Mit einer Briefkampagne setzt sich Amnesty International für das palästinensische Mädchen „Janna Jihad“ ein. Es dokumentiere mit seiner Kamera furchtlos die Gewalt der israelischen Armee im Westjordanland und werde dafür drangsaliert und diskriminiert, schreibt die Organisation. Was sie nicht sagt: Die 15-Jährige gehört zur Großfamilie Tamimi in Nabi Saleh, die seit Jahren Ikonen der Propaganda gegen den jüdischen Staat hervorbringt und gezielt inszeniert. Gewaltlos und menschenfreundlich geht es dabei keineswegs immer zu.
Alljährlich veranstaltet Amnesty International (AI) rund um den Tag der Menschenrechte einen „Briefmarathon“ und setzt sich damit, wie auf der Website von AI nachzulesen ist, „für Personen und Organisationen ein, die allein wegen ihres Einsatzes für die Menschenrechte von Regierungen angegriffen, gefoltert oder schikaniert werden“.
Diese Menschen und Vereinigungen sollen durch möglichst viele Briefe, E-Mails, Tweets, Facebook-Posts und Postkarten unterstützt werden, ihr Wirken und ihr Schicksal sollen einer größeren Öffentlichkeit zur Kenntnis gelangen. Dazu wendet sich Amnesty auch an Schulen, unter anderem mit einer Handreichung, die Hintergrundinformationen enthält.
Zu den zehn Personen, denen der diesjährige AI-„Briefmarathon“ gewidmet ist, zählen unter anderem politische Aktivistinnen und Aktivisten aus China, Belarus und Eritrea – Länder also, in denen es um die Menschenrechte generell sehr schlecht bestellt ist.
Amnesty hat aber auch die 15-jährige Palästinenserin Janna Tamimi alias „Janna Jihad“ für die Briefkampagne ausgewählt. Das Mädchen wünsche sich „eine ganz normale Jugend“, lebe aber „in dem von Israel besetzten Westjordanland, wo systematische Diskriminierung und Unterdrückung Alltag“ seien. Janna betätige sich als „Bürgerjournalistin“ und dokumentiere „die Unterdrückung und Gewalt der israelischen Armee gegenüber der palästinensischen Bevölkerung“.
Amnesty regt unter anderem an, den Mitgliedern des israelischen Parlaments zu schreiben und sie aufzufordern, „die Diskriminierung von Janna zu beenden“ und die Verpflichtungen Israels „gemäß dem UN-Übereinkommen über die Rechte des Kindes zu erfüllen“.
Janna werde wegen ihrer politischen Arbeit schikaniert und erhalte sogar Todesdrohungen. Mit ihrem Handy zeichne sie „Repressionen auf, Tötungen und Kollektivstrafen, die sie und ihre Gemeinschaft erleben“. Über ihre Social-Media-Kanäle zeige sie „der Welt, wie das Leben in den besetzten Gebieten ist“.
Die israelische Armee begehe allerlei Missetaten, so schlage sie beispielsweise „Proteste von Palästinenser_innen nieder, die für ihre Rechte auf die Straße gehen“.
Wie die Großfamilie Tamimi in Nabi Saleh Bilder inszeniert
In der Handreichung von AI für Lehrkräfte und Jugendleiter zu Janna Jihad, heißt es, das Mädchen sei „eine bekannte palästinensische Aktivistin“ und „Mitglied der bekannten Tamimi-Familie“, die seit vielen Jahren in Nabi Saleh lebe, „einem Dorf in den besetzten palästinensischen Gebieten, das international bekannt ist für seinen Protest gegen die israelische Besatzung und die damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen“.
Ist die Jugendliche also ein weiterer Spross eines durch und durch humanistisch gesinnten Familienverbandes, der in einer durch und durch humanistisch gesinnten Ortschaft lebt und immer wieder durch zivilgesellschaftliches Engagement gegen schreiendes israelisches Unrecht von sich reden macht?
