Mit den übrigen Angehörigen von Rayhana organisierte Allouchi Mitte September eine Vorführung des Films ‚Lunadigas’, einer italienischen Dokumentation, die sich des heiklen Themas Frauen, die beschließen, keine Kinder zu haben, auf ironische, originelle und mitunter witzige Weise annimmt. Eine Woche vor dem Termin gewann der Film beim Chouftouhonna Feminist Art Festival in Tunis den ersten Preis für Dokumentarfilme. Danach kamen die italienischen Regisseurinnen zur Vorführung und anschließenden Diskussion, bei denen Al-Monitor zugegen war, nach Jendouba. Im sardischen Dialekt bezeichnet ‚lunadigas’ rebellische Schafe, die keine Lämmer gebären. ‚Das Thema der Kinderlosigkeit ist in der tunesischen Gesellschaft ein Tabu’, so Marwa Whibi, die ebenfalls Rayhana angehört, während der anschließenden Diskussion. ‚Also, als allererstes gratuliere ich den Regisseurinnen, dass sie das Thema überhaupt ansprechen. Es sollte sich um eine persönliche Wahl und nicht um eine gesellschaftliche Pflicht handeln.’ (…) Aber nicht alle Teilnehmerinnen an der Debatte stimmten zu. (…) Manche der anwesenden Frauen meinten, unverheiratete und kinderlose Frauen seien unglücklich und sollten einen Psychologen aufsuchen. (…) Seit der Geburt ihres Sohnes hat Allouchis Welt sich verändert. ‚Das Baby ist wie ein Pass, wie ein Visum. Die Gesellschaft kommuniziert durch das Kleinkind mit der Frau. Nun kommen die Nachbarn alle und besuchen mich und das Baby.’ Vereine wie Rayhana arbeiten hart daran, die Wahrnehmung der Frauen in der tunesischen Gesellschaft zu verändern. Doch ‚der Prozess ist langwierig’, so Allouchi.“ (Marta Bellingreri: „Tunisian women break taboo saying no to children“)
