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Die »Jewish Agency« in der PLO: Mahmoud Abbas’ jüdische Abstammung 

Mahmoud Abbas legt Kranz am Grab seines Vorgängers als PLO-Chef, Jassir Arafat, ab
Mahmoud Abbas legt Kranz am Grab seines Vorgängers als PLO-Chef, Jassir Arafat, ab (© Imago Images UPI Photo)

Der Antisemitismus des Führers der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, könnte auch ein Versuch sein, seine Loyalität zur »palästinensischen Sache« zu beweisen. 

Harry Rhode

Es wird viele überraschen, dass der Leiter der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, jüdischer Abstammung ist. Abu Mazen, wie Abbas’ Alias lautet, wurde in Safed geboren, einer Stadt im Norden Israels, die nach der Vertreibung aus Spanien im Jahr 1492 zu einem wichtigen Zentrum der Kabbala wurde. Sein Vater war ein Nachfahre einer der Rabbinerfamilien, die sich in Safed niedergelassen hatten.

Wie wurde die Familie von Abu Mazen muslimisch? Am 1. Januar 1837 wurde Safed von einem schweren Erdbeben erschüttert, woraufhin viele der Einwohner flüchteten, während einige wenige blieben. Die Muslime zwangen die verbliebenen Juden, zum Islam überzutreten, und die Vorfahren von Abu Mazens Vater gehörten zu denjenigen, die trotz ihres rabbinischen Erbes konvertierten. Woher wir das wissen? Es ist typisch für arabische Gesellschaften, dass die Eltern kleiner Kinder diese mit der Geschichte ihrer eigenen Familie, ihres Clans und ihrer Stammesbeziehungen sowie denen ihrer Nachbarn vertraut machen. Muslime aus Safed wussten daher sehr wohl, dass Abu Mazens Vorfahren ursprünglich Juden waren und gaben dieses Wissen an ihre Nachkommen weiter. 

Unter vier Augen sind diese Muslime manchmal bereit, dies preiszugeben. Daher wissen wir von Mahmpud Abbas’ jüdischer Herkunft. Aber dieselben Muslime weigern sich, diese Tatsache öffentlich auszusprechen, weil dies ihr Leben gefährden würde. Viele palästinensische Muslime und Christen sind in der Tat jüdischer Herkunft. Ich habe von vielen jungen Palästinensern gehört, dass sie wissen, jüdische Vorfahren zu haben. Dies öffentlich zu bekunden, wagen sie jedoch aus Furcht, als Verräter an der »palästinensischen Sache« abgestempelt zu werden, nicht. In ihrer Kultur würde ein solcher Verrat mit dem Tod bestraft werden.

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Abu Mazen war ein Protegé von Jassir Arafat. Wie unter arabischen Führern üblich, förderte Arafat die Spaltung und Zwietracht unter seinen Stellvertretern, um sicherzustellen, dass niemand mächtig genug werden konnte, um den Versuch zu starten, ihn zu stürzen. Arafat förderte Rivalität und Feindschaft, damit seine Untergebenen ihre Wut aufeinander und nicht gegen ihn richteten. Deswegen hielten sie stets Ausschau nach »verräterischen Handlungen« ihrer Konkurrenten, die sie Arafat melden könnten.

Abu Mazen schloss sich Arafat an, als dieser im August 1982 von Beirut nach Tunis abgeschoben wurde. Zu den Geschichten über die Zeit von Arafat und seinen Mitstreitern in Tunis gehört die Behauptung, jemand hätte einmal ein Schild an die Tür von Abu Mazens Büro gehängt, auf dem »wikalat al-yahud«, »Jewish Agency« auf Arabisch, stand. Der Mann, der das Schild anbrachte, wollte Abu Mazen offensichtlich beschämen, indem er ihm unterstellte, ein Spion Israels zu sein, und sich so Pluspunkte bei Arafat verschaffen. Man hat mir erzählt, dass Arafat, wollte er Abu Mazen daran erinnern, wer der Boss ist, »anta yahudi!« (»Du bist ein Jude!«) rief. Das war auch den anderen Mitgliedern von Arafats Gefolge bekannt.

Versuch, sich reinzuwaschen?

