Der Gaza-Konflikt hat zu einem Boom an Spendenaufrufen im Internet geführt. Darunter befinden sich auch solche von islamistischen Organisationen wie der Hamas, die damit ihre Terroraktivitäten finanzieren.
Auf den ersten Blick sieht es nach viel gutem Willen aus: Die seit ungefähr einem Jahrzehnt wie Pilze aus dem Boden schießenden Crowdfunding-Plattformen, auf und mit denen jeder für einen guten Zweck Geld sammeln kann. Das System ist einfach: Man schreibt ein paar Zeilen, was man tun will, fügt ein paar Bilder hinzu und gibt seine Kontodaten an. Und solange das Ganze nicht völlig ominös klingt, hat man einen Spendenaufruf fertig, der dann über Soziale Medien an ein breites Publikum verteilt werden kann.
Früher mussten Organisationen Bettelbriefe verschicken und Anzeigen schalten, heute können sie, egal, wie klein sie sind, auf diesen Portalen ihre Aufrufe schalten. Ist es schon immer schwierig gewesen nachzuvollziehen, wie die gesammelten Gelder, ganz besonders im Ausland, am Ende verwendet werden, so ist es quasi unmöglich, dies mit den so gesammelten Spenden zu tun.
Denn die meisten Plattformen fungieren nur als Vermittler und heben dafür eine Gebühr ein – ein Grund, warum inzwischen ein Großteil von Banken oder Firmen betrieben wird, die so ihr Stück vom Hilfskuchen abbekommen. Sie sind nicht verpflichtet, in irgendeiner Weise nachzuprüfen, ob die jeweiligen Projekte auch umgesetzt und ordentlich abgerechnet werden. In manchen Ländern gibt es inzwischen entsprechende Vorschriften und Regeln, nur werden diese umgangen, indem die Plattformen ›umziehen‹ und in anderen Staaten registriert werden, in denen diesbezügliche Kontrollen inexistent oder extrem lax sind.
Eldorado für Islamisten
Ein Eldorado für schwarze Schafe hat sich da aufgetan, die leider den guten Willen von Spendern ausnutzen, um sich selbst zu bereichern. Aber es sind eben nicht nur moderne Goldgräber auf diesen Plattformen unterwegs, sondern auch islamistische Organisationen haben sie längst für sich als Geldquelle entdeckt.
Wie eine Recherche des Risiko- und Compliance-Analyseinstituts Kharon ergeben hat, nutzt etwa die Hamas solch Crowdfunding seit langer Zeit für ihre trüben Ziele und hat ihre Aktivität seit dem 7. Oktober noch einmal verstärkt. So schrieb die Washington Post unlängst:
»›Dies ist ein finanzieller Dschihad‹, erklärte Khaled Mashal, der ehemalige politische Führer der Gruppe [Hamas, Anm. Mena-Watch], in einer über die sozialen Medien verbreiteten Rede. Er forderte seine Anhänger weltweit auf, ›Hilfe, Geld und alles, was ihr habt‹ zu spenden und fügte hinzu: ›Lasst eure Brüder nicht im Stich‹.
Innerhalb weniger Tage floss eine Flut von Geldern auf Konten, die zur Unterstützung der Menschen im Gazastreifen eingerichtet worden waren. Ein Großteil davon stammte von Menschen, die von den Bildern der Opfer israelischer Luftangriffe bewegt waren und wirklich helfen wollten. Aber auch Gruppen mit jahrelanger Erfahrung in der Durchführung von genau der Art von Dschihad, die sich der Hamas-Führer vorstellte, antworteten auf den Aufruf.
Im gesamten Nahen Osten und in Europa hat der Gaza-Konflikt alte Fundraising-Netzwerke mit Verbindungen zu militanten islamistischen Gruppen und Zielen wiederbelebt, darunter auch Gruppen, die beschuldigt werden, in der Vergangenheit Gelder für Al-Qaida und die Taliban sowie für den militärischen Flügel der Hamas gesammelt zu haben, sagen derzeitige und ehemalige US-Beamte für Terrorismusbekämpfung.«
Laut Kharon stach in diesen Versuchen besonders die Organisation Gaza Now hervor, die zuvor eine Hamas-nahe Medienplattform betrieben hatte und »die jüngsten Hamas-Anschläge in Israel sowie die Entführung, Folterung und Ermordung von Israelis feierte … Die Gruppe startete nach den Anschlägen mehrere Spendenkampagnen in sozialen Medien und bat um Spenden in US-Dollar, Euro und Kryptowährungen. Gaza Now und sein Gründer Mustafa Ayyash haben nicht nur online um Spenden gebeten, sondern auch in den sozialen Medien ihre Unterstützung für die Hamas und ihre militanten Führer zum Ausdruck gebracht.«
Inzwischen sahen sich Apple und Google veranlasst, Gaza Now aus ihren Appstores zu entfernen, auf Telegramerfreut sich die Seite allerdings weiterhin großer Beliebtheit. Und dort sammelt sie gerade auch über Crowdfunding-Plattformen wie GoFundMe beträchtliche Summen.
Alternative Finanzierungskanäle
Als Initiatoren treten dabei entweder der Chef und Gründer von Gaza Now, Mustafa Ayyash, oder sein Bruder Ibrahim auf. Beide leben seit Langem in Europa, tun aber so, als seien sie direkt vor Ort und dort überaus aktiv. Ibrahim Ayyash hat alleine in den vergangenen drei Wochen über 300.000 Dollar gespendet bekommen, wobei völlig unklar ist, über welchen Träger diese Gelder fließen und wann bzw. ob sie je abgerechnet werden.
Vielmehr steht zu vermuten, dass, nachdem einige Konten von Gaza Now geschlossen wurden, diese ihre neuen Finanzierungskanäle sind. Mit drastischen Bildern von hungernden Kindern, denen umgehende Hilfe versprochen wird, verbreiten sich die Aufrufe geradezu wie ein Lauffeuer im Netz; und je mehr sie, gerade auch von gutwilligen, aber naiven Europäern und Amerikanern, geteilt werden, desto seriöser erscheinen sie.
Im Oktober vergangenen Jahres wurde etwa der belgische Parlamentarier Michael Freilich aktiv und sorgte dafür, dass Gaza-Now-Konten gesperrt wurden. Freilich erklärte, dies »stelle einen entscheidenden Schritt im Kampf gegen die Kanäle dar, die den Terrorismus schüren und Hassreden verbreiten. Meine Nachforschungen haben die Sperrung des Kontos bestätigt, was ein bedeutender Schlag gegen die weltweiten Geldbeschaffungsbemühungen der Hamas ist.«
Seitdem ist es Gaza Now und vermutlich unzähligen anderen Akteuren gelungen, neue Weg zu finden, an Geld zu kommen. Solange es genügend Menschen gibt, die diese Art der Spendensammlung nicht kritisch hinterfragen und die sich über Organisationen, an die sie spenden, nicht informieren, wird es Hamas & Co. weiterhin ein Leichtes sein, an solche Gelder zu kommen.
Dass sie dies mit Bildern vom Elend der Zivilisten in Gaza tun, für das sie schließlich die Hauptverantwortung tragen, dessen Leidtragenden allerdings bestenfalls ein geringer Teil der Spenden zugutekommt, spricht nur einmal mehr vom Zynismus und der Menschenverachtung dieser Terrororganisation und ihrer willigen Helfershelfer.