Konfrontation von US-Kräften und iranisch unterstützten Milizen

US-Stützpunkt Tanf im Südosten Syriens. Unter Schutz der amerikanischen Soldaten überlebten 50.000 Flüchtlinge.

Konfrontation von US-Kräften und iranisch unterstützten Milizen„Von den USA unterstützte Streitkräfte gaben am Dienstag bekannt, dass sie mit dem langerwarteten Angriff auf die im Nordosten Syriens gelegenen Stadt Raqqa, die syrische Hochburg des sogenannten Islamischen Staats und nach eigenem Bekunden dessen Hauptstadt, begonnen haben. In einem entlegeneren, 280 Kilometer weiter südlich gelegenen Winkel der Wüste im Südosten Syriens bahnt sich unterdessen ein anderer Konflikt an, bei dem die strategischen Ziele der Vereinigten Staaten denen des Iran unmittelbar entgegenstehen und sich bald eine direkte militärischen Konfrontation US-amerikanischer Truppen mit Streitkräften ergeben könnte, die vom Iran unterstützt werden. Sowohl US-amerikanische als auch russische Kampfflieger sind eingesetzt worden und einige Schüsse bereits gefallen, darunter dem US-amerikanischen Militär zufolge auch solche, die am Dienstag von Truppen der von den USA unterstützten Koalition abgefeuert wurden. Bei dem Konflikt geht es um die Garnison in Tanf, die in der Nähe der Grenze an einer Hauptstraße liegt, die über Hunderte Kilometer hinweg durch die Wüstenebene führt. Die Garnison wurde vor mehr als einem Jahr von den jihadistischen Streitkräften zurückerobert und wird seitdem von US-amerikanischen Spezialeinheiten und anderen Verbündeten zur Ausbildung syrischer Milizen für den Kampf gegen den Islamischen Staat genutzt, der nordöstlich von Tanf gelegene Gebiete kontrolliert. Diente die Garnison den USA bislang in erster Linie im Zusammenhang mit dem Krieg gegen den Islamischen Staat, ist Tanf nun, möglicherweise unabsichtlich, auch zur Frontstadt im Rahmen des US-amerikanischen Bestrebens geworden, die regionale Macht des Iran einzugrenzen. Dessen Verbündete rücken aus zwei Richtungen auf die Garnison vor.

Deren Interesse an der Hauptstraße rührt daher, dass sie Bagdad und Damaskus verbindet. Es handelt sich also um die begehrte Landroute, die dem Iran direkten Zugang zu seinem strategisch wichtigen libanesisch-schiitischen Verbündeten, der Hisbollah, bieten würde. An einer in Richtung Damaskus 80 Kilometer nördlich der Garnison gelegenen Kreuzung, sind Streitkräfte, die sich aus syrischen Truppen, Kämpfern der Hisbollah und irakisch-schiitischen Milizen zusammensetzen, im Aufmarsch begriffen, um von dort aus auf den südlich gelegenen Grenzübergang in Tanf vorzurücken. Auf der irakischen Seite der Grenze marschiert unterdessen die vom Iran unterstützte und von Bagdad sanktionierte irakisch-schiitische Haschd asch-Schaabi-Miliz auf, um den Islamischen Staat aus dem Gebiet zwischen Tanf und der 220 Kilometer nordöstlich gelegenen Grenzstadt Al-Qaim zu vertreiben. Eingekeilt zwischen diesen beiden vom Iran unterstützten Streitkräften befinden sich US-amerikanische, britische, norwegische und möglicherweise auch jordanische Spezialeinheiten sowie die syrischen Milizen, an deren Ausbildung sie beteiligt sind. Im Ergebnis dieser Mobilisierung auf beiden Seiten könnte es in den kommenden Tagen oder Wochen zum ersten Mal in dem seit sechs Jahren wütenden syrischen Bürgerkrieg zu einem Zusammenstoß US-amerikanischer und alliierter Truppen mit Streitkräften kommen, die vom Iran unterstützt werden.“ (Nicholas Blanford: „At remote desert garrison in Syria, a US-Iran confrontation is brewing“)

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