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Entführung einer Israelin: Irak beunruhigt über mögliche israelische Angriffe 

Kämpfer der proiranischen Kataib Hisbollah im Irak
Kämpfer der proiranischen Kataib Hisbollah im Irak (Quelle: Iraqi News Agency)

Wie erst jetzt bekannt gegeben, wurde schon im März eine Israelin von der proiranischen schiitischen Miliz Kataib Hisbollah im Irak entführt.

Der Irak ist Berichten zufolge zunehmend besorgt über die Möglichkeit, dass Israel auf seinem Boden Luftangriffe gegen die vom Iran unterstützte radikale schiitische Gruppe fliegen wird, die hinter der bereits im März erfolgten und nun der Öffentlichkeit bekannt gegebenen Entführung der israelisch-russischen Forscherin Elizabeth Tsurkov in Bagdad stecken soll, vermeldete eine irakische politische Quelle vergangenen Donnerstag.

Das Büro von Premierminister Benjamin Netanjahu teilte am Mittwoch mit, dass die 36-jährige Tsurkov von der Kataib Hisbollah (Brigaden der Partei Gottes), einer mächtigen irakischen schiitischen Miliz, die vom Iran unterstützt wird, entführt worden sei und warnte, Israel werde »den irakischen Staat für ihr Schicksal und ihre Sicherheit verantwortlich« machen.

Unter der Bedingung der Anonymität sagte die Quelle gegenüber der in London ansässigen, arabischsprachigen unabhängigen Nachrichtenseite Elaph am Donnerstag, dass sich nach Netanjahus Ankündigung »Unruhe im Irak ausbreitete« und es wachsende Befürchtungen gab, Israel könnte Luftangriffe auf Ziele und Stellungen der Kataib Hisbollah im Irak starten. Die Quelle erklärte, sie sei überrascht, dass die Entführung nicht diskutiert worden sei, als der irakische Premierminister Mohammed Shia Al-Sudani am Mittwoch eine Sitzung mit dem Ministerrat für nationale Sicherheit geleitet hat und keine Stellungnahme der Regierung abgegeben wurde. Seit dem Verschwinden Tsurkovs gab es keine offizielle Stellungnahme des Iraks zu diesem Fall. 

Die Kataib Hisbollah, die sich von der libanesischen Hisbollah unterscheidet, ist eine mächtige Fraktion der irakischen Hashd al-Schaabi (Volksmobilisierungskräfte), vom Iran unterstützte Paramilitärs, die in den vergangenen Jahren in die irakischen Sicherheitskräfte integriert wurden. Die im März 2003 nach der US-Invasion des Landes gegründete und von der amerikanischen Regierung 2009 als terroristische Organisation eingestufte Miliz wurde 2018 zu einem integralen Bestandteil der offiziellen irakischen Sicherheitskräfte, obwohl sie eigentlich dem Korps der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) unterstellt ist.

Schwammige Erklärung

Am Donnerstag gab die Gruppe eine schwammige Erklärung ab, in der sie andeutete, nichts mit dem Verschwinden Tsurkovs zu tun zu haben, und erklärte, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Schicksal der »zionistischen Geisel oder Geiseln« im Land aufzuklären.

Israel erklärte, Tsurkov sei »mit ihrem russischen Pass auf eigene Initiative in den Irak eingereist, um an ihrer Promotion und akademischen Forschung im Auftrag der Princeton University in den USA zu arbeiten«. Einer irakischen Geheimdienstquelle zufolge wurde sie zu Beginn des Ramadans, dem muslimischen Fastenmonat, der in diesem Jahr am 23. März begann, in Bagdad entführt. 

Ein im Irak stationierter westlicher Diplomat sagte, Tsurkov sei Anfang Dezember 2022 in Bagdad eingetroffen. Der New York Times zufolge verließ sie kurz vor ihrer Entführung »das Café Ridha Alwan im Stadtteil Karada, einer von westlichen Bürgern frequentierten Gegend voller Cafés, Bekleidungsgeschäfte und Märkte«.

Ein israelischer Beamter meinte, Tsurkov sei wegen ihrer ausländischen Staatsangehörigkeit – als Russin und Israelin – entführt worden und dementierte Gerüchte in arabischen Medien, wonach sie im Auftrag des israelischen Geheimdienstes tätig sei. Einige Tage nach ihrem Verschwinden berichtete eine lokale irakische Website, ein iranischer Staatsbürger, der an ihrer Entführung beteiligt war, sei von den irakischen Behörden festgenommen worden. Zugleich dränge die iranische Botschaft in der irakischen Hauptstadt auf die Freilassung des Mannes und seine Abschiebung in den Iran.

Das News Lines Institute, ein amerikanischer Thinktank, bei dem Tsurkov Mitglied ist, erklärte, er sei Ende März über deren Entführung informiert worden, habe aber beschlossen, den Vorfall nicht öffentlich zu machen, in der Hoffnung auf eine schnelle Freilassung und »aus Respekt vor den Wünschen ihrer Familie«.

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