Bewohner der Bekaa-Ebne im Osten des Libanon demonstrierten gegen die durch die anhaltende Wirtschaftskrise immer schlechter werdende Lage im Land.
Tzvi Joffre, Jerusalem Post
In der Stadt Ali al-Nahri umzingelten Anwohner Berichten zufolge den Hisbollah-Abgeordneten Hussein Hajj Hassan, nachdem er vergangenen Freitag eine Moschee der Stadt besucht hatte, und begannen, ihn mit Tomaten zu bewerfen, bis er das Gelände verließ. Die libanesische Nachrichtenseite An-Nahar berichtete, dass in der Moschee, die Hassan besuchte, ein Protest junger Menschen gegen die Wirtschaftskrise stattfand, und dass Hassan eine kurze Rede hielt, bevor er den Ort unter militärischem Schutz verließ.
Hassan bestritt den Vorfall und sagte, er habe vor Ort eine Rede gehalten, bei der es keine Probleme gegeben habe. Berichte, die das Gegenteil behaupteten, seien „eine Erfindung, eine Lüge und ein billiger Versuch, Aufruhr zu schüren.“
Bereits am Donnerstagabend versammelten sich Berichten zufolge Demonstranten vor dem Haus des Hisbollah-Abgeordneten Anwar Jomaa in der Stadt und stießen mit dem Büroleiter des Abgeordneten zusammen. Die Demonstranten erklärten, Jomaa habe während seiner Amtszeit nichts für die Region getan. Laut der libanesischen Zeitung El-Nashra behauptete Jomaa, die Demonstranten hätten versucht, in sein Haus einzubrechen und seine Frau und seine beiden Töchter zu terrorisieren.
Libanesische Sicherheitskräfte nahmen Berichten zufolge nach den Protesten eine Reihe von Personen aus Ali al-Nahri fest, wobei die Angaben darüber variierten, ob sie wegen des Protests gegen Hassan oder wegen des Protests gegen Jomaa festgenommen worden waren.
Trotz der Festnahmen erklärte Jomaa, dass er keine Anzeige erstattet habe, fügte jedoch hinzu, er könne zu den „Beleidigungen, Verleumdungen und Schlägen gegen die Türen“ seines Hauses nicht schweigen. Der Abgeordnete erklärte, er habe nichts gegen „demokratischen Einspruch“ oder Kritik, aber der Protest am Wochenende sei über Kritik hinausgegangen.
Die Hisbollah-Bewegung in der Bekaa-Ebene reagierte auf die Berichte über die Proteste gegen Hassan und erklärte, sie seien „unwahr und reine böswillige Gerüchte“. Hassan habe in der Moschee eine Rede gehalten, und nachdem er die Moschee verlassen habe, sei es zu einem individuellen Streit zwischen zwei Personen gekommen, der gefilmt und dann in den sozialen Medien als Problem mit Hassan verbreitet worden sei. „Wir erklären, dass diese Behauptungen nicht wahr sind, und wir rufen alle sozialen Medien und Medien auf, sich an die Realität zu halten“, so die Hisbollah-Bewegung.
Zu den Protesten vor dem Haus von Jomaa ließ die Bewegung verlautbaren: „Einige Personen, die wegen der wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen verärgert waren, versammelten sich für kurze Zeit vor dem Haus des Abgeordneten Anwar Jomaa. Da der Geheimdienst der Armee von der Angelegenheit wusste, wurden ihre Häuser am Samstagmorgen gestürmt und sie wurden verhaftet.“ Die Hisbollah betonte, sie habe mit dem Militär zusammengearbeitet, um die Freilassung der Verhafteten zu erreichen.
„Wir erklären hiermit, dass es kein Problem zwischen uns und unseren Leuten in der Stadt Ali al-Nahri gibt. Die wirtschaftliche und soziale Krise wirft einen Schatten auf uns alle und bildet hier und da das Motiv für ein bisschen Wut“, sagte die Bewegung. „In dieser Phase ist von allen Seiten Geduld und ein kluger und besonnener Umgang mit der Situation gefragt.“
Die Bekaa-Ebene ist eine der Hochburgen der Hisbollah im Libanon.
(Aus dem Artikel „Lebanese citizens protest against two Hezbollah MPs – report“, der in der Jerusalem Post erschienen ist. Übersetzung von Alexander Gruber.)