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Sklaverei in Afrika: »Nicht schön oder ehrenhaft«

Öffentliche Prozession der Frauen des Königs von Dahomey im 18. Jhdt.
Öffentliche Prozession der Frauen des Königs von Dahomey im 18. Jhdt. (© Imago Images / United Archives)

Angesichts neuester Forschungsergebnisse kann es nicht darum gehen, die grundsätzliche Verantwortung der Europäer für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit infrage zu stellen oder zu bagatellisieren, sondern sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und ein dunkles Kapitel der Beziehungen zwischen Europa und Afrika ehrlich aufzuarbeiten.

Volker Seitz

Der US-Journalist Howard W. French vertritt in seinem neuen Buch Afrika und die Entstehung der modernen Welt die These, dass die westliche Welt ihre Industrialisierung und ihren Wohlstand den Sklaven aus Afrika verdanke. Das sei der Grund, weshalb Europa andere Erdteile wirtschaftlich hinter sich zurückgelassen hat. Bisher hätten westliche Historiker und Ökonomen viel Energie darauf verwendet, den Beitrag Afrikas und der Sklaverei zum westlichen Wohlstand wegzudiskutieren. Die afrikanischen Regionen seien durch den Sklavenhandel bis heute geschwächt worden. Dass Afrikaner den Sklavenhandel durch den Verkauf der Menschen erst möglich machten, findet French »nicht schön oder ehrenhaft«.

Ohne die Kollaboration und der kriegerischen Raubzüge der einheimischen Herrscher, die Waren gegen Menschen eintauschten, wäre der transatlantische Sklavenhandel schwerlich möglich gewesen. Die Sklaverei wurde in jener Zeit von Zeitgenossen in Europa und Afrika als normales gesellschaftliches Phänomen betrachtet. Einige Regionen des Kontinents waren von der Sklavenwirtschaft abhängig. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass die afrikanische »Wirtschaft« nur noch nach den ökonomischen Prinzipien der Fremden funktionierte und damals der Grundstein für ökonomische Abhängigkeit legte, die im Kolonialismus dann gefestigt wurde.

Im Gegensatz zu den Arabern in Ostafrika haben Europäer vom heutigen Senegal bis Angola nicht selbst Razzien auf Menschen veranstaltet. Den Europäern war das Landesinnere weitgehend unbekannt. Das illustrieren auch zeitgenössische Landkarten. French beschäftigt sich nur am Rande damit, dass siebzehn Millionen Afrikaner vom 7. bis ins 21. Jahrhundert von Arabern versklavt wurden.

Geschichtlicher Hintergrund

Diesen grausamen Handel beschreibt der senegalesische Historiker Tidiane N’Diaye in seinem exzellent recherchierten Buch Der verschleierte Völkermord – Die Geschichte des muslimischen Sklavenhandels. Dieses mutige Buch ist in Frankreich noch frei verkäuflich zum Originalpreis von 8,70 Euro. Die deutsche Übersetzung von Rowohlt von 2010 ist – aus Gründen, über die ich nicht spekulieren möchte, – vergriffen und wird von Antiquariaten zwischen hundert und knapp zweihundert Euro angeboten.

Erst dem Geist der europäischen Aufklärung entsprang die Abschaffung der Sklaverei. Durch das Zeitalter der Aufklärung veränderte sich die Stimmung in Europa, und erste Proteste gegen die Sklaverei wurden laut. Die Selbstbefreiung der Sklaven wie etwa der berühmte Sklavenaufstand auf Saint-Domingue (das heutige Haiti) 1791 bis 1803, religiös motivierte Gruppen wie die Quäker, die den Sklavenhandel ablehnten, sowie die Bewegung der Abolitionisten (engl. abolition = Abschaffung, Aufhebung), leiteten die Abschaffung der Sklaverei ein.

Dänemark verbot den Handel mit Menschen bereits 1722, England schloss sich im Jahr 1807 an. Die Aufhebung der Sklaverei in den Südstaaten der USA zum Ende des Amerikanischen Bürgerkriegs (1865) markierte das Ende der institutionell legitimierten Sklaverei in den Industrienationen.

Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Sklavenhandel schließlich auf dem afrikanischen Kontinent formell verboten. Oft wird vergessen, dass es noch traditionelle Formen der Sklaverei bis heute in Sudan, Mauretanien, Mali und Niger gibt; daneben bestehen moderne Formen wie der Kinderhandel, von dem in Westafrika laut UNICEF 200.000 Kinder betroffen sind.

Eine kritische Interpretation der Geschichte findet hauptsächlich im Westen statt, selten jedoch bei afrikanischen Intellektuellen vor Ort. Afrikanische Regime verhindern aus machtpolitischen Erwägungen eine Diskussion in einer breiten Öffentlichkeit. Zudem sind viele Afrikaner Analphabeten und können die Werke der nachfolgend zitierten afrikanischen Schriftsteller nicht lesen.

So wird verschwiegen, dass zu den heutigen nationalen Eliten auch Vorfahren gehörten, die sich am Sklavenhandel bereicherten und so von der Sklaverei profitierten. Ich entsinne mich, dass der frühere Staatspräsident Nicéphore Dieudonné Soglo während meiner Zeit in Benin Reparationen von westlichen Staaten für den Sklavenhandel fordern wollte. Als ihn ein beninischer Historiker darauf hinwies, dass seine Vorfahren Nutznießer dieses Handels waren, wurde die Forderung nicht weiter erhoben.

Sklaverei war in vielen afrikanischen Kulturen selbstverständlich – ganze Reiche im Inneren Afrikas profitierten wirtschaftlich stark von der Jagd auf Menschen und vom Handel mit ihnen. In Afrika gab es lange vor der Entdeckung Amerikas schon die Sklaverei. Kriege gehörten zum Alltag, und wer in Gefangenschaft geriet, wurde versklavt. In Afrika bedeutete Eigentum im traditionellen Verständnis nicht in erster Linie Kontrolle von Land, sondern Kontrolle von Menschen.

Gemäß Berichten arabischer Reisender war Sklaverei in den westafrikanischen Reichen Mali und Songhai, im Aschanti-Reich im heutigen Ghana, in Dahomey (Benin), bei den Hausa und Yoruba im heutigen Nigeria sowie im Kongo-Gebiet alltäglich. Die äthiopischen Königreiche der Gibe-Region exportierten jährlich etwa 7.000 Sklaven in das übrige Äthiopien und ins Ausland, wobei gegenseitige Überfälle und Überfälle auf benachbarte Stämme als Beschaffungsquelle für Sklaven dienten.

Sklavenhandel in Literatur und Sachbüchern

Der Senegalese Sembène Ousmane beschreibt in seiner Erzählung Der Voltaer eine Unterhaltung zwischen Momutu, dem afrikanischen Sklavenhändler und Amoo, der gerade seine Tochter bei einem Überfall auf ein Sklavenschiff gerettet hat:

»Und Du hast doch mehr als einmal dein Leben aufs Spiel gesetzt, um deine Tochter zu retten?« »Das ist meine Tochter! Ich musste mit ansehen, wie einer nach dem anderen in meiner Familie verkauft und weggeschleppt worden ist, wer weiß wohin. Ich bin mit der Angst aufgewachsen, ständig mit meiner Sippe auf der Flucht vor den Sklavenjägern; in meiner Sippe hält man keine Sklaven … wir sind alle gleich.« »Bleib bei mir. Du bist prima, und du weißt, was du willst«, fuhr Momutu fort und reichte ihm das Schnapsfässchen. Höflich lehnte er ab.

