Große Mehrheit der Palästinenser für Gewalt gegen Israel

Palästinensische Terroristen auf einem Begräbnis in Jenin. (© imago images/APAimages)
Palästinensische Terroristen auf einem Begräbnis in Jenin. (© imago images/APAimages)

Eine Umfrage zeigt: Die klare Mehrheit der Palästinenser befürwortet antiisraelische Gewalt, die Autonomiebehörde verliert an Unterstützung.

Jewish News Syndicate

Die Mehrheit der Araber im Westjordanland und im Gazastreifen unterstützt Terroranschläge gegen Israelis, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. »Die palästinensische Öffentlichkeit wird immer militanter: Die Unterstützung für den bewaffneten Kampf steigt, die Unterstützung für die Zwei-Staaten-Lösung sinkt, (…) das Vertrauen in die Palästinensische Autonomiebehörde sinkt, die Forderung nach dem Rücktritt von Präsident [Mahmud] Abbas steigt«, twitterte Khalil Shikaki, Direktor des in Ramallah ansässigen Palestinian Center for Policy and Survey Research (PCPSR), letzte Woche.

Boaz Ganor, geschäftsführender Direktor des Internationalen Instituts für Terrorismusbekämpfung (ICT) in Herzliya, erklärte gegenüber dem Jewish News Syndicate: »Diese Umfrageergebnisse waren zu erwarten, sie sind das Resultat einer langfristigen Kampagne der Hamas und anderer Terrorgruppen, um die Palästinenser aufzuhetzen. Es scheint, dass sie damit erfolgreich waren.«

Laut der Umfrage, bei der zwischen dem 8. und 11. März 1.200 arabische Erwachsene in 120 zufällig ausgewählten Orten in Judäa, Samaria und Gaza befragt wurden, haben weitere Faktoren zu dem Ergebnis beigetragen, darunter Massenstreiks von Lehrern in von der Palästinensischen Autonomiebehörde betriebenen Schulen und die Einführung einer von der PA erhobenen Telekommunikationssteuer, die angeblich der Unterstützung des Ostens von Jerusalem dient. Die Umfrage hat eine Schwankungsbreite von +/-3%.

Nach Angaben des PCPSR ist die Akzeptanz von Terroranschlägen gegen Israelis im Westjordanland weit verbreitet. 58 Prozent der Befragten befürworten »eine Rückkehr zu bewaffneten Auseinandersetzungen und zur Intifada«, das sind drei Prozentpunkte mehr als noch vor drei Monaten. Darüber hinaus gaben 61% an, dass sie in naher Zukunft mit dem Ausbruch einer dritten Intifada rechnen.

Auf die Frage nach dem jüngsten terroristischen Schusswaffenattentat in Huwara, außerhalb von Nablus, bei dem zwei israelische Brüder ums Leben kamen, gaben 71% der Befragten an, dass sie diesen und ähnliche Anschläge unterstützen.

Nach Ansicht von Experten wird sich dieser Trend voraussichtlich weiter verstärken. »Die Bemühungen zur Radikalisierung der Palästinenser steuerten auf ein konkretes Datum hin, den Ramadan«, sagte Ganor. »Sie [die Hamas] haben kontinuierlich versucht, die Situation in der Hoffnung zu verschärfen, dass es während des heiligen Monats zu einer Eruption kommen wird.«

Neue Terrorgruppen gewinnen

Achtundsechzig Prozent der Befragten unterstützen »die Bildung bewaffneter Gruppen wie die ›Höhle der Löwen‹, die keine Befehle von der Palästinensischen Autonomiebehörde entgegennehmen und nicht Teil der Sicherheitsdienste der Palästinensischen Autonomiebehörde sind«. Darüber hinaus sind 83% dagegen, dass diese Gruppen ihre Mitglieder oder Waffen an die Palästinensische Autonomiebehörde ausliefern, und »die überwiegende Mehrheit (87%) ist der Meinung, dass die Palästinensische Autonomiebehörde nicht das Recht hat, Mitglieder dieser bewaffneten Gruppen zu verhaften, um sie daran zu hindern, Anschläge gegen Israel zu verüben.«

Nach Angaben des US-Außenministeriums hat die Palästinensische Autonomiebehörde weitgehend »die Kontrolle in Jenin und Nablus verloren«. Beide Städte sind Hochburgen neuer Terrorgruppen wie der »Höhle der Löwen« und der »Jenin-Brigaden«.

Die Umfrage ergab auch, dass sich die Palästinenser zunehmend diesen neuen terroristischen Gruppen zuwenden und sie als legitime Herausforderer der PA betrachten.