Nun, es ist eher so, dass die in Nabi Saleh ansässige Großfamilie Tamimi seit Jahren vor allem damit beschäftigt ist, Bilder zu inszenieren, die Israel als grausame und unmenschliche Besatzungsmacht erscheinen lassen sollen. Ihre Kinder setzt sie dabei gezielt als propagandistische Waffe ein.
Wie das aussieht, hat Georg M. Hafner bereits im September 2015 in der Jüdischen Allgemeinen eindrücklich geschildert: Regelmäßig freitags machten sich Mitglieder des Tamimi-Clans gemeinsam mit anderen Bewohnern von Nabi Saleh in Richtung der israelischen Siedlung Halamish auf. Stets hätten sie palästinensische Fahnen, Gasmasken, Steine und ihre Smartphones dabei, stets würden sie von einem Medientross begleitet, den es nach spektakulären Bildern dürste.
Im August 2015 kam es zu einem Zwischenfall, der weltweit bekannt wurde: Als ein israelischer Soldat den zwölfjährigen Muhammad Tamimi, einen Cousin von „Janna Jihad“, festnehmen wollte, weil er Steine geworfen haben soll, versuchten mehrere palästinensische Frauen – darunter Jannas Mutter – und Mädchen, die Festnahme zu verhindern.
Sie schrien, sie zerrten und zogen an dem Soldaten, sie schlugen mit den Fäusten auf ihn ein, die damals noch jugendliche Ahed Tamimi, Muhammads Schwester, biss ihm sogar in die Hand.
Der Tamimi-Clan: Ikonen der Anti-Israel-Propaganda
Er wehrte sich kaum, wohl weil er wusste, welche Bilder dann um die Welt gehen würden – schließlich war er umringt von Menschen mit Kameras. Der Soldat verhielt sich „so, wie alle darauf vertrauen, dass sich ein israelischer Soldat verhält“, schrieb Hafner.
„Er gibt keinen Schuss ab, nicht einmal einen zur Warnung. Man mag sich nicht vorstellen, wie eine vergleichbare Situation in einem anderen Konfliktherd der Region, in Libyen, Ägypten oder Syrien etwa, ausgegangen wäre.“
Die Tamimis in Nabi Saleh sind Pallywood-Schauspielerinnen und -Schauspieler und schaffen es immer wieder, neue Ikonen der Anti-Israel-Propaganda hervorzubringen, die in den Medien und im Internet gefeiert werden.
Die bissige Ahed Tamimi – die nicht nur Muhammads Schwester, sondern auch die Cousine von „Janna Jihad“ ist – brachte es dabei mit ihren Auftritten zu besonderer Popularität. Immer wieder provozierte sie während der Demonstrationen israelische Soldaten, schrie sie medienwirksam an und versetzt ihnen auch schon mal Hiebe und Tritte.
Wie sehr sie dabei darauf achtete, dass auch ja eine Kamera in der Nähe ist – damit eine etwaige Reaktion der Soldaten medial ausgeschlachtet werden kann –, zeigt besonders eindrucksvoll ein Video aus dem Jahr 2012, das zugleich deutlich macht, wie sehr die Soldaten ihrerseits darauf bedacht sind, sich nicht von ihr und anderen Kindern herausfordern zu lassen.
Der Tamimi-Clan verfügt über eine Medienstrategie, die die im Januar dieses Jahres verstorbene Publizistin Petra Marquardt-Bigman in mehreren Texten ausführlich analysiert hat. Sie hat sich dafür durch unzählige Artikel, Interviews und Facebook-Postings der Tamimis gewühlt und dabei auch herausgefunden, dass es der Familie keineswegs lediglich um friedlichen Protest geht, sondern sie vielmehr bestrebt ist, zu einer dritten „Intifada“ beizutragen (in der sich „Janna Jihad“ bereits wähnt).
