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US-Truppenverstärkung in Nahost: Eskalation mit dem Iran?

Schutz der Schifffahrt vor Iran: USA verlegen Marinetruppen nach Nahost
Schutz der Schifffahrt vor Iran: USA verlegen Marinetruppen nach Nahost (© Imago Images / ZUMA Wire)

Die Entscheidung wirft Fragen bezüglich des Rückgangs des amerikanischen Einflusses in Nahost auf, der mit der Vermittlung Chinas bei der Vereinbarung zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran seinen Höhepunkt erreichte.

In einem Schritt, den Washington mit der Absicht begründet, den Iran von der Beschlagnahme von Öltankern und Handelsschiffen abzuhalten, sind unlängst Tausende amerikanische Soldaten im Nahen Osten eingetroffen. Die Entscheidung der USA verstärkt ihre militärische Präsenz in den wichtigen Wasserstraßen, die für den weltweiten Ölhandel von entscheidender Bedeutung sind, und hat in Teheran Aufsehen erregt, das Washington vorwirft, regionale Instabilität zu verursachen.

Vor einigen Tagen teilte die US-Flotte mit, dass am 6. August mehr als dreitausend Seeleute im Nahen Osten eingetroffen seien, und fügte in seiner Erklärung hinzu, das amphibische Angriffsschiff USS Bataan und das Landungsschiff USS Carter Hall seien in das Rote Meer eingelaufen, nachdem sie das Mittelmeer und den Suezkanal durchquert hatten.

Der Sprecher der Fünften Flotte, Tim Hawkins, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dieser Einsatz unterstreiche »das starke und unerschütterliche Engagement der Vereinigten Staaten für die regionale Sicherheit der Seewege«. So verliehen die zusätzlichen Einheiten den US-Operationen größere Flexibilität und Schlagkraft, während die USA mit internationalen Partnern zusammenarbeiteten, um die destabilisierenden Aktivitäten zu stoppen und die regionalen Spannungen abzubauen, die durch das Aufbringen und die Beschlagnahme von Handelsschiffen seitens des Irans verursacht werden.

Nach Angaben des US-Militärs hat der Iran in den vergangenen zwei Jahren in der Region fast zwanzig Schiffe unter internationaler Flagge beschlagnahmt oder diesbezügliche Versuche unternommen.

Teheran hingegen ließ verlautbaren, der amerikanische Einsatz im Nahen Osten diene ausschließlich den Interessen Washingtons. Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Nasser Kanaani, sagte auf einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche, »die militärische Präsenz der US-Regierung« habe »niemals Sicherheit geschaffen. Ihre Interessen in dieser Region zwingen sie immer dazu, Instabilität und Unsicherheit zu schüren.« Teheran sei fest davon überzeugt, dass die Golfstaaten ihre Sicherheit selbst garantieren können, fügte er hinzu.

USA möchten Präsenz zeigen

Laut einer Analyse der Associated Press bleibt die Offenhaltung der Straße von Hormus für den Schiffsverkehr eine Priorität für die Vereinigten Staaten, um die globale Stabilität zu gewährleisten, insbesondere, da der russische Krieg in der Ukraine Druck auf die Märkte ausübt.

Nachdem die USA ihr Augenmerk auf die Region des Nahen Ostens zugunsten anderer Ziele wie Asien und Europa reduziert hatten, verstärke das Militär nun seine Präsenz im Nahen Osten wieder, um die Seewege zu sichern, so der Militäranalyst Elijah J. Magnier. Mit seiner Entsendung von Luftstreitkräften im Form von F-16- und F-35-Kampfflugzeugen und seiner Truppenverstärkung am Golf korrigiere Washington den Fehler, den Nahen Osten zu vernachlässigen.

Magnier fügte hinzu, die US-Regierung wolle beweisen, »dass Präsident Joe Biden keine Konfrontation scheut, nicht schwach gegenüber dem Iran agiert und generell den Nahen Osten nicht aufgeben wird«.

Der auf geostrategische Fragen spezialisierte Farzad Ahmadi erklärte, die Vereinigten Staaten hätten ihre militärische Präsenz im Nahen Osten stark reduziert und nach Ostasien verlagert, um China einzudämmen. Die jüngste Entscheidung der Vereinigten Staaten, ihre Streitkräfte am Golf zu verstärken, stellt laut Ahmadi nun eine Revision dieser Strategie dar.

Ahmadi ist allerdings der Ansicht, dass die Botschaft der aktuell verstärkten US-Militärpräsenz in der Region eher an andere Parteien als an Teheran gerichtet ist. So habe das Verhalten Washingtons gegenüber seinen Verbündeten in der Golfregion das Vertrauen dieser in die USA tief erschüttert. »Washington ist bestrebt, seine Beziehungen zu den Golfstaaten wiederherzustellen und ihnen zu versichern, dass ihre Sicherheit gewährleistet ist.«

Der emiratische Autor Muhammad Khalfan Al-Sawafi wiederum meinte, die neuen US-Militäraktionen in der Region unterschieden sich nicht von dem üblichen diplomatischen Druck der USA auf den Iran, die Atomverhandlungen voranzutreiben und warnte vor einem Eskalationsszenario zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten, das aus dieser Drohkulisse erwachsen könnte.

Für ihn gilt eine »Eskalation der politischen und militärischen Spannungen und der gegenseitigen Drohungen zwischen der amerikanischen und der iranischen Seite« als das wahrscheinlichste Szenario. Angesichts der Möglichkeit, dass die Vereinigten Staaten die innere und äußere iranische Opposition mobilisieren, um Druck auf den Iran auszuüben, hält er es »nicht für ausgeschlossen, dass Teheran mit Provokationen gegen ausländische Schiffe in der Region reagiert, Staatsangehörige anderer Länder entführt« und verstärkt versuchen könnte »seine Probleme« über Stellvertreterorganisationen »in andere Länder der Region zu exportieren«.

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