Sechsundfünfzig Prozent der Befragten »erwarten nicht, dass die Palästinensische Autonomiebehörde ihre Sicherheitskräfte im Flüchtlingslager Jenin oder in der Altstadt (Kasbah) von Nablus und in anderen Gebieten, in denen sich kürzlich bewaffnete Gruppen gebildet haben, einsetzt, um Recht und Ordnung durchzusetzen«.

Die Umfrage ergab auch, dass 59% der Palästinenser glauben, dass die neu gebildeten Gruppen sich den PA-Sicherheitskräften militärisch widersetzen würden, sollte die PA versuchen, sie zu entwaffnen.

Ineffektiv, totalitär, schwach

Dem palästinensischen Forschungsinstitut zufolge korreliert die zunehmende Unterstützung für terroristische Gruppen mit der abnehmenden Unterstützung für die Palästinensische Autonomiebehörde. Die überwiegende Mehrheit der Palästinenser hält die Autonomiebehörde für ineffektiv, totalitär, schwach und korrupt. »Die öffentliche Bewertung der internen Verhältnisse deutet auf eine weitere Verschlechterung des Ansehens der Palästinensischen Autonomiebehörde und einen erheblichen Vertrauensverlust hin«, so das Zentrum in einer Pressemitteilung.

Ganor stimmt zu, was den Zusammenhang zwischen der Befürwortung des Terrorismus und der abnehmenden Unterstützung für die PA im Westjordanland betrifft. »Die volatile Atmosphäre und die Radikalisierung der Palästinenser werden von den Terrornetzwerken nicht nur geschaffen, um Israel zu schwächen, sondern auch, um die Palästinensische Autonomiebehörde im Allgemeinen und Abu Mazen [Abbas] im Besonderen zu schädigen«, erklärte er. »Ihrer Ansicht nach hätte ein Ereignis wie eine dritte Intifada den zusätzlichen Vorteil, die letzten Reste der Macht, an die sich die PA noch klammert, zu zersetzen.«

Der Umfrage zufolge sagt zum ersten Mal »eine Mehrheit von 52%, dass der Zusammenbruch oder die Auflösung der Palästinensischen Autonomiebehörde im Interesse des palästinensischen Volkes liegen«.

Hauptproblem Korruption

Zweiundachtzig Prozent der Befragten sagten, die Palästinensische Autonomiebehörde sei korrupt. Auf die Frage nach dem Hauptproblem, mit dem die palästinensische Gesellschaft heute konfrontiert ist, antwortete der größte Prozentsatz (26%), dass »Korruption das Hauptproblem der palästinensischen Gesellschaft ist«.

Einundachtzig Prozent sagten, die Regierung der Palästinensischen Autonomiebehörde habe bei der Verbesserung der wirtschaftlichen Bedingungen für die Araber im Westjordanland versagt. Außerdem haben 54% das Gefühl, dass sie die PA nicht offen kritisieren können, ohne Repressalien befürchten zu müssen.

Eine Mehrheit von 63% sieht die Palästinensische Autonomiebehörde als Belastung an, ein Anstieg um vier Prozentpunkte in den vergangenen drei Monaten. Schließlich erwarten 67 %, dass die großen arabischen Länder wie Saudi-Arabien und Ägypten die PA aufgeben werden, wenn sie zu zerfallen beginnt.

Abbas am absteigenden Ast

Die schwindende Unterstützung für die Palästinensische Autonomiebehörde spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen zu den Perspektiven von Abbas wider. Er ist seit 2005 Präsident, und abgesehen von der Parlamentswahl im Jahr 2006, deren Ergebnisse von der Palästinensischen Autonomiebehörde nicht anerkannt wurde, weil die Hamas sie gewann, hat er sich seit mehr als 18 Jahren keiner »nationalen« Abstimmung mehr gestellt.

Nach Angaben des PCPSR befürworten 68% der Palästinenser die Abhaltung von Wahlen in naher Zukunft. Die Mehrheit glaubt jedoch nicht, dass sie tatsächlich stattfinden werden.

Abbas‘ Zustimmungsrate liegt bei 17%, mehr als 77% der Befragten sind mit seiner Führung unzufrieden. Außerdem wollen 76% der Araber im Westjordanland und 78% der Araber im Gazastreifen, dass er von seinem Amt zurücktritt.

Würde heute eine Wahl zwischen Abbas und dem politischen Chef der Hamas, Ismail Haniyeh, stattfinden, würde Haniyeh der Umfrage zufolge mit einem Vorsprung von 16 Prozentpunkten gewinnen.

(Der Artikel ist auf Englisch vom Jewish News Syndicate veröffentlicht worden. Übersetzung von Florian Markl.)

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