Erweiterte Suche

Trotz US-Bedenken: Mehrheit der Israelis will Rafah-Operation

Die Mehrheit der Israelis will, dass die Armee ihre Einsätze bis zur Zerschlagung der Hamas fortführt
Die Mehrheit der Israelis will, dass die Armee ihre Einsätze bis zur Zerschlagung der Hamas fortführt (© Imago Images / UPI Photos)

Wie eine aktuelle Umfrage bestätigt, unterstützt eine deutliche Mehrheit der israelischen Öffentlichkeit eine Militäroperation im Gebiet von Rafah im südlichen Gazastreifen.

Die israelische Wirtschaftszeitung Globes ließ eine Sonderumfrage mit fast tausend Befragten durchführen, um festzustellen, was die Israelis über den Krieg im Gazastreifen in Zusammenhang mit den Beziehungen des Landes zu den USA denken. Im Mittelpunkt stand dabei nicht zuletzt die Frage, ob die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) trotz des Widerstands von US-Präsident Joe Biden in Rafah einmarschieren sollen oder nicht.

Dabei ergab sich, das mit zweiundachtzig Prozent eine deutliche Mehrheit der israelischen Öffentlichkeit eine Militäroperation im Gebiet von Rafah im südlichen Gazastreifen an der Grenze zu Ägypten unterstützt.

Fast die Hälfte der Befragten sagte, eine solche Operation sollte unter allen Umständen durchgeführt werden, also auch, wenn die USA dagegen sind. Ein Fünftel sprach sich nur dann für eine Operation aus, wäre sie mit den USA koordiniert; dreizehn Prozent befürworteten sie ohne eine solche Koordinierung, sofern eine Lösung für die Evakuierung der Bevölkerung des Gazastreifens gefunden würde. Nur zehn Prozent sprachen sich gegen eine Operation in Rafah aus, der Rest hatte keine Meinung zu diesem Thema.

Auch wenn sie Teilen von Joe Bidens Kritik zustimmen, sorgt die Einmischung des US-Präsidenten in den Krieg doch für Unstimmigkeiten unter den Israelis. Siebenunddreißig Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Biden Israel zwar unterstützt, sich aber in einer Wahlkampfphase befindet und seine Äußerungen daher vor diesem Hintergrund verstanden werden müssen. Ein Drittel der israelischen Öffentlichkeit, vor allem rechtsgerichtete Wähler, ist der Meinung, Israel sollte Bidens Haltung überhaupt nicht berücksichtigen. Ein Fünftel ist der Meinung, dass Israel Bidens Haltung angesichts seiner umfangreichen Unterstützung für das Land berücksichtigen sollte; elf Prozent haben keine Meinung zu dieser Frage.

Präsident Biden verschärfte letzte Woche seinen Ton gegenüber Premierminister Benjamin Netanjahu, indem er sagte, dass dieser »Israel mehr schade als helfe«. Der Globes-Umfrage zufolge stimmen ganze zweiundvierzig Prozent der israelischen Öffentlichkeit mit dieser Aussage überein, während siebenunddreißig Prozent anderer Meinung sind. Unter den Wählern des rechten Flügels stimmt ein Fünftel dem US-Präsidenten zu; unter jenen der Mitte sind es achtundsechzig Prozent, und unter denen des linken Flügels ganze achtzig Prozent, die Biden Recht geben.

Israelis wollen kein Ende des Kriegs

Fast zwei Drittel der Bevölkerung glauben überdies, dass Israel alles unternimmt, um Zivilisten im Gazastreifen so wenig wie möglich zu schaden. Ein Fünftel sagt, Israel mache sogar zu viel, um Zivilisten zu schützen, denn im Gazastreifen gebe es keine unschuldigen Zivilisten. Lediglich elf Prozent meinen, Israel tue nicht genug.

Während die meisten Befragten, die sich selbst als rechte und zentristische Wähler bezeichnen, der Meinung sind, Israel mache alles in seiner Macht Stehende, um Schaden von der Zivilbevölkerung abzuwenden, sagen vierundvierzig Prozent derjenigen, die sich selbst als linke Wähler bezeichnen, das Land tue nicht genug.

Mit vierundvierzig Prozent ist ein großer Teil der israelischen Öffentlichkeit der Ansicht, dass Israel die humanitäre Hilfe für die Bewohner des Gazastreifens von einer Vereinbarung über die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen israelischen Geiseln abhängig machen sollte. Siebenundzwanzig Prozent befürworten humanitäre Hilfe für den Gazastreifen als aktuell notwendig; unter anderem deswegen, weil dies Israel auf der internationalen Bühne hilft. Zweiundzwanzig Prozent lehnen generell jegliche humanitäre Hilfe ab.

Die Mehrheit der israelischen Öffentlichkeit ist der Meinung, dass der Krieg im Gazastreifen fortgesetzt werden sollte, bis die erklärten Kriegsziele erreicht und die Hamas zerschlagen ist. Einundvierzig Prozent sagen, dies sollte unabhängig von der Meinung der Weltöffentlichkeit geschehen, während mit vierzig Prozent fast ebenso viele der Ansicht sind, die Weltöffentlichkeit sollte berücksichtigt werden sollte. Nur elf Prozent meinen, dass die Kämpfe aufgrund der Kritik aus aller Welt beendet werden sollten.

Bleiben Sie informiert!
Mit unserem wöchentlichen Newsletter erhalten Sie alle aktuellen Analysen und Kommentare unserer Experten und Autoren sowie ein Editorial des Herausgebers.

Zeigen Sie bitte Ihre Wertschätzung. Spenden Sie jetzt mit Bank oder Kreditkarte oder direkt über Ihren PayPal Account. 

Mehr zu den Themen

Das könnte Sie auch interessieren

Wir sprechen Tachles!

Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie einen unabhängigen Blickzu den Geschehnissen im Nahen Osten.
Bonus: Wöchentliches Editorial unseres Herausgebers!

Nur einmal wöchentlich. Versprochen!