Wieder beendete Al Jazeera ein Interview in Gaza, weil der Gesprächspartner dem Haus- und Hofsender des katarischen Regimes nicht erzählte, was dieser hören wollte.
War es unlängst ein Spitalspatient, der erklärte, die Hamas solle nicht unter der Zivilbevölkerung Deckung suchen, sondern »zur Hölle gehen und sich dort verstecken«, der vom Reporter rüde abgewürgt wurde, trug sich nun ein ähnliches Schauspiel auf der Straße in Gaza-Stadt zu.
In einer Live-Schaltung am 2. Dezember bat ein Al-Jazeera-Korrespondent einen Mann, dem Fernsehpublikum doch »mehr von den Massakern zu erzählen«, womit der Reporter selbstverständlich die israelischen Angriffe auf die Hamas meinte. Mit der Antwort, die ihm der Passant gab, hatte der Korrespondent allerdings wohl nicht gerechnet: »Es gibt ein Massaker an Zivilisten, es sind Kinder. Sie sind alle kleine Kinder. Möge Allah die Rechnung mit Katar und der Türkei begleichen …«
Der Al-Jazeera-Journalist reagierte prompt auf den unerwarteten und vor allem unerwünschten Kommentar, indem er dem Mann das Mikrofon entriss und ihn wegstieß. Während man in den Filmaufnahmen noch sieht, wie der Mann darum bittet, das Interview fortzusetzen, macht der Reporter weiter im – nun wieder – katar-kompatiblen Programm: »Dies ist eine humanitäre Angelegenheit, um ehrlich zu sein. Es handelt sich um eine humanitäre Angelegenheit, und wir beobachten diese Szenen. Die Situation ist sehr katastrophal. Es gibt viele Märtyrer an diesen Orten.«