Statt der Bitte nachzukommen, sich um die medikamentöse Versorgung einer israleischen Geisel zu kümmern, legte der Rotkreuz-Mitarbeiter deren Familie nahe, sich mehr um die Bewohner des Gazastreifens zu kümmern.
In einem Interview mit CNN-Moderator Jake Tapper erzählte Dor Steinbrecher, Bruder der von der Hamas verschleppten Doron Steinbrecher, einer dreißigjährigen Tierärztin aus dem Kibbutz Kfar Aza, ein Mitarbeiter des Roten Kreuzes habe die Bitte seiner Mutter abgelehnt, sich um die dringend benötigten Medikamente seiner Schwester zu kümmern und die Familie zurechtgewiesen, sich mehr um die Palästinenser im Gazastreifen zu sorgen.
Steinbrecher berichtete von einem Telefonat seiner Schwester, in dem sie ihrer Mutter weinend erzählte, in einem sicheren Raum unter einem Bett zu liegen, nachdem sie versucht hatte, die Tür zu verbarrikadieren: »Sie dachte, das wäre genug, aber das war es nicht.« Ob sie noch am Leben sei, wisse er nicht, da er keine Fotos von ihr gesehen noch Informationen über ihren Aufenthalt von anderen Geiseln erhalten habe. »Die Geiseln, die zurückkamen, haben sie in Gaza nicht gesehen. Wir haben kein Lebenszeichen von ihr erhalten.«
Da die Geiseln getrennt voneinander gehalten werden, müsse dies nicht bedeuten, dass seine Schwester nicht mehr am Leben sei, versuchte der CNN-Moderator seinen Gast zu trösten. »Ihre Schwester nimmt täglich Medikamente und ich weiß, dass Ihre Eltern sich an das Rote Kreuz gewandt haben, um sicherzustellen, dass sie diese auch erhält. Was hat das Rote Kreuz dazu gesagt?«, erkundigte sich Tapper, worauf Steinbrecher erwiderte: »Meine Mutter hat ein paar Minuten mit dem Roten Kreuz gesprochen und ihnen gesagt, dass meine Schwester ihre Medikamente bekommen muss. Und sie sagten ihr, dass wir uns mehr um die arabischen Menschen auf der anderen Seite kümmern sollten.«
Perplexes Schweigen
Das habe das Rote Kreuz gesagt? – »Ja, und weniger um unsere Liebste, die ihre Medizin nicht bekommen hat.« Ungläubig fragte Tapper nach: »Warten Sie eine Sekunde. Ihre Schwester nimmt also jeden Tag Medikamente ein. Sie ist Zivilistin und wurde vor drei Monaten und ein paar Tagen von der Hamas als Geisel genommen. … Und Ihre Eltern haben dies dem Roten Kreuz erzählt in der Hoffnung, dass sie ihr die Medikamente bringen können. … Und die Antwort war: ›Sie sollten sich mehr Sorgen um die Menschen in Gaza machen‹?«
Erneut bestätigte Dor Steinbrecher Tappers Zusammenfassung, was den CNN-Moderator zu der Bemerkung veranlasste: »Das ist schockierend.« Tapper war für einen Moment sprachlos, bevor er das Interview mit der Frage nach Dors Botschaft an jene Menschen, die weltweit Plakate der Geiseln von den Wänden entfernten, beendete.
Er möchte, antwortete Steinbrecher, »dass sie wissen, dass es sich nicht nur um meine Schwester handelt, sondern um jede einzelne Geisel in Gaza. Die meisten von ihnen wurden am Samstagmorgen aus ihren Betten gezerrt und ohne Grund nach Gaza gebracht. … Sie sollen sich vorstellen, dass all die Geiseln in Gaza – die Babys, die Frauen, die Großväter – ihre Familienmitglieder sind, ihre geliebten Angehörigen, die ihre Hilfe brauchen. Und dann sollen sie darüber nachdenken, warum sie [die Terroristen] mit den Geiseln Plakate gemacht haben.«
Family of female hostage being held in Gaza says when parents told the Red Cross that she needed daily medication for her health, a Red Cross worker told them they should focus their concerns on Gazans. pic.twitter.com/utwMxLjuIc
— Jake Tapper (@jaketapper) January 9, 2024