Bassem Tamimi beispielsweise, der Vater von Ahed und Muhammad, findet nichts dabei, dass Kinder Steine auf israelische Soldaten werfen und Frauen und Mädchen dazu als „menschliche Schutzschilde“ dienen.
Das familiale Umfeld von „Janna Jihad“
Zudem hat er, der von Amnesty International nach seinen Festnahmen auf Demonstrationen in den Jahren 2011 und 2012 als gewaltloser Gefangener und Menschenrechtsaktivist verteidigt worden war, auf Facebook seine Sympathie für die terroristischen Qassam-Brigaden zum Ausdruck gebracht.
Auch eine antisemitische Lüge wie die Behauptung, Israelis stählen die Organe palästinensischer Kinder (und die Medien unterschlügen dies, da sie zionistisch beherrscht seien), hat Bassem Tamimi schon verbreitet.
Seine Frau Nariman Tamimi wiederum hat unter anderem den Selbstmordanschlag auf die Pizzeria Sbarro in Jerusalem im August 2001 – bei dem 15 Menschen, darunter sieben Kinder, getötet und 130 verletzt worden waren – explizit als „integralen Bestandteil“ des palästinensischen „Widerstands“ gegen die israelische „Besatzung“ gerechtfertigt.
An dem Attentat wesentlich beteiligt war Ahlam Tamimi; auch sie stammt aus Nabi Saleh. Noch heute ist sie stolz auf diese Mordtat, noch heute verehrt man sie in dem palästinensischen Dorf.
In der Handreichung verschweigt Amnesty International nicht, dass mehrere Familienmitglieder von Janna, darunter auch Ahlam, wegen der Organisation oder Durchführung terroristischer Anschläge in Israel verurteilt wurden. Janna habe sich, auch das macht AI deutlich, „in der Vergangenheit nie zu den gewaltsamen Taten einzelner Mitglieder ihrer Familie geäußert“.
Das ist aufschlussreich, gerade wenn man bedenkt, dass die 15-Jährige sonst sehr redefreudig ist und dabei eloquent auftritt.
Janna Tamimi und das Ende des jüdischen Staates
Es stimmt natürlich, dass sie „nicht für Handlungen oder Äußerungen anderer Familienmitglieder zur Verantwortung gezogen oder mit den Handlungen anderer gleichgesetzt werden“ kann, wie Amnesty zu bedenken gibt. Aber es ist wichtig, das politische und familiale Umfeld, zu dem „Janna Jihad“ gehört und in dem sie geprägt wurde und wird, zu kennen und zu benennen.
Die Jugendliche fügt sich darin ein, und zwar schon seit Jahren, als sie noch ein Kind war. Wie ihre Cousine Ahed klagt auch Janna israelische Soldaten flammend an, während jemand die Szene dreht; sie weiß sich geschickt zu inszenieren und parliert sowohl auf Arabisch als auch auf Englisch, was sie gerade für internationale Medien besonders tauglich werden lässt.
Der Spiegel stellte sie schon 2016 als „jüngste Journalistin Palästinas“ vor, im Schweizer Tagesanzeiger wurde sie „die jüngste palästinensische Reporterin“ und „die jüngste Kriegsreporterin der Welt“ sowie „das Kamerakind des Nahostkonflikts“ genannt, im Weltspiegel der ARD hieß es über sie: „Eine Kinder-Reporterin stoppt Soldaten“.
Janna tritt für ihr Alter bemerkenswert professionell und routiniert auf, weiß erkennbar um ihre Wirkung und sagt, etwa gegenüber dem Weltspiegel, zitierfähige Sätze wie:
„Das Leben hat mich zu der gemacht, die ich bin. Das Leben unter der Besatzung.“
Oder:
„Wir alle bekommen hier direkt nach der Geburt den Widerstand eingepflanzt.“
Letzteres verweist tatsächlich auf die Wahrheit – allerdings in einem anderen Sinn als von Janna beabsichtigt: Der Satz zeugt vielmehr von einer beträchtlichen Gehirnwäsche.