»Das ist die richtige Arbeit für uns. Wir ziehen durch die Savannen, machen Gefangene und verkaufen sie an die Weißen. Einige Kapitäne kennen mich bereits. Andere locke ich hierher, und dann hecke ich mit meinen Leuten einen Plan aus, wie wir sie zum Verlassen des Schiffs bringen können. Das Schiff wird geplündert und die Gefangenen zurückgeholt. … Die Weißen werden kaltgemacht. Das ist keine schwere Arbeit. Und man verdient immer daran. Ich hab dir deine Tochter zurückgegeben. Das ist ein schönes Exemplar. Sie ist viele Eisenbarren wert.«

Momuto und seine Kumpane lassen sich immer wieder über die von ihnen Gefangenen und in die Sklaverei Verkauften aus:  »Ein stämmiger Kerl. Er ist bestimmt seine vier Tonnen wert.« »Mehr«, übertrieb ein anderer, »etliche Eisenbarren, die Waren nicht mitgerechnet«.

Der ivorische Schriftsteller Ahmadou Kourouma schreibt in seinem Buch Die Nächte des großen Jägers, das monatelang an der Spitze der französischen Bestsellerlisten (En attendant le vote des betes sauvages) stand:

»Um die Neger zu zivilisieren, wagen die Kolonialmächte in dem Gebiet, das man Golf nennt, ein bis dato einzigartiges Experiment: Sie kaufen in Amerika Sklaven auf, schenken ihnen die Freiheit und siedeln sie in jener Gegend an. Vergebliche Mühe, ein kompletter Reinfall. Die Freigekauften kennen nur ein einziges gewinnbringendes Gewerbe: den Handel mit schwarzen Sklaven. Sie fangen wieder an mit der Jagd nach menschlicher Beute und dem Verkauf von Negern, einem veralteten, seit der Berliner Konferenz durch internationale Konventionen verbotenen Erwerbszweig. Die Kolonialmächte sehen sich gezwungen, bei ihrem zivilisatorischen Werk auf die Unterstützung der Freigekauften zu verzichten.«

Der aus der Republik Kongo stammende Alain Mabanckou schreibt in Petit Piment:

»Seht ihr«, murmelte er, »manchmal wurden wir von den eigenen Leuten verkauft, und wenn ihr eines Tages einem amerikanischen Schwarzen begegnet, denkt daran, es könnte jemand aus eurer Familie sein! … Zudem nahmen die Vili Leute aus meinem Volk zu Sklaven und verkauften sie in benachbarte Königreiche! Man komme mir also nicht damit, sie seien wegen der Weißen zu gewieften Sklavenhändlern geworden! Zu jener Zeit waren die Weißen noch gar nicht bei uns angekommen, und damit basta!«

David Lamb verbrachte viele Jahre als Journalist der Los Angeles Times in Afrika. Er schreibt in seinem Buch Afrika Afrika zum Sklavenhandel:

»Obwohl keine exakten Zahlen verfügbar sind, nimmt man an, dass sich die Zahl der Sklaven, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert von Westafrika nach Amerika transportiert wurden, zwischen zehn bis fünfzehn Millionen bewegt. … In Ostafrika, wo die Sklaverei von 1770 bis 1896 andauerte, wurden zwischen einer und drei Millionen Sklaven exportiert, hauptsächlich in den Nahen Osten. [Der muslimische Export aus Ostafrika war mit mindestens siebzehn Millionen in die Kernländer des Islam Verschleppten weitaus umfangreicher, was von Forschern kaum noch bestritten wird; Anm. V. S.]

Die Afrikaner selbst machten sich – wie die Araber – nicht weniger als die Weißen schuldig, denn sie stellten sicher, dass Orte wie Goree stets gut mit menschlicher Ware versorgt blieben. Die arabischen Sklavenhändler wagten sich bei ihren Beutezügen meistens nicht weit ins Landesinnere vor. Diese Arbeit wurde von den afrikanischen Königen und Häuptlingen erledigt, die den wirtschaftlichen Verlockungen einer anderen Welt erlagen. Sie unterjochten ihre Menschen und verkauften sie gegen Güter, mit denen sie erst kurz zuvor in Berührung gekommen waren: Segeltuch, Metalle, Perlen, Spirituosen, Tabak und Feuerwaffen.