Erklärt Abu Mazens jüdische Abstammung seine tiefe Feindseligkeit gegenüber Juden und Israel? Muslimische Palästinenser jüdischer Herkunft wissen in der Regel, dass andere, mit denen sie verkehren, sich ihrer Herkunft bewusst sind. Diese Ex-Juden überkompensieren oft, um ihre Loyalität zu beweisen und manchmal tun sie dies, indem sie sich muslimischen Terrororganisationen wie der Hamas, der PLO oder anderen Gruppen anschließen.

Die palästinensischen muslimischen Terroristen beispeilsweise, die 2016 im Sarona-Einkaufszentrum in Tel Aviv Juden ermordeten, waren Mohammad und Khaled Mukhammara, die dem Mukhammara-Clan in Yata, einem Dorf in der Nähe von Hebron in der südlichen Westbank, angehören. Unter den Einheimischen in der Umgebung von Hebron ist bekannt, dass die Bewohner von Yata ursprünglich Juden waren. So leitet sich die Bedeutung des Clan-Namens Mukhammara von der arabischen Wurzel KH-M-R ab, die »Wein« bedeutet. Der Name des Clans bedeutet also entweder »Winzer« oder Menschen, die etwas mit Wein zu tun haben. 

Bekanntlich gilt alles, was mit Wein zu tun hat, für gläubige Muslime als sündhaft. In diesem Zusammenhang hätten die heutigen Mitglieder des Mukhammara-Clans als jene guten Muslime, als die sie sich verstehen, mit ziemlicher Sicherheit nichts mit Wein zu tun. Aber ihre jüdischen Vorfahren taten dies – und daher der Name ihres Clans.

Noch interessanter ist, dass es unter den Einheimischen in der Gegend von Hebron allgemein bekannt ist, dass nach dem Sechstagekrieg von 1967, als Israel die Kontrolle über das Westjordanland übernahm, die Leiter des oben erwähnten Clans und anderer Clans in der Gegend, sogar einige, die in der Stadt Hebron selbst lebten, den damaligen israelischen Verteidigungsminister Moshe Dayan, der für die neu erworbenen Gebiete zuständig war, baten, ihnen bei der Rückkehr zum Judentum zu helfen, was Dayan ablehnte.

Warum haben sie sich überhaupt an Dayan gewandt? Im Nahen Osten setzen die Menschen gerne auf das stärkste Pferd. Israel hatte gerade die arabisch-muslimischen Armeen Jordaniens, Ägyptens und Syriens besiegt und war der neue starke Mann. Dayans Weigerung, ihnen zu helfen, bedeutete, dass diese Clans keinen äußeren Schutz mehr genossen. Daher wählten viele lokale muslimische Nachkommen von Juden die nächstbeste Möglichkeit: zum Angriff übergehen, um ihre Loyalität zur muslimischen Sache zu beweisen, indem sie terroristische Akte gegen Juden verübten.

Dieses Phänomen ist auch bei anderen Gruppen verbreitet. So schlossen sich beispielsweise lokale Christen, die sich mit der arabischen oder palästinensischen Sache identifizieren wollten, Organisationen an oder gründeten sie sogar, die von den Nahostexperten des State Department als terroristisch eingestuft werden. Dazu gehörte die Demokratische Front für die Befreiung Palästinas (DFLP), die vom griechisch-orthodoxen Christen George Habash geleitet wurde. Ein späterer Ableger, die Demokratische Volksfront für die Befreiung Palästinas (PDFLP), wurde von Nayef Hawatmeh, einem griechisch-katholischen Christen, geleitet.

Mahmoud Abbas hat dasselbe getan. Seine Doktorarbeit, die er 1982 am Moskauer Institut für Orientalische Studien geschrieben hat, ist durchdrungen von Antisemitismus bis hin zur Relativierung des Holocaust und der Leugnung der Existenz von Gaskammern. Es ist durchaus möglich, dass Mahmoud Abbas mit der Wahl dieses Themas und den historisch absurden Behauptungen nicht zuletzt seine Loyalität gegenüber der muslimisch-palästinensischen Sache beweisen und seine jüdische Herkunft verleugnen wollte.

Harold Rhode promovierte in osmanischer Geschichte und diente später als türkischer Referent im US-Verteidigungsministerium. (Der Artikel erschien auf Englisch beim Jewish News Syndicate. Übersetzung von Alexander Gruber.)

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