„Junge Männer blicken in die Kamera. Manche grinsen freudig, andere wirken schüchtern, viele ernst und ausdruckslos. Ein paar der Aufnahmen sehen aus wie Passfotos. Bilder von Menschen, die offenbar bereit sind, zu sterben – als Selbstmordattentäter für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Zu jedem Foto sind ein Name und ein Geburtsdatum vermerkt, dazu ein oft martialisch klingender Kampfname und Angaben zum Herkunftsland. Irak steht bei den meisten, Tunesien, Marokko, Jordanien, Tadschikistan oder Saudi-Arabien. Auch Belgien, die Niederlande, Frankreich sind dabei. Und: Deutschland. Es ist eine brisante Liste, die europäische Sicherheitsbehörden derzeit beschäftigt. Sie enthält die Namen von 173 potenziellen Selbstmordattentätern des IS. Irakische Spezialeinheiten entdeckten die Unterlagen wohl bei den Kämpfen um Mossul in einem Versteck der Terroristen. US-amerikanische Geheimdienste haben die Papiere ausgewertet und der internationalen Polizeiorganisation Interpol übermittelt.
Im Mai wurde die Liste schließlich an die europäischen Polizeibehörden verschickt – als Vorsichtsmaßnahme, falls sich die Männer auf den Fotos auf den Weg nach Europa machen. Die WELT konnte die Liste einsehen. Es befinden sich 132 Dschihadisten aus dem Irak darauf, darunter etwa 20 Minderjährige. Auch sechs IS-Kämpfer aus Europa sind vermerkt. (…) Europas Sicherheitsbehörden aber blicken nicht nur mit Wohlwollen auf den Niedergang des IS in der Region. Sie sehen auch die drohenden Gefahren. (…) Rund 6000 Dschihadisten aus Europa, darunter etwa 940 aus Deutschland, sollen in den vergangenen Jahren nach Syrien und in den Irak gereist sein. Viele sind mittlerweile tot. Andere, wie zuletzt vier deutsche Dschihadistinnen aus Sachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen, wurden noch in der Region festgenommen. Hunderte weitere ‚Foreign Fighters‘ aber könnten radikalisiert und kampferfahren die Heimreise antreten, so die Befürchtung der Behörden.“ (Florian Flade: „IS-Liste mit 173 potenziellen Selbstmordattentätern aufgetaucht“)