„Wie gering die Bereitschaft Syriens ist, seine Chemiewaffen aufzugeben, wurde bislang nicht öffentlich bekannt gegeben, um die Beziehungen der internationalen Inspektoren zur Assad-Regierung und ihrem militärischen Sponsor Russland nicht zu gefährden. Ermittler und diplomatische Quellen haben Reuters jetzt instruktive Details berichtet:
- Syriens Erklärungen über die Arten und Mengen der in seinem Besitz befindlichen Chemikalien decken sich nicht mit den von den Inspektoren vor Ort ermittelten Beweismitteln. Beispielsweise wurde kein Sarin gemeldet, doch gibt es massive Hinweise darauf, dass Sarin erst in diesem Jahr wieder in Syrien eingesetzt wurde. Zu den anderen nicht gemeldeten Chemikalien, die von den Inspektoren ermittelt wurden, gehören Spuren des Nervenkampfstoffs VX, Ricin und Hexamin, das zur Stabilisierung von Sarin verwendet wird.
- 2014/15 erklärte Syrien den Inspektoren gegenüber, es habe 15 Tonnen Nervengas und 70 Tonnen Senfgas zu Forschungszwecken eingesetzt. Reuters hat von den Inspektoren erfahren, dass diese Mengen ‚wissenschaftlich unglaubwürdig‘ seien. Zwei an den Inspektionen beteiligte Quellen erklärten, man brauche nur einen Bruchteil dieser Mengen für Forschungszwecke.
- Der Verbleib von mindestens 2000 Geschossen, von denen Syrien behauptete, sie seien entweder für konventionelle Zwecke umgebaut oder zerstört worden, konnte nicht aufgeklärt werden, so dass sie sich noch im Besitz des syrischen Militärs befinden könnten.
- Drei Quellen mit unmittelbarer Kenntnis der Vorgänge erklärten Reuters gegenüber, Zeugen in Damaskus, die sich mit dem Chemiewaffenprogramm auskennen, seien während ihrer Befragungen durch die Inspektoren von Vertretern des syrischen Militärs angewiesen worden, ihre Aussagen zu ändern.“
Zuerst erschienen bei JungleBlog.