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Palästinensische Funktionäre und Medien bejubeln Abbas’ Holocaust-Relativierung

Pressekonferenz von Olaf Scholz und Mahmud Abbas im Berliner Kanzleramt
Pressekonferenz von Olaf Scholz und Mahmud Abbas im Berliner Kanzleramt (© Imago Images / Jürgen Heinrich)

Die Aussagen von Mahmoud Abbas auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz riefen in palästinensischen Medien begeisterte Zustimmung hervor.

Während die Palästinensische Mission in Deutschland nach Abbas’ im Berliner Kanzleramt gemachten Vorwürfen, Israel habe »50 Holocausts« an den Palästinensern begangen, noch um Schadensbegrenzung bemüht war und ein Statement veröffentlichte, das als eine Art Entschuldigung daherkommen sollte, zugleich aber Abbas’ Behauptungen prinzipiell bekräftigte, machten sich Funktionäre und Medien in der Palästinensischen Autonomiebehörde nicht einmal die Mühe, sich ein solches Lippenbekenntnis abzuringen.

Laut einem Bericht des israelischen Bloggers Elder of Ziyon unterstützte Abbas’ eigene Fatah-Bewegung die Aussagen ihres Vorsitzenden. Ihr Sprecher Munther al-Hayek begründete dies damit, dass Abbas mit seinen Worten »die Welt an das Leiden des palästinensischen Volks und an die durch Israel begangenen Massaker erinnern« wollte. Falls so etwas wie eine Entschuldigung nötig sei, dann müsste dies eine Entschuldigung an die Palästinenser sein, »deren Land besetzt wurde« und gegen die »vor den Augen und Ohren der Welt die abscheulichsten Verbrechen verübt wurden, ohne dass der Mörder je zur Rechenschaft gezogen wurde«.

Der Vorsitzende der Palestinian People’s Party und Mitglied das PLO-Exekutivkomitees, Bassam al-Salihi, wiederum erklärte, Abbas’ Ausführungen seien schlicht und ergreifend wahr. »Die Aussagen von Präsident Abbas drücken die Ansicht aller Palästinenser aus und die unerbittliche Aufhetzung gegen den palästinensischen Präsidenten durch Israel ist absolut und zur Gänze zurückzuweisen«, schrieb er auf seiner Facebook-Seite.

Die Nachrichtenagentur Ma‘an schloss sich dem an und nannte Abbas’ Ausführungen »kühn«, während sie die israelische Kritik daran als »hysterisch« zurückwies.

Der Herausgeber der Nachrichtenseite Amad erklärte in blumigen Worten, jeder »Patriot muss ohne zu zögern, ohne Bedingungen zu stellen und ohne nachzudenken in die Schlacht ziehen, um die Worte von Präsident Abbas zu verteidigen«. Abbas’ Aussagen, so hieß es auf Amad weiter, »repräsentieren das, was jeder Palästinenser innerhalb und außerhalb des Heimatlandes glaubt«, weswegen diesbezüglich auch keine »Neutralität akzeptiert« werden könne: »Jedes Schweigen zum Krieg des faschistischen Gebildes [Israel] gegen den Inhalt von Präsident Abbas’ Worten ist eine Parteinahme [für Israel] in diesem Krieg. Es gibt keinen Trost für die Feiglinge und die Zauderer.«

Das Nachrichtenportal Wattan.net übertrumpfte Abbas’ Antisemitismus sogar noch, indem es schrieb, Israel sei an weit mehr als »fünfzig Holocausts« schuld. Das Festhalten an der Präzedenzlosigkeit des Holocaust, hieß es im Editorial, sei ein Zeichen dafür, dass Juden glaubten, ihre Leben seien mehr wert als das Leben von allen anderen:

»Die extremistischen Stimmen der Zionisten, die süchtig danach geworden sind, die Welt zu erpressen, stellen nichts anderes als eine Fortsetzung der Idee ethnischer oder religiöser Diskriminierung dar, verbunden mit der Illusion und dem Mythos von Gottes auserwähltem Volk‹, das einem rassistischen Gott und einem Immobilienhändler und Landverkäufer zugeschrieben wird, der intolerant gegenüber jenem Teil seiner Schöpfung ist, der nicht der Beschreibung des Schöpfers entspricht.«

Es sei ihm nicht gelungen, so schließt Elder of Zion seinen Bericht, einen Artikel in palästinensischen Medien zu finden, in dem Mahmud Abbas’ Holocaustrelativierung kritisiert und verurteilt worden wäre.

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