Der Sklavenhandel machte die Könige im Landesinneren reich und schuf entlang der Küste eine neue Klasse afrikanischer Händler. … Viele in die Knechtschaft verkauften Afrikaner waren Kriegsgefangene. Andere waren Verbrecher, Schuldner und Ausgestoßene. Oder Unglückliche, die sich über die Stammesgrenzen verirrt hatten und gefangengenommen wurden. Die Afrikaner selbst ermöglichten die Sklaverei: Sie verkauften ihre Menschen an die Araber, die sie ihrerseits den Europäern verkauften.«

Der amerikanische Journalist und Professor an der Duke University in North Carolina, Stephen Smith, sagte am 19. Juni 2018 gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, »zwischen 2000 und 2010« seien »mehr Afrikaner nach Amerika eingewandert, als während des Sklavenhandels in drei Jahrhunderten dorthin zwangsverschleppt wurden«.

Robert Harms, Professor für Geschichte an der Yale University, hat in seinem Buch Das Sklavenschiff das alltägliche Leben der Besatzung der Sklavenschiffe wie die Mechanismen des Sklaven- und Warenhandels im 18. Jahrhundert rekonstruiert. Als wichtigste Quelle diente ihm dabei das Logbuch des Ersten Leutnants des Schiffes Durand aus den Jahren 1731/32, der erschreckend sachlich und emotionslos die Inhumanität beschreibt.

Hier wird ersichtlich, wie die Mitglieder der schwarzen Herrscherhäuser die europäische Oberschicht als ebenbürtig betrachteten. Der Riss ging nicht durch die verschiedenen ethnischen Bevölkerungsgruppen, sondern durch die Klassen und Schichten dieser Gruppen. So hatten die Afrikaner keinerlei Skrupel, Angehörige der eigenen Ethnie zu versklaven oder zu verkaufen:

»Als die Portugiesen damit begonnen hatten, bei Elmina [Goldküste, heute Ghana; Anm. V. S.] Gold von einheimischen Händlern zu erwerben, hatten sie dafür mit einer Vielzahl verschiedener Handelsgüter bezahlt – nicht nur mit Tuch, Eisenwaren und Wein, sondern auch mit Sklaven, die sie aus der Region um die Bucht von Benin und der Insel Sao Tomé herbeischafften. Diese Arbeitskräfte wurden von wohlhabenden Afrikanern gekauft und als Lastträger verwendet, in den Goldminen eingesetzt oder als Holzfäller, die den Urwald rodeten. Zwischen 1475 und 1540 wurden mehr als 12.000 Sklaven von den Portugiesen in die Staaten an der Goldküste importiert. (…)

Nachdem sie ihren eigenen Bedarf an Arbeitskräften gedeckt hatten, fühlten sich die Herrscher der Ashanti von ungefähr 1720 an frei, die überschüssigen Sklaven [Kriegsgefangene] in andere Länder zu verkaufen. Als Bezahlung verlangten sie vor allem Feuerwaffen und Schießpulver, um die Voraussetzungen für eine weitere Expansion ihres Reiches zu schaffen.«

Kunden waren vor allem Portugiesen, Holländer, Franzosen und Engländer.

„Obwohl Whydah ein Zwergstaat war, dessen Gesamtbevölkerung nicht mehr als 100.000 betragen haben kann, soll es im frühen 18. Jahrhundert 16.000 bis 20.000 Sklaven jährlich exportiert haben, und es hieß, dass von dort mehr Sklaven kamen als aus allen anderen westafrikanischen Ländern, die sich an diesem Handel beteiligten, zusammen. (…) Wenn es einen Ort in Afrika gab, der den transatlantischen Handel mit Sklaven im 18. Jahrhundert verkörperte, dann war es Whydah. (…)

Ein Grund dafür, dass König Huffon zuließ, dass sein Reich zu einem wichtigen Endpunkt für die Handelsrouten wurde, auf denen man Sklaven an die Küste trieb, war natürlich, dass der Menschenhandel eine wichtige Einnahmequelle für ihn und seinen Staat darstellte. Er erhielt 1.000 Kaurimuscheln für jeden Sklaven, der in Whydah den Besitzer wechselte. Außerdem strich er die Zollabgabe ein, die jedes europäische Sklavenschiff zu entrichten hatte; 1725 betrug sie 1.080 Kaurimuscheln und den Gegenwert von drei Sklaven. (…)

