Dass die Ukraine bei internationalen Organisationen überwiegend gegen den jüdischen Staat stimmt, löst in Israel, das die Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland in vielen Belangen hilfreich zur Seite steht, Unbehagen aus.
Während Israel die Ukraine in neunzig Prozent der Fälle bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Foren unterstützt, ist das Abstimmungsverhalten der Ukraine dem Vorgehen des jüdischen Staates »diametral entgegengesetzt«, sagte Israels Botschafter in der Ukraine, Michael Brodsky, am 8. Juli gegenüber dem ukrainischen Nachrichtenportal ZN.UA.
Dies sei eine anormale Situation, vor allem, wenn man die Tatsache in Betracht zieht, »dass sich die Ukraine oft mit verschiedenen Bitten an Israel wendet. Wenn die Ukraine Israel als einen befreundeten Staat betrachtet und um Hilfe bittet, dann sollte Ihr Land mein Land in Fragen unterstützen, die für uns wichtig sind, so wie Israel die Ukraine in Fragen unterstützt, die für Sie wichtig sind«, fügte Brodksy hinzu.
Der israelische Botschafter verteidigte sein Land in einem Großteil des Interviews, in dem sich praktisch alle Fragen um die Behauptung drehten, Israel tut nicht genug für die Ukraine. Schon die erste Frage suggerierte, Israel solle allein deshalb der Ukraine schon helfen, weil der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj Jude ist: »Herr Botschafter, Israel ist ein kleines Land, aber es kümmert sich um seine Stammesgenossen auf der ganzen Welt und ist sehr stolz auf sie. Haben Sie eine Liste, wie viele jüdische Staatsoberhäupter es auf der Welt gibt?« Brodsky antwortete, Israels Sympathie für die Ukraine und Selenskyj habe nichts mit dessen jüdischen Wurzeln zu tun, sondern mit der Tatsache, dass die Ukraine Opfer einer Aggression sei. »Israel hat eine klare Position bezogen und beschlossen, dass wir der Ukraine helfen werden.«
Andere Bedrohung als in Israel
Auf die Frage, warum Israel der Ukraine seit Kriegsbeginn vor sechzehn Monaten noch keine militärische Hilfe und keine »einzige Waffe« zur Verfügung gestellt habe, sagte Brodsky, dass Israel plane, ein Raketenfrühwarnsystem an die Ukraine zu übergeben, dieses aber erst an das Land angepasst werden müsse. Die Größe der Ukraine und die Art der Bedrohungen, denen sie ausgesetzt ist, seien neu für das System. »Israel hat es in erster Linie mit Kurzstreckenraketen zu tun, die recht primitiv sind. Sie werden hauptsächlich aus dem Gazastreifen auf uns abgefeuert«, sagte er, auf die kurze Distanz anspielend, die sich deutlich von der Flugbahn der russischen Raketen auf die Ukraine unterscheidet.
Auf die Frage, warum Israel den ukrainischen Botschafter in Israel, Jewgen Kornijtschuki, vor Kurzem ins Außenministerium einbestellt hat, erklärte Brodsky, die jüngste Erklärung des ukrainischen Botschafters, Israel unterstütze die Ukraine in keinster Weise und solidarisiere sich mit Russland, habe im israelischen Außenministerium Empörung ausgelöst. »Deshalb wurde der Botschafter zu einem sehr ernsten Gespräch vorgeladen. Die Anschuldigungen des Botschafters entbehren jeglicher Grundlage und sind angesichts der enormen Hilfe, die Israel geleistet hat und weiterhin leistet, besonders beleidigend.«