Obwohl der Vorbeter der vergangenen Sommer in eine Moschee rückverwandelten Hagia Sophia inhaltlich mit der AKP von Präsident Erdogan übereinstimmt, kam es in letzter Zeit immer wieder zu Auseinandersetzungen.
Anna-Sophie Schneider, Spiegel
Es ist eines der wohl prestigeträchtigsten religiösen Ämter der Türkei: Erstmals nach 86 Jahre wurden im vergangenen Juli wieder Imame an die Hagia Sophia in Istanbul berufen. Mit Mehmet Boynukalın wurde ein Mann zum Chefvorbeter gemacht, dessen Familiengeschichte eng mit dem politischen Islam in der Türkei verbunden ist und der in konservativ-religiösen Kreise viel Unterstützung erfährt. Nach etwa acht Monaten ist die Stelle nun allerdings wieder frei.
Am 8. April ist Boynukalın überraschend von seinem einflussreichen Amt zurückgetreten. Er wolle sich künftig wieder seinen akademischen Studien widmen, teilte er in einem Statement mit. Womöglich sei der Schritt jedoch nicht ganz freiwillig erfolgt, glaubt Politikwissenschaftlerin und Kolumnistin Pinar Tremblay. Denn der Imam hat sich in den vergangenen Monaten immer wieder in politische Debatten eingemischt – und damit den Zorn einiger AKP-Politiker auf sich gezogen. (…)
Inhaltlich widersprechen die Tweets des Imams dabei nicht unbedingt der AKP-Linie. Warum also sorgen sie dafür, dass sich Politiker öffentlich gegen den einflussreichen Prediger stellen?
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