Die Gemächer dort [des Palastes von König Huffon, Anm. V. S.] waren üppig möbliert mit prächtigen Betten, gepolsterten Sesseln, Sofas und Spiegeln – genau wie jeder Herrschaftssitz in Europa. Die königlichen Speisekammern quollen über von importierten Kaffee, Tee, Schokolade und köstlichen Gelees, und die königlichen Köche verstanden sich ebenso auf die Zubereitung der traditionellen Gerichte Whydahs wie auch auf die erlesensten europäischen Speisen. Im königlichen Weinkeller lagerten Weine aus Frankreich, Spanien, Madeira und von den Kanarischen Inseln sowie Cognac und andere exquisite Spirituosen aus Frankreich. Vor allem aber beherbergte der Palast die Frauen des Königs – mehr als 1.000 an der Zahl. Alles, wonach sein Herz überhaupt begehren konnte, stand König Huffon im Überfluss zur Verfügung.«

Wichtiger Wirtschaftszeig

Der Archäologe an der University of California in Santa Cruz, James Cameron Monroe, hat mit Historikern und Ethnologen drei Jahrzehnte im Süden Benins (Abomey Plateau Archaeological Project) geforscht. Schwerpunkt waren die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen im heutigen Benin zur Zeit des Sklavenhandels. Den Forschungen zufolge war der Menschenhandel der wichtigste Wirtschaftszweig der drei Königreiche Allada, Hueda und Dahomey. Als europäische Kaufleute und Militärs im 16. Jahrhundert Kontakt mit den Gemeinwesen aufnahmen, existierten bereits etliche Siedlungen, einige davon den Berichten nach mit städtischem Charakter. Das westafrikanische Königreich Dahomey, das etwa 260 Jahre lang an der Küste der Bucht von Benin bestand, hatte im 18. Jahrhundert ca. 200.000 Einwohner, davon nur ca. 12.000 freie Bürger. Alle anderen waren Sklaven.

Um 1680 standen etwa 5.000 Gefangene pro Jahr zum Verkauf, dreißig Jahre später doppelt so viele. Hauptabnehmer waren die Europäer. Entsprechend der archäologischen Funde wurden die Sklaven mit Kaurischnecken bezahlt, der wichtigsten Währung in der Region, aber auch mit Textilien, Eisen- und Messingbarren, Gewehren und Alkohol.

Mit Luxusgütern, die zur Schau gestellt und ausgewählten Personen überreicht wurden, demonstrierten die Herrscher ihre weltliche Macht als auch ihre Stellung als lebender Gott und Mittler zur Welt der Ahnen. Zeremonien wie »Xwetanu«, die dem königlichen Ahnenkult dienten, sollten die Autorität des Herrschers und seiner Familie sichtbar machen. Hunderte von Gefangenen verloren alljährlich dabei ihr Leben. Ihr Blut wurde mit Erde vermengt; aus diesem Lehm entstanden dann neue Mauern, die oft Schädel erschlagener Feinde als makabre Zier trugen.

Egon Flaig schreibt in seinem Standardwerk Weltgeschichte der Sklaverei, dass die Welt die »Abschaffung der Sklaverei der europäischen Kultur« verdanke. Nicht nur in den USA, sondern auch »in Afrika mußte die Absolution den Eliten gewaltsam aufgezwungen werden. Nicht bloß weil die einheimischen Eliten vom Versklaven und vom Sklavenhandel und -haltung profitierten, sondern weil die staatlichen Gebilde auf dem permanenten Versklaven beruhten«.

Angesichts all dieser Forschungsergebnisse kann es nicht darum gehen, die grundsätzliche Verantwortung der Europäer für die Verbrechen gegen die Menschlichkeit infrage zu stellen oder zu bagatellisieren, sondern sich der Vergangenheit zu stellen und ein dunkles Kapitel der Beziehungen zwischen Europa und Afrika ehrlich aufzuarbeiten.

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