekommen und nicht von Amnesty darauf gestoßen worden.

In allen vier Beiträgen fehlt der Kontext. Dass Hebron von den Juden als die zweitheiligste Stadt nach Jerusalem verehrt wird, wird in keinem Beitrag erwähnt, obwohl in der Berichterstattung über den Tempelberg selten vergessen wird, dass dieser der »drittheiligste Ort des Islam« sei. 

Selbst auf Wikipedia kann man lesen: »Hebron ist eine der vier heiligen Städte im Judentum, zusammen mit Jerusalem, Tiberias und Safed.« In Hebron nämlich sind die Gräber von Abraham und Sarah, der Vorfahren des jüdischen Volkes (laut 1. Mose 23 kaufte Abraham nach dem Tod Sarahs dem Hetiter Efron die Höhle Machpela für 400 Schekel Silber ab, um seine verstorbene Frau dort zu bestatten). Hebron war laut Bibel die erste Hauptstadt des israelitischen Königs David. Zu allen Zeiten haben Juden in Hebron gelebt. Zeitweilig vertrieben wurden sie lediglich durch die Kreuzritter im Jahr 1100, durch das Massaker von 1929 und durch die von den Briten im Zuge des »arabischen Volksaufstands« durchgeführte Evakuierung am 23. April 1936.

Das Hebron-Protokoll

Hebron hat noch eine Besonderheit: Israel und die Palästinensische Autonomiebehörde einigten sich 1997 im Hebron-Protokoll darauf, die Stadt in einen jüdischen und einen arabischen Teil zu teilen. Die Koexistenz von Juden und Arabern ist also in einem völkerrechtlich bindenden Dokument geregelt; Hebron könnte eine Blaupause sein dafür, wie Israelis und Palästinenser nach einem Friedensvertrag zusammenleben. Stattdessen ist Hebron zu einem praktischen Beleg dafür geworden, dass die nichtjüdische Welt die Juden selbst dort niemals als legitime Einwohner betrachten wird, wo sie Brief und Siegel mit der Unterschrift Yassir Arafats haben.

In der ARD, dem öffentlich-rechtlichen deutschen Rundfunk, stellt Kitzler Hebrons Juden als Eindringlinge im arabischen Volkskörper dar: 

»230.000 Palästinenser leben in der Stadt im südlichen, von Israel besetzen Westjordanland. Mittendrin: Rund 800 jüdische Siedler, die von etwa 3.000 Soldatinnen und Soldaten bewacht werden. Um direkte Kontakte zu vermeiden, wurden einige Straßen im Zentrum ›sterilisiert‹, wie es im Militär-Jargon heißt. Das heißt: Hier gibt es keine Geschäfte mehr, kein Leben. Palästinenser dürfen diese Straßen nicht betreten.«

Dass der arabische Teil Hebrons, den Juden nicht betreten dürfen, viermal so groß ist wie der jüdische, lässt Kitzler wohlweislich unter den Tisch fallen. Und natürlich sind Hebrons jüdische Bürger »Siedler«. Wann kamen die ersten jüdischen »Siedler« dorthin? – Vor etwa viertausend Jahren.

Überhaupt kann Kitzler in den Herzen der Juden nur Bosheit erkennen. Als Zweck von Kameras und Gesichtserkennungssoftware an Checkpoints nennt er: »Israel will die palästinensische Bevölkerung in den besetzten Gebieten möglichst umfassend kontrollieren.«

Purer Sadismus also. Einen anderen Grund kann es nicht geben. Damit, dass Antisemiten danach trachten, Juden zu ermorden, egal, ob in Hebron, Tel Aviv, Paris oder Halle an der Saale, hat das angeblich nichts zu tun. Ohne dass je in der Geschichte einem Juden auch nur ein Haar gekrümmt worden wäre, wird Israel zum Big Brother und errichtet ein Überwachungsregime, dessen Ziel es sei, die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland umfassend zu überwachen und zu kontrollieren.

Journalismus und Propaganda

Das ist es, was Journalismus von Propaganda unterscheidet: Der Beitrag der New York Times hat zwar die gleiche Stoßrichtung und stützt sich wie der Tagesschau-Beitrag auf den Amnesty-Bericht und auf einen gewissen Issa Amro (in der New York Times wird Amro schlicht als »ein palästinensischer Aktivist« vorgestellt; Kitzler adelt ihn zum »Menschenrechtsaktivisten«). Auch fehlt, wie oben erwähnt, der Kontext. Für die New York Times ist Hebron ebenfalls einfach nur Teil einer »seit 1967 besetzten Westbank«. Auch die New York Times schreibt, dass Israel die Bewegungsfreiheit von Palästinensern einschränke, ohne aber auch zu erwähnen, dass israelische Juden viel größeren Einschränkungen unterworfen sind.

Der Beitrag der New York Times bleibt dennoch im Großen und Ganzen innerhalb der Grenzen legitimer Berichterstattung. So wird der Grund für den Einsatz der umstrittenen Technologie zur Gesichtserkennung erwähnt. Die Autoren schreiben: »Die Überwachung ist zum Teil ein Versuch, Gewalt gegen Israelis einzudämmen. In diesem Jahr haben palästinensische Angreifer 19 Israelis getötet.« Das ist Kontext, den der Korrespondent des Bayerischen Rundfunks einfach weglässt. 

Ebenfalls ein Kennzeichen von Seriosität: Die Reporter der New York Times gaben der beschuldigten Partei die Möglichkeit zu einer Stellungnahme. In ihrem Text heißt es: »Die Israel Defense Forces, die eine zentrale Rolle bei der Besatzung der West Bank spielen, sagten in einer Stellungnahme, dass sie ›notwendige Sicherheits- und nachrichtendienstliche Operationen durchführen und gleichzeitig signifikante Anstrengungen unternehmen, die Beeinträchtigung des Alltags der palästinensischen Bevölkerung zu minimieren‹.«

Kitzler hingegen geht es offensichtlich nur darum, sein Vorurteil zu bestätigen. Die israelische Seite lässt er gar nicht erst zu Wort kommen. Der Artikel der New York Times ist, mit den genannten Einschränkungen, legitimer Journalismus, der Beitrag des Bayerischen Rundfunks ist antisemitische Propaganda. 

Mena-Watch bat den Bayerischen Rundfunk um eine Stellungnahme. Vor allem wollten wir wissen, warum in Kitzlers Beitrag nur eine einzige Seite, die Anti-Israel-Seite, zu Wort kommt. Vergeblich. Auch auf Nachfrage kam von der Pressestelle keinerlei Reaktion. Das ist nicht das erste Mal. Schon in der Vergangenheit reagierte der Bayerische Rundfunk nicht auf kritische Fragen zu seiner Berichterstattung über Israel.

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