Was mit dem Mädchen geschieht, ist eine Form von Indoktrination; eingepflanzt wird ihm, wie zigtausend anderen palästinensischen Kindern, bereits sehr früh der Mythos von den bedauernswerten palästinensischen Ureinwohnern, den unmenschlichen israelischen Besatzern und der Pflicht zur „Befreiung ganz Palästinas“ – von den Juden nämlich.
„Janna Jihad“ spreche sich „für das Rückkehrrecht der Palästinenser_innen und eine Ein-Staaten-Lösung, dann mit einer jüdischen Minderheit aus“, so Amnesty International in seiner Handreichung für Lehrkräfte und Jugendleiter. „Ihrer Vorstellung nach sollen in diesem einen Staat alle Bewohner_innen friedlich und nach dem Gleichheitsgrundsatz leben.“
Das heißt: Janna Tamimi befürwortet das Ende Israels als jüdischer Staat, also das Ende jüdischer Souveränität. Wie es einer jüdischen Minderheit in einem Land mit arabisch-muslimischer Mehrheit erginge, ist angesichts des in der arabischen Welt extrem verbreiteten, geradezu selbstverständlichen Antisemitismus unschwer vorherzusagen. Von Friedlichkeit und Gleichheit zu sprechen, ist daher absurd.
Scharfe Kritik der Deutsch-Israelischen Gesellschaft an Amnesty
Es ist aufschlussreich, dass Amnesty in der Handreichung das Thema israelbezogener Antisemitismus anspricht – zum einen, um Janna davon freizusprechen, zum anderen, weil man ganz offensichtlich genau weiß, welcher Art nicht wenige Solidaritätsbekundungen gegenüber der Aktivistin sein werden.
Dass zum israelbezogenen Antisemitismus auch die Aberkennung des Existenz- und Selbstbestimmungsrechts Israels gehört, schreibt AI dabei ausdrücklich. Genau das hat „Janna Jihad“ mit ihrer „Einstaatenlösung“ jedoch im Sinn. Juden sollen bestenfalls als Minderheit existieren, einen eigenen Staat mit eigener Souveränität aber sollen sie nicht haben.
Dass Amnesty International eine solche Ikone der Anti-Israel-Propaganda in seinem „Briefmarathon“ hervorhebt, neben verfolgten Aktivistinnen und Aktivistinnen aus China oder Belarus, hat die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) zu einer deutlichen Kritik veranlasst.
Bei aller Wertschätzung für die wichtige Arbeit von AI sei „diese Aktion eine regelrechte Stimmungsmache gegen Israel“, schreibt die Vereinigung in einer Stellungnahme. Wer den jüdischen Staat „auf eine Stufe mit Weißrussland“ stelle und „die israelische Armee als gewalttätige Unterdrücker“ beschreibe, die im Westjordanland Kinder töte, betreibe „nichts anderes als Hetze gegen Israel“. Es finde „Propaganda im Stil von Hamas und Co. statt und keine ausgewogene Aufklärungsarbeit“.
Die DIG könne „nur jeder Schule den Rat geben, vorsichtig im Umgang mit dieser Aktion zu sein und zumindest das Fallbeispiel der jungen Palästinenserin Janna nicht einfach im Unterricht zu nutzen“. Hier werde „der Nahostkonflikt zum Israelproblem gemacht und völlig ohne Zusammenhang gegen das Land und seine Verteidigungskräfte gehetzt“. Eine solch „einseitige und parteiische Aktion“ schüre „nur den Hass junger Menschen gegen Israel und sollte keine Verwendung an Schulen in Deutschland finden“.
Tatsächlich ist bei Amnesty, so sehr man viele andere Aktivitäten dieser Organisation auch begrüßen mag, die Dämonisierung des jüdischen Staates keine Ausnahme. Dabei macht man sich beizeiten auch mit exponierten Figuren der palästinensischen Propaganda gemein.